Es ist heute kaum noch vorstellbar, dass wir ohne Batterien und somit ohne den jederzeit verfügbaren Strom auskommen würden. Ob Mobiltelefon, Laptop oder E-Bike, Batterien bestimmen zunehmend unseren Alltag und machen uns entsprechend abhängig. Im Kontext der Energiewende und der fortschreitenden Digitalisierung steigt der Bedarf an Stromspeicherung. So sind sich viele Forscher einig, dass die Energiespeicherung der Schlüssel unserer Zukunft sei. Ein Problem bleibt jedoch seit jeher bestehen: Die gespeicherte Energie neigt sich irgendwann dem Ende zu, und es fliesst kein Strom mehr.
Mit Hochdruck wird nach neuen Technologien geforscht, welche länger haltende Energiespeicher ermöglichen. Unternehmen wie Tesla, Panasonic und Samsung heizen den Markt mit neue Batterietechnologien und Super-Batterien an. Joint-Ventures zwischen etablierten Unternehmen schiessen wie Pilze aus dem Boden. Tatsächlich wächst der Batteriemarkt rasant, und in der Batterietechnologie haben immense Veränderungen stattgefunden. Heutige Lithium-Ionen-Batterien speichern doppelt so viel Energie wie die im Jahr 1991 erstmals verkauften Lithium-Ionen-Batterien von Sony. Es handle sich um ein neues Wachstumsfeld beziehungsweise um einen neuen Megatrend, lassen Stimmen verlauten. Blickt man auf die aktuellen Entwicklungen, kann man sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Jedoch ist eine nähere Betrachtung des Marktes erforderlich.
Der Duracell-Hase läuft und läuft
Laut dem US-Forschungsinstitut «The Freedonia Group» wird die globale Gesamtnachfrage für Einweg-Batterien und vor allem Akkus in den nächsten Jahren um durchschnittlich knapp acht Prozent wachsen und im Jahre 2019 einen Gegenwert von USD 120 Milliarden erreichen. Vor allem die Bereiche Mobilität (Fahrzeuge), Kommunikation (elektronische Geräte) und die Speicherung erneuerbarer Energien sind die grossen Wachstumstreiber in den nächsten Jahren.
Der Markt mit einer stetig zunehmenden Anwendungsvielfalt wird von asiatischen Produzenten dominiert. Südkoreanische und japanische Unternehmen teilen sich die Spitzenpositionen. Die Samsung Electronics Gruppe ist der grösste Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien und will weiterwachsen. Zusammen mit einem chinesischen Partner baut sie eine neue Batteriefabrik. Der südkoreanische Konkurrent LG Chem plant ebenfalls eine neue Produktionsstätte in China und die japanische Panasonic Gruppe zählt zu den Marktführern, zumal das Unternehmen mit der US-Firma Tesla zusammenspannt. Dieser vom charismatischen Unternehmer Elon Musk kontrollierte Konzern kann als «Hecht im Karpfenteich» angesehen werden. Der Hersteller von Elektrofahrzeugen katapultiert sich mit dem Bau einer fünf Milliarden USD teuren Produktionsstätte zu einem der führenden Autobatterien-Hersteller der Welt. Ausserdem mischt der Visionär Musk auch im Energiemarkt kräftig mit. Mit seiner Super-Batterie «Powerwall» für die Solaranlage zu Hause möchte er die Energiewende schaffen.
Der «alte Kontinent» ist – vor allem bezüglich Marktanteile – ins Hintertreffen geraten. Zu den bedeutendsten europäischen Batterieherstellern gehören die deutschen Varta und Robert Bosch oder die unlängst vom Öl- und Gaskonzern Total übernommene französische Saft SA.
