In der Schweizer Energielandschaft zeichnet sich eine zunehmend wichtige Transformation ab: Grüner Wasserstoff etabliert sich als Schlüsselelement für die Dekarbonisierung und die Erreichung der Klimaziele. Axpo, die grösste Schweizer Stromproduzentin erneuerbarer Energien, nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und treibt mit wegweisenden Projekten und strategischen Investitionen die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft voran. Die jüngste Eröffnung der bislang grössten Wasserstoffproduktionsanlage des Landes in Domat/Ems markiert einen Meilenstein und zeigt: Die Schweiz ist auf dem Weg, eine führende Position in dieser zukunftsweisenden Technologie einzunehmen.
Pionierarbeit beim Kraftwerk Reichenau
Im April 2024 haben Axpo und ihr lokaler Partner Rhiienergie die erste Wasserstoffproduktionsanlage im Kanton Graubünden eröffnet. Die Anlage, die direkt mit dem Laufwasserkraftwerk Reichenau in Domat/Ems verbunden ist, stellt mit ihrer Kapazität von 2,5 Megawatt die grösste ihrer Art in der Schweiz dar. Sie produziert jährlich bis zu 350 Tonnen grünen Wasserstoff – eine Menge, die etwa 1,5 Millionen Liter Diesel ersetzen kann.
Das Besondere an dieser Anlage ist ihre vollständige Integration in bestehende erneuerbare Energieinfrastruktur. Der für die Wasserelektrolyse benötigte Strom stammt ausschliesslich aus dem angrenzenden Wasserkraftwerk, an dem Axpo mehrheitlich beteiligt ist. Dies ermöglicht eine klimaneutrale Produktion von grünem Wasserstoff und macht die Anlage zu einem Vorzeigeprojekt für die nachhaltige Energiewirtschaft.
Axpo CEO Christoph Brand unterstreicht die strategische Bedeutung dieses Projekts: „Wasserstoff hat noch einige Hürden zu überwinden. Aber Axpo ist überzeugt vom Potenzial des grünen Wasserstoffs als sauberer, erneuerbarer und vielseitiger Energieträger.“ Die Anlage in Domat/Ems stellt damit nicht nur einen technologischen Fortschritt dar, sondern ist auch ein klares Bekenntnis von Axpo zur Wasserstoffwirtschaft als Teil einer nachhaltigen Energiezukunft.
Christian Capaul, CEO von Rhiienergie, ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass grüner Wasserstoff eine Schlüsselrolle in unserer künftigen Energieversorgung spielen wird. Mit der Anlage hier in Domat/Ems haben Rhiienergie und Axpo ein beeindruckendes Vorzeigeprojekt realisiert.“
Wegweisende Wasserstoffprojekte in der Schweiz
Die Anlage in Domat/Ems ist nur der Anfang einer umfassenden Wasserstoff-Offensive von Axpo in der Schweiz. Das Unternehmen verfolgt eine klare Strategie, um das Potenzial von Wasserstoff zu erschliessen und zum Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in der Schweiz und Europa beizutragen.
Ein besonders innovatives Projekt befindet sich in Bürglen im Kanton Uri. Axpo ist Mehrheitsaktionärin der Gesellschaft H2Uri, die dort eine Wasserstoffproduktionsanlage errichtet. Der regional produzierte Wasserstoff wird unter anderem für den Antrieb eines Passagierschiffs der Vierwaldstättersee-Schifffahrtsgesellschaft (SGV) AG auf dem nahegelegenen Vierwaldstättersee verwendet. Die Grundsteinlegung für die Anlage erfolgte im Dezember 2024, und die Wasserstoffproduktion soll bis Ende 2025 anlaufen. Parallel dazu wird die Umrüstung des SGV-Schiffs „MS Saphir“ auf ein Wasserstoff-Brennstoffzellensystem bis Herbst 2025 abgeschlossen sein.
Neben Axpo und SGV sind an diesem zukunftsweisenden Projekt auch EnergieUri und AVIA Schätzle beteiligt. Die Zusammenarbeit verschiedener regionaler Akteure zeigt exemplarisch, wie die Wasserstoffwirtschaft durch branchenübergreifende Kooperationen vorangetrieben werden kann. Durch die Nutzung von Wasserstoff in der Schifffahrt erschliesst das Projekt zudem einen vielversprechenden Anwendungsbereich für die neue Technologie.
Ein weiteres ambitioniertes Vorhaben ist die geplante Wasserstoffanlage am Industriestandort Wildischachen in Brugg (AG). Diese Anlage, soll künftig die grösste Wasserstoffproduktionsanlage der Schweiz sein wird, ist ein gemeinsames Projekt von Axpo, Voegtlin-Meyer, IBB Energie AG (IBB) und der Stadt Brugg. Ein besonderes Merkmal dieses Projekts ist die direkte Versorgung der nahegelegenen Voegtlin-Meyer-Tankstelle mit grünem Wasserstoff aus heimischer Wasserkraft über eine Pipeline. In einer ersten Phase wird der Wasserstoff aus den bestehenden Produktionsanlagen von Axpo in Domat/Ems und später auch aus Bürglen geliefert. Der grüne Wasserstoff wird sowohl privaten Nutzern als auch den im Auftrag der PostAuto AG betriebenen Bussen zur Verfügung gestellt. Die produzierte Menge reicht aus, um jährlich etwa 300 Lastwagen, Postbusse oder andere Busse zu betreiben.
