In den nächsten sieben Jahren fehlen in der Schweiz 25’000 ICT-Fachkräfte. Das Jammern ist gross und interne Lösungen sind nicht in Sicht. Der Handlungsdruck ist aber enorm und es stellt sich die Frage, ob nicht kurzfristig externe Fachkräfte mobilisiert werden müssen. Im Folgenden stellen wir auch ein Unternehmen vor, das hier Brücken baut.
Von:Iris Becker
Die Zahlen sind eindeutig und beeindruckend: Die Anzahl der Beschäftigten im Berufsfeld ICT in der Schweiz ist in den letzten drei Jahren, trotz schwierigem wirtschaftspolitischen Umfeld in der Eurozone, um 3,5 Prozent auf 177’000 gestiegen. In sieben Jahren kann die Branche mehr als 213’000 Menschen beschäftigen. Das wären über zwei Prozent Wachstum pro Jahr. Dazu müsste man aber, Abgänge eingerechnet, bis dahin 72’500 neue ICT-Fachkräfte bekommen, um die Stellen überhaupt besetzen zu können. Von diesem Punkt ist die Schweiz meilenweit entfernt.
Die Anzahl von jungen Männern, aber vor allem jungen Frauen, die über den Weg der Lehre oder der Universität in die Unternehmen kommen, kann die quantitativen Anforderungen nicht decken. Über die Gründe ist in den letzten Jahren eine lebhafte Debatte entbrannt. Sicher ist nur, dass einige zentrale Gründe angeführt werden müssen. Schon in den Schulen beginnt die Misere, da das
Lehrpersonal oft nicht die Sensibilität und Kompetenzen für ICT hat. Jeder junge Mensch kann heute intuitiv mit einem Smartphone umgehen. Was dahintersteckt, bleibt aber fast allen verschlossen. So fehlen auch die persönlichen Identifikationsbilder, um selbst den Berufsweg einzuschlagen. Der picklige IT-Nerd, der neben seinen Pizzaschachteln nachts im Keller vor dem Bildschirm sitzt, prägt immer noch die Bilder in den Köpfen. Universitäten und Fachhochschulen verwalten den Status quo und können auch nicht über Nacht IT-Experten zaubern. Auch die politische Lobby in Bern ist im Vergleich zu anderen Branchen schwach. Die Parlamentarier, die in Bern sich explizit für ICT-Themen einsetzen, sind an einer Hand abzuzählen. Das ist bei Themen wie Chemie, Finanzen und Landwirtschaft bekanntlich ganz anders. Dabei wird die Branche volkswirtschaftlich immer wichtiger. Inzwischen erwirtschaftet sie einen Anteil von fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts. Last but not least bieten Unternehmen immer noch viel zu wenige Ausbildungsplätze an. Gerade grosse Unternehmen haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert.
Jetzt stellt sich die Frage, wie die 25’000 Fachkräfte, die fehlen, gefüllt werden können. Intern sind die genannten Stellschrauben benannt. Das wird aber kurzfristig nicht reichen. Das spiegelt auch ein aktueller Trend wider:
Schon heute ist der Anteil an Migranten mit um die 60 Prozent weit höher als in anderen Berufen. Arbeitgeber setzen immer noch auf Quereinsteiger und auch das Thema Outsourcing kommt immer wieder auf die Agenda. Kleine Unternehmen sind von der ICT-Lücke noch mehr betroffen, da sie weit weniger Ausweichmöglichkeiten habe
Eine indische Antwort
Im Folgenden geht es um eine konkrete Möglichkeit, wie hochqualifizierte indische IT-Spezialisten Schweizer Unternehmen weiterhelfen können.
In der Vergangenheit haben viele Firmen, besonders kleinere KMU, das sogenannte Offshore-Geschäft sehr kritisch gesehen. In vielen Fällen zu Recht. Nicht selten hat man sich von unprofessionellen Angeboten blenden lassen.
Dennoch bietet zum Beispiel der indische Markt einen motivierten Pool an hochqualifizierten IT-Experten, die sich der Herausforderung in Europa gerne stellen, sind das doch für die Karriere wichtige Erfahrungen und marktwertsteigernd. Sie müssen nur richtig begleitet und mit den Schweizer Verantwortlichen zusammengebracht werd
Strategisches Vorgehen
Personalsuchende Firmen geben ihre Anforderungen an uns weiter. In enger Zusammenarbeit mit unseren zuverlässigen und handverlesenen Partnern in Indien sind wir in der Lage, zeitnah passende indische IT-Spezialisten vorzustellen. Der Kunde hat die Möglichkeit, die Eignung der Kandidaten in einem Telefoninterview zu prüfen. Entscheidet sich der Kunde für den Kandidaten, wird die Arbeitserlaubnis beantragt und er kann unter Berücksichtigung eines entsprechenden Vorlaufs die indischen Kollegen ins Unternehmen holen.
