Das Landesmuseum vis-à-vis des Hauptbahnhofs Zürich erscheint vielen als eine graue Variante des Schlosses Neuschwanstein. Gustav Gull hat 1898 ein mittelalterliches Märchenschloss geschaffen, um eine nationale Identität aus der mittelalterlichen Geschichte rund um die alten Eidgenossen herzustellen. Das heute etwas angestaubte Märchenschloss hat nun eine markante Ergänzung erhalten, das den im Stil des Historismus errichteten Altbau in einem neuen Licht erscheinen lässt. Der markante Erweiterungsbau von Christ & Gantenbein repräsentiert eine zeitgemässe Museumsarchitektur und die Ausrichtung auf seinen zentralen Ort im Platzspitzpark.
Schon um 1935 hat es erste Pläne für eine Erweiterung des Landesmuseums gegeben. 2002 hatten dann die Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein als junges Büro den Wettbewerb mit ihrem expressiven Projekt gewonnen, weiterentwickelt und es zu einem imposanten Abschluss gebracht.
Das Dach als Herausforderung
Durch das Schweizer Nationalmuseum wird man nun fast nahtlos vom Altbau in den Neubau wechseln können. Der neue Ergänzungsbau mit rund 42’000 m3 zeigt sich mit Ecken und Kanten, schiefen Wänden, steilen Treppen und fast ohne Fenster. Eindrücklich sind die schiefen Wandabwicklungen, die lange Treppe, die schrägen Betonflächen. Da sich Museen vor Tageslicht abschirmen, hat auch der Neubau kaum Öffnungen; Christ & Gantenbein haben dennoch bullaugenartige Fenster in den Beton fräsen lassen. So hat der Besucher auf dem Rundgang immer wieder die Möglichkeit, einen Blick auf den Park, die Limmat oder auf den Altbau zu erhaschen.
«Der gezackte Grundriss ist dem Baumbestand und den Wegführungen im Park geschuldet», erklärt Emanuel Christ. Die brückenhafte Form lässt Verbindungen und Durchblicke in den Hof und Park zu.
Glatter grauer Beton an den Wänden, geschliffener Beton als Fussboden, sichtbarer Beton als Fassade: Als fünfte Fassade fügt sich auch die Bedachung in die Farbpalette von Alt- und Neubau ein. Die Einpassung der Dachfläche in die vorgegebenen betonierten Seitenwände war eine aussergewöhnliche Aufgabe, denn das Dach hatte mit einer komplexen Geometrie auf die unterschiedlichsten Breiten und Höhen, Winkel und Neigungen zu reagieren. Mit einer Gesamtfläche von 2 580 m2 stellten die Dachlandschaft und deren Bedeckung eine eigene Herausforderung dar, zumal das Dach Niveauunterschiede zwischen 10.50 m und 21.50 m über Terrain aufweist. In einem strengen Auswahlverfahren wurde das hierfür beste Bedachungsmaterial gesucht: Die Wahl fiel auf die Dachwellplatte Swisspearl® ONDAPRESS-57 in NATURA Grey von der Eternit (Schweiz) AG. Dank zeitloser Ästhetik, Formbeständigkeit und anhaltender Festigkeit ist es seit Jahrzehnten das zuverlässige und ökonomische Dachsystem für jeden Bautyp.
Mit den unterschiedlichen Einteilungen des Plattenmaterials, die nicht in der Falllinie verlaufen, setzte die Bedachung eine anspruchsvolle Planung voraus. Unter anderem weisen die Dreiecksflächen mehrere Neigungen – zwischen 9.1 Grad und 38.4 Grad – in unterschiedlichen Richtungen auf, sodass das anfallende Niederschlagswasser nicht linear im Wellental der Bekleidung verläuft. Dachkanten, Firste und Gräte wurden offen ausgebildet, sodass das eindringende Wasser über eine Unterdachfolie abgeleitet und in innenliegenden Wasserführungsrinnen abgeführt werden konnte. Eine weitere Herausforderung stellte auch der Blitzschutz dar, der nun unsichtbar über die Unterkonstruktion gewährleistet wird.
Durchdachte Unterkonstruktion
Ein wichtiges, bauphysikalisch zu beachtendes Thema waren die Wärmebrücken: Dort, wo die Unterkonstruktion die Wärmedämmung durchdringt, entstehen Schwachpunkte mit Wärmeverlusten. Diese Wärmeverluste lassen sich durch die richtige Wahl der Konstruktion sowie durch eine Reduktion der Anzahl Konsolen minimieren. Herkömmliche Materialen wie Aluminium verursachen einen hohen Wärmeabfluss; beim neuen Ergänzungsbau des Landesmuseums wurde deshalb mit Edelstahl gearbeitet, was gegenüber Aluminium eine rund 50 Prozent geringere Wärmeleitfähigkeit aufweist und deutlich höhere Lasten aufnehmen kann. Edelstahl hat auch eine geringere thermische Längenveränderung als Aluminium, eine wichtige Anforderung bei der aufwendigen Dachgeometrie.
Im Dachbereich wurde den brandschutztechnischen und energetischen Anforderungen entsprechend eine mineralische Dämmung mit der Stärke von 360 mm eingebaut. Zur Anwendung kamen dabei 360 mm hohe Konsolen mit thermischer Trennung aus Edelstahl vom Typ IFA von Wagner System. Diese wurden mit einem Bolzenanker auf dem Tragwerk befestigt. Die eingebauten Winkeltragprofile schliessen die Wärmedämmebene ab und dienen als Auflage für die Konterlattung-Tragprofile. Die Hinterlüftung wird durch eine Konterlattung mit einer Höhe von 30 mm garantiert. Diese übernimmt auch die Verteilung der Lasten auf die Konsolen und Winkeltragprofile. Orthogonal dazu wurde eine weitere Lage mit hutförmigen Profilen zur Befestigung des Wetterschutzes montiert. Bei dieser Lage musste speziell darauf geachtet werden, dass die 1 600 verlegten Swisspearl®-Wellplatten bei den Profilstössen richtig und überlappend montiert wurden. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass sich die unterschiedlichen Materialen unter thermischen Einflüssen spannungsfrei bewegen können.
Die von der Wagner System AG entwickelte Unterkonstruktion und die Wellplatten von Swisspearl® ONDAPRESS-57 widerspiegeln als eine aufeinander abgestimmte Einheit eine zeitgemässe Bedachungslösung, die sich harmonisch in das Ensemble von historischem Altbau und dem geometrisch komplexen Neubau einfügt. Gut bedacht heisst nicht nur bei diesem Gebäude – dem ersten mit Minergie-P-Eco-zertifizierten Museum der Schweiz – auch gut geschützt.
Folgende Akteure haben bei der Dachgestaltung des Landesmuseums Zürich mitgewirkt:
Architektur
Christ & Gantenbein
www.christgantenbein.com
Bedachungsmaterial
Swisspearl® ONDAPRESS-57 NATURA Grey der Eternit (Schweiz) AG, CH-8867 Niederurnen
www.swisspearl.ch
Unterkonstruktion (Dach)
System Konsolen aus Edelstahl Typ IFA von Wagner System AG
www.wagnersystem.ch
Ausführende Firma Montage
Kämpfer + Co. AG
www.kaempfer.ch
Weitere Informationen:
www.conzept-b.ch