Die Arbeitswelt, wie sie seit Jahrzehnten gelebt wird, gehört laut neuesten Studien der Vergangenheit an. Immer mehr Unternehmen setzen auf hybrides Arbeiten, denn auch die Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit- und Arbeitsplatzeinteilung. Das erfordert ein Umdenken, auch bei der Büroeinrichtung. Statt meterlange Schreibtische gibt es nun innovative Arbeitsplätze, Ruhezonen, Zoom-Pods und andere Einrichtungs-Gimmicks.
Die Beziehung zwischen Arbeit und Privatleben ändert sich
Experten sind sich sicher, dass sich der Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz auf die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter auswirkt. Umfangreiche Untersuchungen zeigen, dass sich Arbeitnehmer vor allem mehr Mitbestimmungsrecht und Flexibilität bei der Arbeitsplatzwahl wünschen. Statt alle Arbeitsstunden im Büro abzusetzen, möchten sie hin und wieder von zu Hause aus oder generell remote arbeiten. Der Computer oder Laptop wird dabei zum unverzichtbaren Tech-Kollegen. Komfortabel von überall aus über Zoom und andere Tools virtuelle Meetings abhalten, Texte per in Windeseile diktieren oder Projekte gekonnt mit innovativen Tools verwalten – all das braucht eine optimale Infrastruktur. Unternehmen statten ihre Mitarbeiter immer häufiger mit mobilen Endgeräten als Alternative zum klassischen Desktop-PC oder als Ergänzung hierfür aus. Das Smartphone wird dabei zum Office-Allrounder. Telefonate führen, Projekte verwalten, E-Mails beantworten – im handlichen Format geht das sogar auf kleinem Raum.
Damit Gespräche im Büro anderer Kollegen nicht beeinträchtigen oder vertrauensvoll(er) geführt werden können, gibt es kleinere Interieur-Lösungen wie eine Telefonbox. Mit Schallschutz ausgestattet und in platzsparender Größe lässt sie sich in jedem Büro aufstellen. Auf Wunsch sind die Boxen sogar mit Sitzmöbel und Tisch ausgestattet, um ungestört Meetings im Großraumbüro abhalten zu können. Abgeschirmt von der Außenwelt lassen sich in den Boxen auch neue Ideen finden oder Gedanken zu Projektoptimierung und Co. sammeln.
Künftig liegt der Fokus verstärkt auf Mitarbeiter-Benefits
Google, Facebook und andere große Unternehmen machen längst vor, wie produktiv-legeres Arbeiten funktionieren kann. So gibt es in den Büros der Tech-Giganten beispielsweise relative Sitzmöbel in Form von Hängematten, Schaukelstuhl, Sitzsack und Co. Ziel ist es, Mitarbeiter in einem unkonventionellen Umfeld zu unkonventionellen Ideen anzuregen. Das Konzept scheint aufzugehen, denn seit Jahren gehören die Riesen aus dem Silicon Valley mit ihren innovativen Ideen zur Weltspitze.
Immer mehr deutsche und Schweizer Unternehmen erkennen das Potenzial in kreativer Arbeitsplatzgestaltung ebenfalls. Im Fokus des hybriden Arbeitsmodells steht die Vereinbarung von Produktivität und Wohlfühlcharakter. Die Gemeinschaftsstudie der Universität St. Gallen, Novu Office und HR Campus, Hybrid Work Compass, zeigt, dass auch Schweizer Unternehmen künftig auf neue Arbeitsweisen setzen. Mehr als 76 Prozent befinden sich noch in der Entwicklungsphase, 17 Prozent haben das hybride Modell bereits erfolgreich integriert. Vor allem in freiberuflichen Branchen (55 Prozent), in Finanzdienstleistung (51 Prozent) sowie Kommunikation, Medien und Technologien (54 Prozent) wird das neue Arbeitskonzept bereits gelebt. Weit abgeschlagen liegen öffentliche Dienste und Bildungen (bisher 24 Prozent).
Unternehmen sehen viele Chancen in hybride Arbeitsweise
Der Arbeitsmarkt ist in der Schweiz und ganz europaweit unter Druck. Fachkräfte fehlen, sodass viele Unternehmen kaum noch effektiv offene Stellen besetzen können. Durch das Angebot hybride Arbeitsmodelle und einem neuartigen Bürokonzept versprechen sich Unternehmen wachsende Attraktivität für die Arbeitsplatzgewinnung (laut Studie 87 Prozent). Darüber hinaus sind auch die Vorzüge für Arbeitnehmer durch mehr Zeit für die Familie oder flexible Freizeitgestaltung (84 Prozent) unübersehbar.
Dass Mitarbeiter durch die Neugestaltung und das größere Mitspracherecht bei der Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung motivierter sind, denkt der Großteil (über 80 Prozent) der Unternehmen ebenfalls. Doch einige sehen auch Herausforderungen bei dem neuen hybriden Arbeitsumfeld. Der Verlust der Unternehmenskultur oder die Effizienz bei Teamzusammenarbeit gehören zu den größten Sorgen. Das Management remote arbeitender Mitarbeiter und ihre Erfolgskontrolle sehen ebenfalls mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen (68 Prozent) als kritisch.
Mehr Flexibilität bei Arbeitsplatz- und Arbeitszeitwahl bringt auch gesundheitliche Entspannung
Dass die flexible Arbeitsplatzwahl auch der Gesundheit zugutekommen kann, zeigen zahlreiche Studium. Der Report 2020 der Rheumaliga macht deutlich, dass Rückenleiden vor allem durch lange sitzende Tätigkeiten bei mehr als 67 Prozent der Schweizer Bevölkerung auftreten. Die meisten von ihnen verschwinden nach einigen Wochen wieder, doch manche halten sich hartnäckiger. Ursächlich dafür sind laut Experten vor allem monotone Sitzhaltungen bzw. Arbeitsabläufe.
Ein innovatives Büro mit verschiedenen Arbeitsplatzmöglichkeiten (beispielsweise liegend, sitzend oder stehend) entlastet den Rücken und beansprucht verschiedene Muskelgruppen. Viele Unternehmen bieten nicht nur ergonomischer Sitzmöbel, sondern regelmäßigen Betriebssport oder Massagen am Arbeitsplatz. Auch das eine Möglichkeit der Teambildung, denn zusammen Sport zu treiben und sich gemeinsam einem Ziel zu verschreiben, kann laut Psychologen wahre (mentale) Wunder bewirken.
Immer häufiger werden Büroräume auch durch eine große Küche ergänzt. Ganz in Google- oder Facebook-Manier können sich Mitarbeiter an einem großen Tresen zusammenfinden und über berufliches und privates reden. Frisches Obst und Gemüse, gesunde Getränke oder Snacks gehören ebenfalls immer öfter zum Rundum-Sorglos-Paket der Unternehmen. Japanische Wissenschaftler der Peking University fanden übrigens heraus, dass der Teegenuss die Kreativität beflügeln kann.