Die Schweiz hat eines der weltweit höchsten Abfallaufkommen der Bevölkerung – gleichzeitig haben wir uns zu Weltmeistern des Recyclings entwickelt. Ein sorgsamer und gerechter Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde hilft in hohem Masse dabei, die Umwelt nachhaltig zu schützen, denn Rohstoffe kommen auf dem Planeten Erde lediglich in einem begrenzten Umfang vor.
INTERVIEW MIT ELVIS RADONJIC VON GABRIELA RÖTHLISBERGER
Das innovative Unternehmen Eco House Recycling sorgt mit seinem einfach anzuwendenden Recyclingsystem dafür, dass jedes Teil PET, Alu, Glas sowie Plastikverpackungen, Kaffeekapseln, Batterien, Korken oder was in einem Haushalt oder einer Firma sonst noch an Abfall anfällt, durch fachgerechtes Recycling wieder dem Materialkreislauf zugeführt wird. Das schont den Einsatz von natürlichen Ressourcen und mindert die Erzeugung von Emissionen erheblich.
GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Radonjic, welche Idee steckt hinter dem wohlklingenden Namen Eco House Recycling?
Elvis Radonjic: Wir, also Cem Özdemir, 38 Jahre jung, verantwortlich für den kompletten Bereich Logistik/Recycling, und ich, 30 Jahre jung, zuständig für die gesamte Administration und das Personalwesen, wollten einen unkomplizierten, aber effizienten Recyclingservice für private Haushalte, Firmen und Geschäfte ins Leben rufen. Es ging uns darum, das schlechte Gewissen rund ums Falschrecycling zu bekämpfen. Vor allem wollten wir die wichtigsten Ressourcen unserer Kundinnen und Kunden, nämlich Zeit und Energie, schonen. So kann sich am Ende des Tages für alle das zufriedene Gefühl einstellen, etwas Gutes für die Umwelt getan zu haben.
Seit wann und wo genau gibt es dieses geniale Recyclingkonzept?
Eco House Recycling wurde im Jahr 2015 als Start-up-Unternehmen gegründet, damit haben wir unsere Vision in die Realität umgesetzt. Den Recyclingservice bieten wir in Basel-Stadt und in der Agglomeration an. Im April 2022 eröffneten wir das zweite Geschäft in Zürich.
Wie funktioniert das von Ihnen angebotene Konzept im Detail?
Zu Hause können Privatpersonen Glas, PET, Alu und dergleichen zusammen in einem einzigen Wertstoffsack sammeln. Am Abfuhrtag wird der Wertstoffsack dann abgeholt, um fachgerecht getrennt und recycelt zu werden. Für Firmen gilt dies ebenso, auch sie können die Sammelsäcke füllen und am Abholtag vor die Tür stellen – bei Bedarf bieten wir an, eine SMS zur Erinnerung zu senden. Oder wir holen die Säcke direkt in den Büros ab und wechseln sie mit neuen aus. Dies wird von unserer Kundschaft dankend angenommen, denn so lassen sich Zeit, Mühe und Platz sparen. Wir bieten unterschiedliche Abonnements an, die vom kleinsten Haushalt bis zu grösseren Firmen angepasst sind.
Beim Wort Abonnement kommt mir leider unweigerlich der Begriff «Knebelvertrag» in den Sinn. Wie sieht es mit Kündigungsfristen und dergleichen aus?
Das kann ich gut verstehen, dass Sie so denken, schliesslich hat jeder mal negative Erfahrungen mit einem Knebelvertrag gemacht. Aus diesem Grund arbeiten wir ohne Kündigungsfristen und sind bei Anpassungen der Grösse des Abonnements nach unten oder oben sehr flexibel – mit uns kann man grundsätzlich über veränderte Lebenssituationen reden.
Sind Dienstleistungen von Eco House Recycling auch ohne ein Abonnement möglich?
Ja klar, wir haben ebenfalls Angebote für Nicht-Eco-Kundinnen und -Kunden. Wenn sich beispielsweise nach einer Party zu viele Wertstoffe angesammelt haben, bieten wir einmalige Express-Sonderabholungen an. Einfach bei uns melden – wir finden bestimmt eine Lösung!
Das Thema Recycling ist in unserer Gesellschaft bereits gut etabliert – Luft nach oben ist aber schon noch vorhanden. Wo sehen Sie die grössten zu überwindenden Hürden, damit mehr Menschen ihre wiederverwendbaren Abfallprodukte zum Aufbereiten in fachkompetente Hände geben?