Die Schweiz spielt im hart umkämpften Batteriemarkt bisher ein «Mauerblümchen-Dasein». An der Forschungsfront kann sie jedoch durchaus mithalten. Kürzlich stellten die ETH Zürich und das Paul-Scherrer-Institut ein einfaches und kostengünstiges Verfahren vor, um die Leistung herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus um 30 – 50 Prozent zu steigern. Bei der Produktion von Batterien ist nur eine Handvoll Schweizer Unternehmen tätig. Dazu zählen die Firmen Renata und Leclanché. Renata, seit 1982 eine Tochtergesellschaft der Swatch Group, zählt zu den führenden Herstellern und Lieferanten verschiedener elektronischer Produkte und von Knopfzellen für Uhren. Zu erwähnen ist die ebenfalls zur Swatch Group gehörende Belenos Clean Power Holding, welche 2008 gegründet wurde. Belenos entwickelt zukunftsträchtige Batterien auf der Grundlage des bläulich schimmernden Übergangsmetalls Vanadium und erreicht dadurch eine um 50 – 100 Prozent höhere Energiespeicherung gegenüber herkömmlichen Batterien. Die 1909 gegründete Schweizer Traditionsfirma Leclanché fertigte bis Ende der 90er-Jahre Batterien und Akkumulatoren. Der drastische Preiszerfall für Batterien und ungenügende Skaleneffekte gegenüber der vornehmlich asiatischen Konkurrenz zwangen das Unternehmen, sich vom Batterieproduzenten zu einem Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen und kompletten Energiespeichern zu wandeln. Trotz des beträchtlichen, langfristigen Marktpotenzials ist der finanzielle Erfolg bisher ausgeblieben. Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien und dem elektrischen öffentlichen Verkehr sollen die Wende bringen. So liefert das Unternehmen das Batteriesystem für die weltweit grösste Elektro-Fähre.
Megatrend versus Sturm im Wasserglas
E-Autopionier Tesla baut in den USA zusammen mit Panasonic die bislang grösste Zellfertigung der Welt auf. Die sogenannte «Gigafactory» soll ab 2017 Hunderte Millionen Akkus herstellen. Ausserdem haben sich die Betriebsratsvorsitzenden von Daimler, Volkswagen und BMW wiederholt für eine Batteriefertigung in Deutschland stark gemacht. Dabei geht es vor allem um die Produktion von Batteriezellen. Diese gelten als Schlüssel für den Durchbruch von Elektroautos, weil sie bislang die Reichweite begrenzen und die Fahrzeuge teuer machen.
Diese und weitere Entwicklungen im Batteriemarkt bestätigen, dass es sich bei Batterien um ein neues Wachstumsfeld handelt. Ob nun Megatrend oder doch nur Sturm im Wasserglas, ist schwer zu sagen. Möglich ist beides.
Mögen Sie sich noch an den Trend «Seltene Erden» erinnern? Wer das richtige Timing hatte, konnte damit durchaus gutes Geld verdienen. Der langfristige Anleger hingegen musste seit den Höchstständen eine Performance-Einbusse von über 80 Prozent hinnehmen. Für Trends sind solche Vorkommnisse nicht unüblich. Die Kunst, mit Trends Geld zu verdienen, liegt damit nicht nur darin, den Trend, sondern auch den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, um auszusteigen. Nicht anders wird es bei diesem Thema sein.
Für interessierte Anleger kann es sich lohnen, nicht nur die Produzenten von Endprodukten, sondern auch die Förderer der benötigten Rohstoffe und Halbprodukte anzuschauen. Geht man an den Anfang der Wertschöpfungskette, bieten sich Rohstofflieferanten oder Zulieferfirmen zur Auswahl an. Je näher sich der Anleger entlang der Wertschöpfungskette hin zum Endprodukt begibt, desto mehr profitiert er von einer Investition in ein etabliertes Unternehmen. Dazu gehören Namen wie BYD – «Build Your Dreams» –, der weltgrösste Hersteller von elektrobetriebenen Autos, Tesla, dem Pionier unter den Elektroautoherstellern, Panasonic, dem Weltmarktführer bei Elektroauto-Batterien, oder Samsung SDI, einem südkoreanischen Hersteller von Bildschirmen, Batterien und Akkumulatoren – Tochterunternehmen der Samsung Group.
Anleger sollten sich immer vor Augen halten, dass sich der anfängliche Wirbel zu einem lauwarmen Lüftchen entwickeln kann. Zum einen kann das Thema durch den optimistischen Tunnelblick vieler Analysten und Spezialisten hochgeschaukelt werden. Die Fantasie kennt bekanntlich keine Grenzen, und diese Tatsache ist schon manchem Beinahe-Trend zum Verhängnis geworden. Zum anderen beherrscht China über 50 Prozent des Batteriemarktes. Drängen nun weitere Produzenten auf den hoffnungsvollen Wachstumsmarkt, kann eine Überkapazität entstehen. Die Folge wäre ein Preiszerfall, und die Geschichte würde sich wie in der Solarbranche wiederholen. Trotzdem bietet dieser Trend immer wieder Möglichkeiten zu profitieren. Deshalb empfehlen wir, bleiben Sie auf Standby.
Weitere Informationen:
www.cic.ch