Die Schweizer Wirtschaft hat sich in Bezug auf Gender Diversity nachhaltig bewegt und ist im Generationenprojekt von der Sensibilisierungsphase definitiv in der Bewusstseinsphase angekommen. Dies manifestiert sich in Höchstständen des Frauenanteils sowohl in der Geschäftsleitung als auch im Verwaltungsrat. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen steigt erstmals um 3 Prozentpunkte (+ 30 Prozent) von 10 Prozent auf den neuen Höchststand von 13 Prozent. Die Zahl der weiblichen CEOs erhöht sich gleichzeitig von 3 auf 5 – und wird im laufenden Jahr auf 8 zunehmen. Der öffentliche Sektor beschäftigt im Topkader bereits 21 Prozent Frauen. Eine durchgängig breitere Gender-Diversity-Pipeline in allen Sektoren lässt erwartungsvoll in die Zukunft blicken.
Der Vormarsch weiblicher Führungskräfte wird dadurch unterstrichen, dass die grössten Arbeitgeber zuletzt jede vierte vakante Geschäftsleitungsposition (26 Prozent) mit einer Frau besetzten (Vorjahr 21 Prozent). Der öffentliche Sektor hat für 29% der Vakanzen im Topkader eine Frau berufen. In den Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber
legte der Frauenanteil von 23 Prozent auf 24 Prozent zu, wie der schillingreport 2021 aufzeigt. Nach einer langen Phase der Sensibilisierung betreffend Gender Diversity sind die meisten Unternehmen in der Bewusstseinsphase angekommen. Sie haben erkannt, wie zentral eine eigene Pipeline mit weiblichen Talenten für den Geschäftserfolg ist. So ging die
Zahl jener Unternehmen, die keine Frau in der Geschäftsleitung haben, jüngst nochmals deutlich auf 42 Prozent (Vorjahr 47 Prozent) zurück. Bis zur Akzeptanzphase – in der Berufungen von Frauen in die Geschäftsleitung so alltäglich sind wie jene von Männern – dürften noch etliche Jahre vergehen. «Nicht umsonst spreche ich immer von einem Generationenprojekt», so Herausgeber Guido Schilling.
Die 16. Ausgabe des schillingreport wertet erstmals die Zusammensetzung der Verwaltungsräte nach Fachkompetenz aus. Hier zeigt sich, dass die Mitglieder mit einem operativen General-Management-Hintergrund mit 61 Prozent deutlich überwiegen, während 39 Prozent der Mitglieder die UnternehmensGovernance mit ihrer Expertise sicherstellen. 54 Prozent der Verwaltungsrätinnen haben Governance-Expertise, ihre männlichen Kollegen zu zwei Dritteln (66 Prozent) einen General-Management-Hintergrund.
Rekordhoher Anstieg des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen
Erstmals stieg der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen um 30 Prozent, bzw. 3 Prozentpunkte, auf 13 Prozent, nachdem erst im Vorjahr die 10 Prozent-Marke geknackt worden war. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der SMI-Unternehmen liegt leicht
höher bei 14 Prozent. «Hält diese Dynamik an», meint Schilling, «dürfte der gesetzlich
festgelegte Geschlechterrichtwert von 20 Prozent Frauen in den Geschäftsleitungen bis Ende 2030 erreicht werden. Gefordert sind klar die 42 Prozent der Unternehmen, die
noch keine Frauen an der Unternehmensspitze haben.»
Der Bund weist den Weg
Der öffentliche Sektor bestätigt auch dieses Jahr seine Vorreiterrolle in Sachen Gender Diversity: Der Frauenanteil im Topkader von Bund und Kantonen stieg auf 21 Prozent, nach 20 Prozent und 18 Prozent in den beiden Vorjahren. Bei den Neubesetzungen im Topkader erreichte der Bund erneut Geschlechterparität: Je 50 Prozent der Vakanzen wurden wie im vergangenen Jahr mit Männern bzw. Frauen besetzt. Die Kantone liegen mit 27 Prozent Frauen (Vorjahr 36 Prozent) dahinter.
Breitere Gender-Diversity-Pipeline sichert nachhaltigen Erfolg
Um zukünftige Entwicklungen betreffend den Frauenanteil auf Stufe Geschäftsleitung/Topkader zu antizipieren, ist die Gender-Diversity-Pipeline der massgebliche Indikator. Seit 5 Jahren investieren Unternehmen substanziell in eine grössere Gender Diversity im Mittelbau und ernten nun die Früchte ihrer Arbeit. Im Sample
der Privatwirtschaft beträgt der Frauenanteil im Middle Management 25 Prozent (2019 24 Prozent) und im Topmanagement 18 Prozent (2019 16 Prozent). Breiter ist die Pipeline im
öffentlichen Sektor, der sowohl im Middle Management als auch im Topmanagement bereits 29 Prozent Frauen vorweist (2019 28 Prozent und 22 Prozent). «Die zukunftsorientierten
Unternehmen schaffen bereits konsequent Voraussetzungen, um den Frauen
attraktive Perspektiven zu ermöglichen», so Schilling.
