Die neue Studie von ICT-Berufsbildung Schweiz prognostiziert, dass bis 2028 insgesamt 117’900 zusätzliche ICT-Fachkräfte benötigt werden. Will man diesen zusätzlichen Bedarf decken, müssten 35’800 Personen mehr ausgebildet werden als heute. Unternehmen aller Branchen und die öffentliche Verwaltung sind gefordert, neue Lehrstellen in der Informatik und Mediamatik zu schaffen.
Das Berufsfeld «Informations- und Kommunikationstechnologie» (ICT) wächst fast viermal so schnell wie der Durchschnitt über alle Berufe: Innert neun Jahren hat sich die Zahl der ICT-Beschäftigten um 50 Prozent erhöht und zählt heute 242’600 Personen.
Bis 2028 fehlen 35’800 ICT-Fachkräfte
Der bis 2028 erwartete zusätzliche ICT-Fachkräftebedarf von 117’900 Personen kann mit den heutigen Bemühungen nur zu 70 Prozent durch Arbeitsmarkteintritte von Neuabsolventinnen und -absolventen und zugewanderte ICT-Fachkräfte gedeckt werden. Um der stark steigenden Nachfrage gerecht zu werden, müsste die Schweiz in den nächsten acht Jahren 35’800 zusätzliche ICT-Fachkräfte ausbilden. Nur 40 Prozent der ICT-Beschäftigten sind in der ICT-Kernbranche tätig. «Das heisst, dass die Mehrheit der ICT-Fachkräfte in ganz unterschiedlichen Zweigen der Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung zu finden sind. Deshalb müssen Unternehmen aller Branchen sowie die öffentliche Verwaltung Verantwortung für einen ausreichenden ICT-Nachwuchs übernehmen», so Serge Frech, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Die berufliche Grundbildung sei dabei der zentrale Hebel als Fachkräftequelle. In den letzten zehn Jahren konnte die Zahl der ICT-Lehrstellen um 43 Prozent auf 9’700 erhöht werden.
Gesamtwirtschaftliche Herausforderung
Die Bedeutung der ICT für die Wirtschaft, das Bildungssystem und die Behörden nimmt stetig zu – dies hat die Covid-Krise unlängst gezeigt. Andreas W. Kaelin, Präsident von ICT-Berufsbildung Schweiz, geht davon aus, dass das Schweizer Bildungssystem trotz ausserordentlicher Anstrengungen nicht in der Lage sein wird, den stark steigenden ICT-Fachkräftebedarf zu decken: «Die Schweiz kann ihr Wertschöpfungswachstum und ihre Wettbewerbsfähigkeit nur beibehalten, wenn in Zukunft weiterhin auf einfache Weise die benötigten spezialisierten ICT-Fachkräfte aus dem Ausland beschafft werden können.»
Die digitale Transformation hat Einfluss auf Unternehmen sämtlicher Branchen. Dies zeigt sich am Beispiel der Schweizerischen Post. «Die Post ist nicht nur ein Logistikunternehmen, sondern auch ein Informatikunternehmen. Intern basieren viele Prozesse schon lange auf digitalen Lösungen. Auch bietet die Post ihren Kundinnen und Kunden vermehrt Online-Dienstleistungen an. Damit dies möglich ist, sind wir auf genügend qualifizierte ICT-Fachkräfte angewiesen», so Laetitia Henriot, Leiterin Technology. Dabei setzt die Post genau wie die Swisscom auf die Berufsbildung. «Für Swisscom ist die Berufsbildung ein wirksamer und nachhaltiger Weg, die Abdeckung unseres eigenen ICT-Fachkräftebedarfs zu unterstützen», sagt Marc Marthaler, Head of Next Generation bei Swisscom AG.
Die Studie wurde von IWSB im Auftrag von ICT-Berufsbildung Schweiz mit Unterstützung von PEAX AG erstellt.