Die indischen KollegInnen sind bei dem Vermittlungsunternehmen angestellt und werden genau wie Schweizer Angestellte behandelt.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für dieses Modell ist es, die InderInnen in den Lebens- und Arbeitsalltag zu integrieren. Dies ist zwar aufwendig, aber lohnt sich, wenn man sie längerfristig vor Ort behalten will. Das Vermittlungsunternehmen sorgt dafür, dass die Neuankömmlinge bei ihren Ämterbesuchen begleitet werden, dass alle Formalitäten ordnungsgemäss erledigt werden, und dies mit möglichst wenig Zeitaufwand, so dass die neuen Mitarbeiter möglichst schnell und umfassend unseren Kunden zur Verfügung stehen.
Das Vermittlungsunternehmen stellt die nahtlose Integration in den Schweizer Arbeits- und Lebensalltag sicher. Die Services umfassen auch Familienangelegenheiten, die entsprechenden Visa und Aufenthaltsgenehmigungen zu beantragen, bezahlbare Wohnungen für die Mitarbeiter zu finden, Möglichkeiten für Sprachkurse auszuloten, Bankkonti zu eröffnen, mit Versicherung und Krankenkasse zu kommunizieren, die meist über keine englischsprachigen Antragsformulare verfügen, aber auch für die vielfältigen alltäglichen Herausforderungen Antworten und Unterstützung zu liefern. Das können Themen sein wie Autokauf, Reiseplanung, Einkaufsmöglichkeiten und all die Insidertipps, die «Einheimische» ganz selbstverständlich benutzen, an die neuen Mitbürger pro-aktiv weiterzugeben.
Das Vermittlungsunternehmen sollte eine mehrjährige Praxiserfahrung vorweisen können. Dann zeigt sich, dass sich die indischen Kollegen bei intensiver Betreuung sehr wohl fühlen und dadurch beim Kunden hochmotiviert sind und somit meist auch fachlich hochwertige Arbeit abliefern.
Die Unternehmensverantwortlichen sind in der Folge begeistert von der Arbeitsauffassung und dem Engagement der Menschen. Die Konsequenzen aus solchen Einschätzungen sind, dass das Vertrauen in die indischen Kollegen wächst, ebenso wie die Offenheit, weitere einzustellen. Die ersten Berührungsängste mit Indien weichen einem Interesse an Land und Leuten sowie den wirtschaftlichen Vorteil
Voraussetzungen beachten
Das Vermittlungsunternehmen sollte nicht nur mehrjährige Erfahrungen vorweisen können, sondern auch über ein Netzwerk in Indien verfügen. Das Modell sollte darauf abzielen, das indische Personal in Indien nicht am freien Arbeitsmarkt zu rekrutieren, sondern ausschliesslich durch einen verlässlichen Partner mit langjährigen Geschäftsbeziehungen. Daraus entsteht meist die komfortable Situation, dass Kandidaten für einen Kunden aus dem gleichen Unternehmen rekrutiert werden können. Dies hat zur Konsequenz, dass diese Kollegen sich meist schon kennen und hier im europäischen Umfeld ihre kleine «community» bilden. Darüber hinaus besteht dadurch aber auch für den Kunden die Möglichkeit, den Personalstamm zu skalieren. Es wird leichter, auch in Indien Teams aufzubauen, die dann bei dem indischen Partner angesiedelt sind. In der Praxis hat sich erwiesen, dass ganz viele Aufgaben des Projektmanagements leichter von den indischen Kollegen hier vor Ort übernommen werden können, da sie zum einen die Strukturen und Sprache in ihrer Firma kennen und zum anderen natürlich auch die meisten Kollegen in Indien persönlich und direkt ansprechen können. So erweisen sich Deadlines oder Know-how-Transfer, fachliche Übersetzungen und Erklärungen als sehr viel einfacher zu strukturieren.
Zudem profitiert der Kunde auch monetär von diesem Konzept, da ja die indischen Teams auch nach indischer Preisgestaltung arbeiten. Eine solche Mischkalkulation von sogenannten Onsite-Kräften und Offshore-Teams kann neben deutlichen Kosteneinsparungen auch Time-to-Market-Vorteile bescheren.
Eine eindeutige Begrenzung dieses Modells liegt aber in der Tatsache, dass die indischen Kollegen in der Regel kein Deutsch sprechen. Das hat zur Folge, dass es nur für Firmen in Frage kommt, bei denen Englisch die Arbeitssprache ist.
Iris Becker ist seit mehr als 20 Jahren als Expertin für deutsch-indische Zusammenarbeit tätig. 2000 gründete sie Let’s bridge IT in Freiburg (D) und 2007 eine weitere Niederlassung in Bangalore/Indien.
Der Handlungsdruck, neue IT-Fachkräfte zu finden, ist gross.
Das Vermittlungsunternehmen sollte eine mehrjährige Erfahrung besitzen.
In einem professionellen Rahmen können indische Fachkräfte eine wertvolle Ergänzung sein.