Die Corona-Krise hat das Konsumverhalten von Verbrauchern in hohem Masse verändert. Die veränderten Kundenbedürfnisse liegen jedoch nicht nur an den langfristigen Schliessungen der Gastronomie und weiten Teilen des Einzelhandels. Der Rückzug ins Private hat auch allgemein zu veränderten Kaufentscheidungen geführt. Weiters halten neue Produkte – nicht nur aus dem Bereich der Hygieneartikel – Einzug in den Lebensalltag.
Mehr oder weniger Geld für Lebensmittel
Besonders stark zeigen sich die Auswirkungen von Covid 19 im Bereich der Lebensmittel. Diese gehören zu den wenigen Dingen, die noch direkt im Laden eingekauft werden können. Entsprechend stärker werden Supermärkte und Discounter frequentiert. Da sich das aushäusige Essen derzeit schwierig gestaltet, wird wieder deutlich mehr selber gekocht. Bei den Einkäufen achten 40 Prozent der Verbraucher stärker auf Sonderangebote. Dies liegt nicht zuletzt an der schwierigen finanziellen Situation in die viele Selbständige geraten sind. Aber auch sonst regt die Krise viele Konsumenten zum Sparen an. So geben 30 Prozent der Verbraucher an, seit Ausbruch der Krise günstigere Lebensmittel zu kaufen. Umgekehrt geben aber 28 Prozent deutlich mehr für Lebensmittel aus. Diese Trends dürften sich nach Ende der Krise und deren ökonomischer Bewältigung wieder den alten Gewohnheiten annähern.
Der Onlinehandel boomt
Wesentlich nachhaltiger dürfte sich das Einkaufsverhalten bei Dingen jenseits des täglichen Bedarfs verändern. Der Handel über das Internet verzeichnete bereits vor der Krise Jahr für Jahr stabile Wachstumsraten. Diese Entwicklung wurde nun weiter beschleunigt, weil Einkaufen vor Ort schlicht nicht möglich war. Für weite Teile des Einzelhandels dürfte es schwer werden, nahtlos an die Umsätze vor Corona anzuknüpfen. Die Gewöhnung an Online-Bestellungen wird vermutlich nur in Teilen umkehrbar sein. Dies gilt zumindest für Bereiche, in denen kein hohes Mass an Beratung beim Einkauf notwendig ist. Der einfachere Preisvergleich und die deutlich grössere Auswahl sind dabei genauso ein Argument wie die Zeitersparnis, Entgegenwirken lässt sich dem vonseiten des Handels nur dadurch, dass das Einkaufserlebnis an Attraktivität gewinnt. Unmittelbar nach Ende des Lockdowns wird der Einkaufsbummel durch die Innenstadt vermutlich bei vielen Menschen mit auf der Liste der Dinge stehen, die sie dringend wieder tun möchten. Diesen Zeitraum muss der Einzelhandel nutzen, die Vorteile eines Einkaufs im Geschäft klar vor Augen zu führen.
Digital aufrüsten und auf Marken setzen
Parallel dazu wird der Handel aber auch nicht umhin kommen, sich neben dem Ladengeschäft ein zweites Standbein in Form eines eigenen Vertriebs über das Internet aufzubauen. Um hier konkurrenzfähig zu bleiben genügt in der Regel kein einfacher Online Shop auf den eigenen Seiten. Vielmehr wird es verstärkt darum gehen, das eigene Angebot stärker zu vernetzen, um die Verbraucher im Netz auch wirklich zu erreichen. Das Nachholbedürfnis der Kunden nach Ende der Krise lässt sich auf diese Weise auf mehreren Schienen nutzen. Dabei wird es weniger darum gehen, den Verbrauchern besondere Neuheiten zu bieten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass viele Kunden vor allem auf bewährte Marken zurückgreifen werden. Hier dürfte sich der immer stärker werdende Wunsch nach Normalität auch im Konsumverhalten niederschlagen. Für den Einzelhandel geht es daher darum, den eigenen Auftritt im Laden wie auch im Internet modernen Bedürfnissen anzupassen, dafür aber das Angebot eher konservativ auszurichten.
Typische Pandemie-Begleiter werden wichtig bleiben
Produkte und Dienstleistungen, welche uns während der Pandemie begleitet haben, könnten ebenso danach noch stark nachgefragt werden – die Rede ist dabei nicht nur von Masken, Desinfektionsmitteln und sonstigen Hygieneprodukten. So bevorzugen in den USA bereits 90 Prozent der Konsumenten das kontaktlose Geschäft, welches vor Covid 19 nur von 60 Prozent der Menschen bevorzugt wurde. Auch der Einkauf am Automaten wird immer beliebter. Ein wesentlicher Zuwachs ist im Bereich Hygieneartikel, Desinfektionsartikel, Telemedizin, Organisationsprodukte, aber auch Apps festzustellen. Während Hygieneprodukte während der Pandemie durch Spekulanten und kontingentierte Mangelwaren einen sehr unruhigen Markt darstellen, werden diese sicher auch in der Zukunft nicht aufs Vor-Pandemie-Niveau sinken.