Frauen rücken in Core-Business-Funktionen auf
Noch nie wurden in den Geschäftsleitungen der Privatwirtschaft so viele Frauen in eine Core-Business-Funktion berufen: 52 Prozent (Vorjahr 39 Prozent) der neuen weiblichen
Geschäftsleitungsmitglieder übernahmen eine umsatz- resp. ergebnisrelevante Rolle.
Lediglich 48 Prozent (Vorjahr 61 Prozent) übernahmen eine Service-Rolle wie etwa Human
Resources oder Legal. Bei den bestehenden weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern sind knapp zwei Drittel (65 Prozent) für Service-Funktionen zuständig. «Das Engagement der Unternehmen, Frauen für umsatz- und marktbezogene Geschäftsleitungsfunktionen zu gewinnen, ist auch in meinem Geschäftsalltag stark spürbar», sagt Schilling. «Deshalb rate ich den jungen Frauen und Männern immer, sich im Kerngeschäft des Unternehmens zu entwickeln und Erfahrungen im Ausland zu sammeln, wenn sie eine Laufbahn ins Topmanagement anstreben.»
Mehr weibliche CEOs
Mit 5 Frauen in der CEO-Position wurde der bisherige Höchststand von 2017 egalisiert. Im laufenden Jahr werden nach jetzigem Stand gar 8 (2020 3) der grössten Arbeitgeber von einer Frau geführt (7 Prozent). Die durchschnittliche Amtsdauer der ausgetretenen CEOs blieb mit 5.5 Jahren stabil. Bei den neu ernannten CEOs stieg das Durchschnittsalter seit 2017 von 50 auf 55 Jahre, wobei das Durchschnittsalter aller CEOs ebenfalls bei 55 Jahren liegt. «Man könnte sich die Frage stellen, ob das höhere Alter der neu berufenen CEOs in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Covid-19-Krise und der damit einhergehenden benötigten Lebens- und Krisenerfahrung steht», sinniert Schilling. «Meine Hypothese in Bezug auf die im Vergleich eher tiefe Fluktuation der CEOs ist, dass die Unternehmen derart stark gefordert waren, die Krise zu managen, dass sie keine unnötigen
personellen Konsequenzen zogen.»
In 9 von 10 Verwaltungsräten sitzt mindestens eine Frau
Mit 24 Prozent (Vorjahr 23 Prozent) erreichte der Frauenanteil auch in den Verwaltungsräten einen neuen Höchststand. Mehr als jeder dritte vakante Sitz (34 Prozent, Vorjahr 32 Prozent) wurde mit einer Frau besetzt. Am stärksten legten die Unternehmen mit 3 oder 4 Verwaltungsrätinnen zu: Deren Anteil verdoppelte sich in den letzten 4 Jahren von 16 Prozent auf 32 Prozent, was der Entwicklung massiven Schub verlieh. Gleichzeitig sank der Anteil von Unternehmen mit keiner oder nur einer Frau in 4 Jahren von 53 Prozent auf 35 Prozent. Erfreulich ist, dass in 90 Prozent der Gremien mittlerweile eine Frau einsitzt.
«Wie bereits 2017 prognostiziert, wird der Geschlechterrichtwert im Verwaltungsrat per Ende 2025 problemlos erreicht werden», resümiert Schilling. «Im SMI beträgt der Frauenanteil im Verwaltungsrat bereits 27 Prozent, womit diese Unternehmen den Geschlechterrichtwert schon 2023 erreichen dürften.» Alle 20 SMI-Konzerne haben mindestens eine Frau im Verwaltungsrat.
Zunehmend kompetenzbasierte Zusammensetzung im Verwaltungsrat
Traditionell wurden Verwaltungsräte aus den vorhandenen Netzwerken der bisherigen Mitglieder berufen. Mit zunehmender Komplexität richteten sich die Verwaltungsräte am Kerngeschäft, an den Schlüsselmärkten und den technologischen Herausforderungen des Unternehmens sowie den Governance-Anforderungen aus. Dies manifestiert sich in der aktuellen Zusammensetzung der Verwaltungsräte: 61 Prozent haben einen operativen General-Management-Hintergrund im Kerngeschäft, in den Schlüsselmärkten oder den technologischen Herausforderungen, 39 Prozent verfügen über Governance-Expertise. Auf die Geschlechter heruntergebrochen, haben 66 Prozent (2015 68 Prozent) der Männer und 46 Prozent (2015 39 Prozent) der Frauen ein General-Management-Profil. «Die Schweiz verfügt weltweit über eines der besten Corporate-Governance-Modelle. Dazu trägt der optimale Mix von rund zwei Dritteln im operativen Management erfahrenen Verwaltungsräten und rund einem Drittel mit Expertenkompetenz bei», meint Schilling.
Der vollständige Report kann in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch
ab Mitte Mai online unter www.schillingreport.ch bezogen werden.