Interview mit Franziska Reinhard von Niggi Freundlieb
AMIE ist ein Berufs-Integrationsprojekt für junge Mütter ab 16 Jahren. Es fördert und begleitet junge Mütter, damit sie ihren Weg finden, auf dem sie Mutterschaft und Beruf vereinen können. Im einjährigen Programm, das jeweils im August startet, werden die jungen Mütter jeweils an wöchentlich fünf Halbtagen auf den Einstieg in eine Berufslehre oder in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.
AMIE wurde 2007 als Projekt vom Gewerbeverband Basel-Stadt gegründet und wird seit 1. Januar 2015 als selbstständiger Verein unter der Leitung von Franziska Reinhard geführt. AMIE ist Pionier im Bereich der Berufseinstiegsprojekte für junge Mütter in der Schweiz. In der Folge ist das «Kompetenzzentrum Arbeit» der Stadt Bern mit einem entsprechenden Angebot gestartet. Aufgrund der positiven Erfahrungen von AMIE Basel hat das Schweizerische Arbeitshilfswerk SAH Zürich 2012 mit AMIE Zürich seine Arbeit aufgenommen. Und 2013 entwickelte die Albert-Koechlin-Stiftung mit der Unterstützung von AMIE Basel mit «MiA Zentralschweiz» in Luzern ein entsprechendes Angebot. Mittlerweile findet zwischen den vier Organisationen ein Know-how-Austausch statt, Synergien werden genutzt, und es ist ein breites Netzwerk entstanden.
Im Gespräch mit dem GESCHÄFTSFÜHRER stellt AMIE-Leiterin Franziska Reinhard das Projekt vor und erklärt, weshalb es diese Institution braucht.
GESCHÄFTSFÜHRER: Für wen genau ist das Angebot von AMIE gedacht?
Franziska Reinhard: In Basel gibt es rund 130 junge Frauen mit Kind, welche über keine Berufsausbildung verfügen und von der Sozialhilfe abhängig sind. Auch für junge Mütter ohne Ausbildung, welche nicht unmittelbar auf Leistungen aus dem Sozialamt angewiesen sind, ist es neben der zeitlichen Belastung und der grossen Verantwortung, die sie für ihr Kind tragen, eine Herausforderung, eine Lehrstelle zu finden und den Einstieg in die Erwerbsarbeit zu bewältigen.
Was bietet AMIE genau an?
AMIE nimmt bei jeder Kursteilnehmerin eine generelle Standortbestimmung sowie professionelle Berufsberatung vor und unterstützt die jungen Mütter bei der Lehrstellensuche. Die jungen Frauen müssen allerdings ihre Lehrstellen selbst suchen, wir geben ihnen lediglich die passenden Instrumente in die Hand und unterstützen sie. Während der Kurse erhalten die Teilnehmerinnen Bewerbungstrainings und Anleitung zur Erstellung der Bewerbungsdossiers. Weitere Kursinhalte beschäftigen sich mit der Persönlichkeitsbildung sowie der Stärkung des Selbstvertrauens, und es werden Module zu den Bereichen Work-Life-Balance, Selbstmanagement, Kommunikation oder Geld und Konsum angeboten. Einmal die Woche wird zudem das Schulwissen in Deutsch und Mathematik aufgebessert.
Welchen Platz nimmt das Thema Erziehung ein?
Das Thema Erziehung nimmt einen zentralen Platz in der Kursarbeit ein. Deshalb bringen die jungen Mütter jede Woche während eines halben Tages ihre Kinder mit in die Kurse, wo dann mit der Erziehungspädagogin Linda Altherr Themen rund um die Erziehung, Beziehung und Entwicklung vom Kind besprochen und angegangen werden. Ausserhalb dieses halben Tages müssen die Kinder in Kindertagesstätten betreut werden. In der Regel organisiert «familea» für die Kursteilnehmerinnen einen Platz in einer Kindertagestätte. Für Teilnehmerinnen aus dem Baselland unterstützt AMIE bei der Suche nach einem entsprechenden Betreuungsplatz.
Verfolgen Sie die Wege der Teilnehmerinnen auch nach den Kursen?
AMIE begleitet die jungen Frauen individuell, und sie werden auch nach den Kursen während der Lehrzeit bei Bedarf weiterhin unterstützt. Mehrmals im Jahr findet ein Treffen aller ehemaligen Teilnehmerinnen statt, um offene Fragen zu klären und Fragen auszutauschen. Wenn Schwierigkeiten auftreten, besteht die Möglichkeit eines Einzelcoachings.
Wie sieht die Erfolgsbilanz von AMIE aus?
Seit 2007 wurden in der Region Basel rund 130 junge Frauen von AMIE unterstützt und begleitet. Gut die Hälfte hat eine Lehrstelle oder eine Arbeitsstelle und ein Viertel konnte berufliche Übergangslösungen realisieren. Lediglich für ein Viertel konnte keine Anschlusslösung gefunden werden.
Was kosten die Kurse?
Für die Frauen, die staatlich unterstützt werden (meistens Sozialhilfe), bekommt AMIE eine Fallpauschale. Für die Mütter, die keine staatliche Unterstützung bekommen, ist AMIE immer bestrebt, Lösungen zu finden, damit sie trotzdem im Programm teilnehmen können. Hier braucht AMIE zusätzliche Mittel, um junge Frauen bei Bedarf beraten und unterstützen zu können. Sie ist deshalb auf Spenden angewiesen.
Weitere Informationen:
AMIE – Berufseinstieg für Mütter
Münchensteinerstrasse 1
CH-4052 Basel,
Tel.: +41 61 511 49 49
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.amie-basel.ch
Spendenkonto: Postcheck-Konto 40-585929-8/
IBAN CH81 0900 0000 4058 5929 8