Alex Ebi, seit 2004 bei der Helvetia tätig, hat seine Generalagentur punkto Prämienzuwachs schweizweit zu einer der erfolgreichsten des Versicherungskonzerns gemacht. Weitere Charaktereigenschaften wie Beharrlichkeit, nie aufgeben und immer wieder aufstehen prägten und prägen seit 2002 seine Präsidentschaft beim RTV, den er zuweilen auch schon gleichzeitig als Trainer durch stürmischere Zeiten mit Ab- und Aufstiegen in den letzten Jahren manövrierte.
Aktueller Zwischenstand der 136 Jahre dauernden Geschichte des RTV: Die Realturner befinden sich in der dieser Tage startenden Saison 2015/16 nach dem kürzlich erfolgten Wiederaufstieg in die Swiss Handball League wieder dort, wo sie hingehören, nämlich in die höchste Spielklasse des schweizerischen Handballs. Laut Statistik des Schweizerischen Handball-Verbandes belegt der RTV übrigens in der ewigen Bestenliste Rang acht, auch wenn der letzte Schweizer-Meister-Titel über 30 Jahre zurückliegt. Wenn in Basel von Handball die Rede ist, fällt im Zusammenhang mit dem RTV eigentlich fast schon automatisch der Name Ebi. Alex Ebi wurde zweimal Schweizer Meister (1984, 1986), war 69-facher Nationalspieler, schoss dabei 179 Tore und war Mitglied der Weltauswahl (1988). Doch bereits in den legendären 1960er-Jahren, als noch die Spiele in der ehemaligen Kongresshalle bei der Mustermesse, notabene rund um einen Dolendeckel, vor jeweils grosser Publikumskulisse ausgetragen wurden, prägten schon Vater Guschti und Onkel Werner – beide ebenfalls Nationalmannschaftsspieler – das Spiel des RTV mit. Dass heute Alex Ebis Sohn und seine beiden Töchter ebenfalls im Spitzenhandball engagiert sind, ist natürlich kein Zufall.
Im Interview gibt Alex Ebi Einblicke in das Innenleben eines Generalagenten eines bedeutenden Versicherungskonzerns und natürlich in seine Leidenschaft, den Handballsport.
«Geschäftsführer»: Inwieweit hilft Ihnen bei Ihrer beruflichen Tätigkeit Ihr aus dem Sport erwachsener Bekanntheitsgrad?
Alex Ebi: Es ist zumindest nicht hinderlich (lacht). Aber Handball, und damit auch seine Protagonisten, wird hier in Basel nicht mehr – oder noch nicht wieder – so wahrgenommen wie zum Beispiel der FCB oder Roger Federer. Dementsprechend sollte man das nicht so überbewerten. Natürlich verfüge ich dank meines sportlichen Netzwerkes über viele nützliche Kontakte. Ich denke aber, dass unser geschäftlicher Erfolg in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass die Helvetia als eine ur-baslerische Institution empfunden wird, welche in der Region und bei den Menschen sehr verankert ist. Daraus haben sich jahrzehntelange Kundenbeziehungen ergeben, welche auch als Anerkennung unserer Leistungen und unserer Produkte zu interpretieren sind. Als Mannschaftssportler weiss ich aber vor allem auch, dass das Team, nicht Einzelspieler, für den Gesamterfolg unserer Generalagentur verantwortlich ist.
Aber jeder Teamplayer muss sich doch durch überzeugende individuelle Leistungen am Teamerfolg beteiligen?
Aber das ist ja gerade das Geheimnis eines guten Teams, sei es im Sport oder im Geschäftsleben. Wenn die Mischung aus spezifischem Know-how und ausgeprägten, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten stimmt, dann lässt sich viel erreichen.
Demnach sind Sie als Chef eigentlich mehr Psychologe denn Diktator, um das Heranwachsen eines Teams zu realisieren?
Es handelt sich dabei tatsächlich um ständige Prozesse, welche immer wieder auch an neue Herausforderungen angepasst werden müssen. Und wir reden hier von Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, zusammen spricht und viel Zeit zusammen verbringt. Wenn man hier als Diktator auftritt, funktioniert das nicht, oder zumindest nicht lange. Ich schreibe mir selbst eine gewisse Sozialkompetenz zu, welche mir die Möglichkeit gibt, mit jedem Teammitglied eine gemeinsame kommunikative Ebene zu erreichen und auf einer Basis aus Respekt und Empathie Ideen zu entwickeln und dann zu realisieren. Mit etwas Befriedigung darf ich sagen, dass hier bei der Generalagentur deshalb alle am gleichen Strick ziehen. Und dasselbe lässt sich natürlich auch vom RTV-Team, das den Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse geschafft hat, sagen.