Der Zeitfaktor ist wahrscheinlich das grösste Problem für viele, gefolgt vom Unwissen, was genau wo entsorgt werden soll. Ordnung ist vielen wichtig, also eine Sammelstelle an einem Ort, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was wo hingehört. Durch unseren Service können zusätzliche Wertstoffe wie etwa Styropor, Tetra-Pack und Plastikverpackungen verwertet werden – was normalerweise im Abfall landet und viel Volumen beansprucht.
Auch gibt es Menschen mit einem Handicap, die dies nicht selbst erledigen können. Letztendlich sind ja alle daran interessiert, die Umwelt nicht unnötig zu belasten. Der Grundgedanke des Konzepts von Eco House Recycling ist die Lösung, da wir Recycling so einfach wie möglich machen.
Das Recyclinggut wird von Ihrer Firma in bereitgestellten Säcken gesammelt, nehme ich an?
Genau, wir stellen die stylischen Eco-Sammelsäcke in diversen Grössen zur Verfügung. Wer möchte, kann bei uns auch Recyclingtonnen für Privathaushalte und Firmen beziehen. Erhältlich sind ebenfalls formschöne Behälter fürs Büro, in denen das Recyclinggut bequem gesammelt werden kann.
Mir fehlt an diversen Entsorgungsstellen oftmals ein klarer Hinweis, was mit dem Material letztendlich passiert. Wie wichtig ist für die Firma Eco House Recycling eine diesbezügliche Transparenz?
Das ist richtig, diese Gedanken über die Transparenz, was mit den gesammelten Wertstoffen passiert und wie sie dem Recycling zugeführt werden, war für uns bei der Firmengründung ein entscheidender Faktor, diesbezüglich andere Wege zu gehen. Nach der Abholung der Wertstoffe werden diese zum Recyclinghof Anton Saxer nach Pratteln transportiert. Dort besteht im Rahmen einer Besichtigung die Möglichkeit zu erfahren, was mit den Wertstoffen detailliert passiert.
Das fachgerechte Recycling der eingesammelten Wertstoffsäcke übernehmen Mitarbeitende des Bürgerspitals Basel. Wie hat sich diese Zusammenarbeit ergeben?
Das BSB ist für Menschen mit Behinderung der grösste Arbeitgeber in der Region und trägt zu ihrer beruflichen Integrationsmassnahme bei. Beim Erarbeiteten des Konzepts für Eco House Recycling wollten wir unbedingt Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung eine Erwerbsgrundlage bieten. Wir sind bis heute äusserst zufrieden mit dieser Zusammenarbeit. Im Recyclinghof werden die Wertstoffsäcke einzeln von Hand geöffnet und deren Inhalt wird nach Wertstoffgruppen sortiert, um danach an die jeweiligen Schweizer Abnehmer zur Wiederverwertung weitergeleitet zu werden. Wir arbeiten ebenfalls mit dem Verein Atelier 93 zusammen, der für die Abholungen der Eco-Sammelsäcke verantwortlich ist.
Bieten Sie auch ein Recyclingmodell für grössere Veranstaltung an?
Auf jeden Fall! Wir durften im Laufe der letzten Jahre wertvolle Erfahrungen bei der Wertstoffsammlung an zahlreichen Anlässen, Festivals und Konzerten zusammentragen.
Gemeinsam mit unserem Partner Anton Saxer sind wir bestens gewappnet, bei kleinsten Festen bis hin zu ganz grossen Festivals wie etwa dem Flâneur Festival Basel oder dem eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln/Basel 2022 die anfallenden Wertstoffe und den Abfall effizient einzusammeln.
Zudem besteht die Möglichkeit, unsere Recycling-Heroes mitzubuchen, welche zu Fuss den in der Öffentlichkeit anfallenden Abfall vom Boden aufpicken, Säcke auswechseln und generell dafür sorgen, dass sich alles am Schluss wieder an seinen Platz befindet.
Werden Sie das Recyclingsystem in Zukunft noch weiter ausbauen?
Auf jeden Fall, das Potenzial ist riesengross. Ein durchschnittlicher Schweizer Kehrichtsack enthält rund ein Drittel Bioabfall, weshalb dieses Thema zukünftig für uns an Bedeutung gewinnen wird. Wir sind dabei, mit unserer Fahrzeugflotte – aktuell verfügen wir über drei Hybridfahrzeuge – komplett auf Elektromobilität umsteigen. Eine neue Website zur Prozessoptimierung wird demnächst am Start sein. Um noch grössere Eingliederungshilfe zu leisten, werden wir die Zusammenarbeit mit mehreren Arbeitsintegrationen ausbauen. Auch möchten wir weitere Firmen durch unseren Service ansprechen – wir sind gewappnet, um noch mehr zu wachsen.
Eco House Recycling
Lehenmattstrasse 330
CH-4052 Basel
Telefon +41 (0) 61 534 89 35
[email protected]