Im Gebäudepark Schweiz besteht derzeit ein enormer Sanierungsbedarf. Nach wie vor beanspruchen ältere Bauten für ihren Wärme- und Kältebedarf einen grossen Teil der konsumierten Energie. Der Tageskurs BAUEN | SANIEREN | ENERGIE | WIRTSCHAFTLICHKEIT des energie-cluster.ch vom 8. Juni 2016 zeigte auf, wie sich Sanierungsmassnahmen auf die Energieeffizienz auswirken – und sich lohnen können.
Weniger Energieverbrauch, weniger CO2-Emissionen – Dr. Ruedi Meier, Präsident des energie-cluster.ch rief die Stossrichtung der aktuellen Bemühungen in Erinnerung. Mit dem Pariser Abkommen hat sich die Weltengemeinschaft eine Eindämmung des Temperaturanstiegs ins Pflichtenheft geschrieben. Auch die Gebäudeeigentümer und
-bewirtschafter müssen handeln. An dieses Zielpublikum richtete sich der Tageskurs, der im Herbst 2016 wiederholt wird (s. Kasten).
Gesetze, Normen, Labels und Werkzeuge
Der Kampf um das nachhaltige Bauwerk ist schon seit längerer Zeit im Gang. Er hat Schriftstücke und Etiketten in schon fast unübersichtlicher Zahl produziert. Andreas Huterer vom Netzwerk nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) brachte in seinem Referat Licht in den Dschungel und präsentierte eine Übersicht auf die gängigen Standards in unserem Land, so wie die internationalen Labels LEED und BREEAM. Das aktuell zentrale inländische Dokument sind die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) in der Version 2014.
GEAK – Analyse und Ratschläge
Die wichtigste Abkürzung der Veranstaltung lautete aber GEAK. Sie steht für den Gebäudeenergieausweis der Kantone und ist das aktuelle Sanierungstool par excellence. Moritz Kulawik, Energieberater bei der Dienststelle Umwelt und Energie des Kantons Luzern, präsentierte den GEAK. Dieser erfüllt mehrere Funktionen: Einerseits hat er den Charakter einer Energieetikette, bei Sanierungen umfasst er zudem Ratschläge zur Optimierung dieser Effizienz.
Am Immobilienmarkt wird vermehrt auf die GEAK-Klassifizierung geachtet, im Kanton Freiburg ist ein GEAK bei einer Handänderung bereits obligatorisch. Auch bei der Förderung von energetischen Sanierungen wird der GEAK als Standard verwendet; im Kanton Bern kann man bei einem Effizienzklassenaufstieg Zuschüsse beantragen.
GEAK in der Praxis
Der Luzerner GEAK-Experte Gianrico Settembrini, Architekt und Mitarbeiter des ZIG (Zentrum für Integrale Gebäudetechnik) präsentierte das GEAK-Tool, mit dem die Erfassung von Daten und Eigenschaften vorgenommen und der Aufwand für die Sanierung eingeschätzt werden können. Dieses Instrument erlaubt es, Auswirkungen und Einsparungen für einen Zeitraum von 25 Jahren abzuschätzen. Es handelt sich um ein standardisiertes Verfahren, das Vergleiche zwischen Liegenschaften aber auch jenen zwischen verschiedenen Sanierungsszenarien zulässt. Gianrico Settembrini rechnete für die Teilnehmenden einen dreigeschossigen Massivbau in der Agglomeration Bern, als Einstieg für die von Dr. Ruedi Meier nachfolgend präsentierten acht Sanierungsvarianten, um die Wirtschaftlichkeit darzustellen. Zur GEAK-Praxis gehören unter Umständen auch konkrete Massnehmen.
Drei Firmen, welche auf dabei Unterstützung leisten können, stellten dem Publikum ihr Angebot vor. Es reichte von der Sanierung von Bodenheizungen über die Nutzung thermischer Solarenergie bis zur Erfassung und Steuerung der Energieströme – womit sich nicht zuletzt belegen lässt, ob die über den GEAK ermittelte Effizienzklasse und der Betrieb übereinstimmen. Beat Nussbaumer, Technologievermittler beim energie-cluster.ch, vermittelte den Teilnehmenden praktische Informationen aus dem Sanierungsbereich. Er wies auf bauphysikalische Problemzonen bei dichten, hoch dämmenden Gebäudehüllen hin und auf Punkte, die es bei einer Installation von Komfortlüftungen zu beachten gilt. Bei Neubauten sind diese kritischen Bereiche gelöst, bei Sanierungen muss jeder Fall genau analysiert werden, wobei eine Vielzahl an guten Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Rechnen und entscheiden – Vorgehen bei Sanierungen
Dr. Ruedi Meier zeigte anschliessend wie wirtschaftlich eine energetische Sanierung von Gebäuden ist. Anhand von acht verschiedenen Sanierungsvarianten zeigte er welche Rendite erzielt werden kann. Zentrale Parameter wie u.a. Heizölpreis, Ölverbrauch vor der Sanierung, Stromkosten, Erträge durch Photovoltaik, Investitions- und Mietkosten sind mit eingeflossen. Es zeigt sich, dass eine Sanierung ohne Steuerabzüge und Subventionen oft keine oder nur eine minimale Rendite generiert. Eine Besserstellung wird durch den Einbau von Photovoltaik-Anlagen erreicht. Entscheidend wird die Wirtschaftlichkeit von Energiemassnahmen auch von den Zinskosten beeinflusst: Tiefe Zinsen sind für energetische Massnahmen an Gebäuden ein enormer Vorteil. Als Rechengrösse für den Investor ist die Bruttomiete, die er nach der Sanierung für sein Objekt bekommt. Komfortsteigerungen und niedrigere Nebenkosten resultieren in höheren Nettomiete für den Investor.
Die Teilnehmenden erhielten ein Excel-Tool, mit dem sich in diesem Sinne die Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmassnahmen durchrechnen lassen. Es handelt sich um ein Open Source-Dokument, das derzeit die Förderlandschaft von zwei Kantonen mit einbezieht. Die Anwendung wurde über die individuellen Laptops gemeinsam durchexerziert.
Abschliessend wies Dr. Frank Kalvelage, Geschäftsführer des energie-cluster.ch, auf die Möglichkeiten des Energiemonitorings in Mehrfamilienhäusern hin, einer aktuellen und effizienten Methode des Energie-Effizienzmanagements. Und Simon Reusser vom Amt für Umwelt und Energie (AUE) des Kantons Bern zeigte die konkreten Förderungs-Möglichkeiten für Sanierungen auf, wobei er nochmals auf die Beiträge für den GEAK-«Klassenaufstieg» hinwies.
BAUEN | SANIEREN | ENERGIE | WIRTSCHAFTLICHKEIT
Tageskurse für Immobilien- und Finanzfachleute
Sanieren / Modernisieren mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien schafft Mehrwerte und optimiert die Rendite.
Mit dem Gebäudeausweis der Kantone (GEAK) planen und rechnen
Umwelt Arena Spreitenbach, Donnerstag, 1. September 2016, 09.00 –16.45 Uhr
Mehr Infos/Anmeldung: >>>
Weitere Informationen:
Saskia Göttschi, Projektleiterin energie-cluster.ch, 031 381 24 80, Monbijoustrasse 35, 3011 Bern,
saskia.goettschi@energie-cluster.ch
www.energie-cluster.ch