Diese Projekte unterstreichen das Engagement von Axpo für ein nachhaltiges Wasserstoff-Ökosystem, das sowohl Produktion als auch Verteilung umfasst.
Internationale Wasserstoff-Initiativen
Die Wasserstoff-Strategie von Axpo beschränkt sich nicht auf die Schweiz, sondern umfasst auch internationale Projekte, die zur klimaneutralen Zukunft mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen beitragen sollen.
In Frankreich investiert Axpo mit der Gründung der Projektgesellschaft „Arve Hydrogène Mobilité“ in ein Projekt zur Produktion und Verteilung von Wasserstoff im französischen Arvetal. Bereits ab 2025 sollen dort die ersten Wasserstofffahrzeuge an einer H2-Tankstelle betankt werden können. Das Projekt wird von verschiedenen lokalen Partnern unterstützt, darunter der Wasserstofftankstellenentwickler Ataway und Jean Lain Mobilités, ein führender Autohändler und Spezialist für Mobilitätslösungen in der Alpenregion. Eine Elektrolyseur-Kapazität von bis zu 5 MW soll bis 2030 schrittweise installiert werden, um die wachsende Nachfrage nach CO2-freier Mobilität in der Region zu befriedigen.
Auch in Italien ist Axpo aktiv: Gemeinsam mit Infinite Green Energy (IGE) entwickelt das Unternehmen eine der grössten grünen Wasserstoffanlagen Italiens in der Region Valle Peligna in den Abruzzen. Diese soll täglich bis zu 12 Tonnen Wasserstoff für energieintensive Industrie- und Mobilitätsmärkte liefern können. Das Projekt umfasst einen 30-MW-Elektrolyseur, der von einer 45-MWp-Solaranlage mit Strom versorgt wird. Der 30-MW-Elektrolyseur wird in der Lage sein, jährlich bis zu 4.200 Tonnen Wasserstoff zu produzieren. Dies entspricht einer Einsparung von etwa 18 Millionen Litern Dieselkraftstoff pro Jahr.
Darüber hinaus hält Axpo eine 45-prozentige Beteiligung an Swiss Green Gas International (SGGI). Das 2020 gegründete Joint Venture plant und implementiert Power-to-X-Anlagen in Nordeuropa, die Wasserstoff und synthetisches Methan (Grüngas) aus erneuerbarem Strom produzieren. Ziel ist es, den dringend erforderlichen beschleunigten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu fördern.
Die Bedeutung von grünem Wasserstoff für die Energiewende
Grüner Wasserstoff, der mit Energie aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird, gilt als einer der wichtigsten klimafreundlichen Energieträger, besonders für Industrie und Transportsektor. Er ermöglicht die Dekarbonisierung von Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind, wie beispielsweise Industrien mit Hochtemperaturprozessen oder energieintensive Mobilitätsformen, die eine hohe Energiedichte erfordern.
Ein besonderer Vorteil von Wasserstoff ist seine Vielseitigkeit: Er kann als Energieträger zur Speicherung von Elektrizität aus erneuerbaren Energien dienen und über weite Strecken transportiert werden. Dies ermöglicht es, erneuerbare Energie an den günstigsten Standorten zu produzieren und von der unmittelbaren Nutzung zu entkoppeln. Diese Vorteile haben dazu geführt, dass Wasserstoff zu einem Kernbestandteil der Energiestrategien in der EU und vielen anderen Ländern geworden ist.
Axpo hat in einem Whitepaper die wirtschaftliche Tragfähigkeit und die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff als Energiequelle unter Verwendung aktueller Daten nachgewiesen. Die Analyse konzentriert sich auf die Schweizer Wasserstoffwirtschaft und untersucht Forschungs- und Entwicklungsprojekte für grünen Wasserstoff. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass grüner Wasserstoff und seine Derivate langfristige und kompakte Energiespeicheroptionen mit Potenzial für den Einsatz im Schwerlast-, Schiffs- und Luftverkehr bieten, möglicherweise durch E-Fuels.
Ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff ist die optimierte Nutzung von Elektrolyseuren. Bei geringer Auslastung sind die hohen Fixkosten bedeutend, während bei hoher Auslastung die Stromkosten dominieren. Axpos Strategie berücksichtigt diese wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und zielt darauf ab, durch die optimale Integration in bestehende Infrastrukturen und die Erschliessung verschiedener Anwendungsbereiche eine wirtschaftlich tragfähige Wasserstoffproduktion zu etablieren.