… womit wir wieder beim Handball sind …
… zwangsläufig, denn Handball ist der genialste Sport überhaupt!
… weshalb Sie früher von Ihren Mannschaftskollegen auch «Genialex» gerufen wurden?
… woher haben Sie das?
… steht im Internet! Aber wir schweifen ab – Sie haben vorher von der mangelnden Wahrnehmung des Handballsports in Basel gesprochen – woran liegt’s?
Dies gilt ja nicht nur für Basel, sondern, einzelne Hochburgen ausgenommen, für die ganze Schweiz. Es gibt für Junge gegenüber früher sehr viel mehr Sport- und Freizeitangebote. Handball wird auch nicht mehr so in den Schulen gespielt, dementsprechend ist das Interesse an diesem Sport zurückgegangen. Kleines Detail am Rande: Die wenigsten wissen, dass die International Handball Federation, nur wenige Schritte vom Grosspeter entfernt, an der Peter-Merian-Strasse 23 beheimatet ist. Wichtig für die Wahrnehmung einer Sportart ist die mediale Abdeckung. Das Fernsehen überträgt aber nur eine Sportart, welche international erfolgreich oder von Belang ist. International erfolgreich kann man aber nur sein, wenn die entsprechende sportliche Klasse vorhanden ist. Diese kann aber nur mit grossen finanziellen Mitteln, oder – wie ich das auf Verbandsebene immer wieder fordere – durch eine Vergrösserung der einheimischen Liga beziehungsweise einer Erweiterung deren Mittelbaus erreicht werden, damit junge Talente die Möglichkeit bekommen, sich auf höherem Niveau zu entwickeln. Ich behaupte, solange die höchste Schweizer Liga finanziell eine Zwei-, ja sogar eine Dreiklassengesellschaft ist, wo vor allem ausländische Spieler unsere eigenen, jungen Talente verdrängen, wird in absehbarer Zeit auch die Nationalmannschaft international keine grosse Rolle spielen.
Von was für Zahlen sprechen wir?
Im Schnitt arbeiten die Teams in der Swiss Handball League mit Budgets zwischen 1 und 1.7 Mio. Franken. Um einiges höher liegt das Budget beim Klassenprimus, den Kadetten aus Schaffhausen, die pro Jahr wohl mindestens 2.5 Millionen Franken zur Verfügung haben. Obwohl der RTV in den letzten Monaten seit dem Aufstieg erfreulicherweise einige Sponsoren und Gönner dazugewinnen konnte, beläuft sich sein Budget auf 300’000 Franken. Man kann sich leicht vorstellen, von welchen unterschiedlichen Voraussetzungen ausgegangen werden muss.
Angesichts dieser Aussagen sind Sie dennoch optimistisch, dass der RTV in der höchsten Spielklasse reüssieren kann?
Na, hören Sie, ich wäre ein schlechter Präsident, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, konkurrenzfähig zu sein. Das Team besteht aus jungen, vornehmlich einheimischen Talenten, welche nun bereits seit einigen Jahren zusammen spielen und zu einer starken Einheit zusammengewachsen sind sowie ein erfrischendes und freches Handball spielen. Ausserdem bin ich sicher, dass wir mit «Membership 1879», einer neuen Netzwerk-Plattform, welche aus Unternehmen und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Sport und Politik besteht, weitere finanzielle Mittel erschliessen werden können. Aber es wird ein gordischer Knoten bleiben: Einerseits ist Absteigen verboten, andererseits sollen keine finanziellen Kraftakte gestemmt
werden.
… und schlussendlich kann ja die Ebi-Dynastie auch weitergeführt werden, spielt doch Ihr Sohn Yannick in der ersten Mannschaft mit?
Ja, die Äpfel fallen nicht weit vom Stamm, denn auch meine Töchter Julia und Delia spielen bei ATV/KV in der höchsten Schweizer Frauen-Liga mit, wobei Delia als U19-Elite-Spielerin bereits national auf sich aufmerksam gemacht hat.