Die Rolle von Wasserstoff in der Schweizer Energiestrategie
Die Schweiz strebt bis 2050 Klimaneutralität an. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Land seine CO2-Emissionen erheblich reduzieren. Wasserstoff spielt dabei eine zentrale Rolle, indem er zur Dekarbonisierung verschiedener Sektoren beiträgt und gleichzeitig die Versorgungssicherheit stärkt.
Der aktuelle Markt für Wasserstoff als Kraftstoff ist in der Schweiz noch nicht weit verbreitet. Ein Tankstellennetz befindet sich im Aufbau, und die ersten wasserstoffbetriebenen Lastwagen sind bereits auf der Strasse. Es wird erwartet, dass sowohl das Tankstellennetz als auch die Schweizer Wasserstoffflotte in den kommenden Jahren stark wachsen werden.
Axpos Engagement im Bereich Wasserstoff ist ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Schweizer Energiestrategie 2050. Die Wasserstoffanlagen des Unternehmens fügen sich nahtlos in die bestehende Energieinfrastruktur ein und nutzen die Stärken der Schweiz im Bereich der Wasserkraft. Durch die Umwandlung von erneuerbarer Elektrizität in Wasserstoff werden zusätzliche Möglichkeiten zur Nutzung der vorhandenen Wasserkraftkapazitäten geschaffen, was die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen verbessert und gleichzeitig zur Reduzierung der CO2-Emissionen beiträgt.
Darüber hinaus schafft die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft neue wirtschaftliche Chancen für die Schweiz. Als Hightech-Land mit einer starken Position in der Präzisionsindustrie und im Maschinenbau verfügt die Schweiz über ausgezeichnete Voraussetzungen, um in der Wasserstofftechnologie eine führende Rolle einzunehmen und innovative Lösungen zu entwickeln, die auch international gefragt sind.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz des grossen Potenzials steht die Wasserstoffwirtschaft noch vor einigen Herausforderungen. Wie Axpo-CEO Christoph Brand anmerkt, gibt es noch Hürden zu überwinden. Dazu gehören die noch relativ hohen Produktionskosten, die begrenzte Infrastruktur für Verteilung und Speicherung sowie der Wettbewerb mit anderen Technologien zur Dekarbonisierung.
Eine zentrale Herausforderung ist die Skalierung der Produktion, um die Kosten zu senken und Wasserstoff wettbewerbsfähiger zu machen. Eine weitere Herausforderung liegt in der Entwicklung einer umfassenden Infrastruktur für die Verteilung und Nutzung von Wasserstoff. Hier setzt Axpo auf einen ganzheitlichen Ansatz, der Produktion, Verteilung und Anwendung umfasst, und arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen, um integrierte Lösungen zu entwickeln.
Trotz dieser Herausforderungen sind die Zukunftsperspektiven für Wasserstoff in der Schweiz vielversprechend. Die steigende Nachfrage nach dekarbonisierten Energie- und Mobilitätslösungen, die zunehmende Reife der Technologie und die sinkenden Kosten für erneuerbare Energien schaffen günstige Bedingungen für die weitere Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft.
Axpo ist mit seinen umfassenden Projekten und seiner klaren Strategie optimal positioniert, um von dieser Entwicklung zu profitieren und einen wesentlichen Beitrag zur Schweizer Energiewende zu leisten. Das Unternehmen verfügt über das Know-how, die Ressourcen und die Partnerschaften, um die Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu nutzen, die sich aus der Transformation des Energiesystems ergeben.
Wasserstoff als Katalysator für eine nachhaltige Zukunft
Die Investitionen und Projekte von Axpo im Bereich Wasserstoff zeigen: Grüner Wasserstoff ist nicht nur eine Zukunftsvision, sondern bereits heute ein konkreter Baustein für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele. Als führende Produzentin erneuerbarer Energien in der Schweiz übernimmt Axpo eine Pionierrolle bei der Entwicklung dieser zukunftsweisenden Technologie.
Die Anlage in Domat/Ems ist ein Meilenstein, der den Beginn einer neuen Ära in der Schweizer Energielandschaft markiert. Die weiteren geplanten Projekte in Bürglen und Brugg sowie die internationalen Initiativen unterstreichen das langfristige Engagement von Axpo für die Wasserstoffwirtschaft und seine Vision einer nachhaltigen, klimaneutralen Energiezukunft.
Durch die Integration von Wasserstoff in das Energiesystem eröffnen sich neue Möglichkeiten, um erneuerbare Energien effizienter zu nutzen, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und die CO2-Emissionen in verschiedenen Sektoren zu reduzieren. Axpo gestaltet diese Transformation aktiv mit und setzt mit seinen innovativen Projekten Massstäbe für die Schweizer Wasserstoffwirtschaft.
Die Zukunft der Energie ist erneuerbar, vielfältig und zunehmend vernetzt. Wasserstoff wird in diesem System eine Schlüsselrolle spielen – als flexibler Energieträger, der die verschiedenen Sektoren verbindet und die Integration erneuerbarer Energien ermöglicht. Mit seinem umfassenden Engagement in diesem Bereich leistet Axpo einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung dieser Zukunft und zur Erreichung der Schweizer Klimaziele.