In der dynamischen Wirtschaftslandschaft der Schweiz steht eine signifikante Anzahl von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vor der Herausforderung der Unternehmensnachfolge. Mit über 15 Prozent der Schweizer KMU, deren Inhaberinnen und Inhaber das Alter von 55 Jahren überschritten haben, rückt das Thema Nachfolgeplanung verstärkt in den Fokus. Diese Situation birgt Chancen für potenzielle Käuferinnen und Käufer: Privatpersonen, die vom Schritt in die Selbständigkeit träumen, haben realistische Möglichkeiten, ein etabliertes Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell, einem festen Kundenstamm und erfahrenen Mitarbeitenden zu übernehmen.
Viele Firmeninhaberinnen und -inhaber stehen vor der durchaus emotionalen Herausforderung, keine direkte familiäre Nachfolge für ihr Lebenswerk zu haben. Dies öffnet die Tür für externe Käuferinnen und Käufer oder betriebsinterne Nachfolgelösungen. Letztere werden oftmals übersehen, obwohl der Verkauf an eine langjährige Mitarbeiterin, die das Unternehmen und dessen Kultur bereits kennt, eine vielversprechende Option sein kann.
Doch unabhängig vom Weg, der eingeschlagen wird: Eine frühzeitige Planung ist entscheidend.
Der Traum, ein eigenes Unternehmen zu führen
Für viele potenzielle Käuferinnen und Käufer beginnt der Traum der Selbstständigkeit durch Firmenübernahme mit einer Phase der Selbstreflexion. Sie müssen sich über ihre langfristigen Ziele, Stärken und Schwächen klarwerden. Ein wesentlicher Teil dieser Selbstreflexion umfasst auch Überlegungen im Hinblick auf die Auswirkungen auf das Familienleben. Die zweite Phase, die Suche nach dem passenden Unternehmen, erfordert eine gezielte Vorgehensweise, um sicherzustellen, dass das Kaufobjekt mit den eigenen Fähigkeiten, Interessen und familiären Rahmenbedingungen harmoniert.
Bewertungsansätze und Finanzierungsmöglichkeiten
Die Bewertung eines Unternehmens ist ein zentrales Element im Prozess des Firmenkaufs und der Nachfolgeplanung, das sowohl für Verkäufer als auch für Käuferinnen entscheidende Bedeutung hat. Eine faire und realistische Bewertung zu finden, stellt eine gemeinsame Herausforderung dar, bei der die Interessen beider Parteien berücksichtigt werden müssen, die grundsätzlich komplett unterschiedlich sind. In der Praxis zeigt sich in diesem Kontext, dass nicht alle Aspekte mit sachlichen Modellen abgebildet werden können, sondern auf dem Weg vom Wert zum Preis adressiert werden.
- Verkäufersicht
Für Verkäufer beginnt die Herausforderung mit der Ermittlung eines ausgewogenen Bewertungsansatzes, der realistisch und ohne wesentlichen emotionalen Einfluss ist. Dies erfordert eine faktenbasierte Analyse des Unternehmens, einschliesslich seiner finanziellen Historie, des nachhaltigen Kundenstamms, der bestehenden Wettbewerbsvorteile und möglicher Wachstumschancen unabhängig vom Käufer. Verkäufer sollten sich zudem der Bedeutung von Flexibilität und Verhandlungsbereitschaft bewusst sein. Ein zu starrer Blick auf den ermittelten Unternehmenswert kann die potenzielle Käuferschaft abschrecken. Eine offene Diskussion über Bewertungsansätze und eine Bereitschaft, individuelle Faktoren zu berücksichtigen, können die Chancen auf einen erfolgreichen Verkauf erhöhen. - Käufersicht
Der Bewertungsprozess aus Käufersicht beginnt mit der sorgfältigen Analyse des Zielunternehmens, bei der, in der Regel, der Fokus zu Beginn auf das Geschäftsmodell gelegt wird. Zentral ist es, die Werttreiber zu verstehen, um davon die Risiken und Opportunitäten ableiten zu können. Letztlich umfasst die Betrachtung aus Käufersicht ebenfalls die finanziellen Verhältnisse, Stärken und Schwächen am Markt, Kunden- und Lieferantenabhängigkeiten sowie fallspezifische Aspekte, die werttreibend sein können. Ein entscheidender Aspekt aus Käufersicht ist zudem die Identifikation von Synergien und Potenzialen, die nicht unbedingt in der Historie des Zielunternehmens sichtbar sind und direkt mit der Käuferin zusammenhängen. - Verkäuferfinanzierung als Brücke
Die Bewertung eines Unternehmens und die daraus resultierende Finanzierung stellen zentrale Aspekte im Kaufprozess dar. Ein Aspekt, der aus Verkäufersicht Beachtung finden sollte, ist die Möglichkeit der Finanzierung mit Unterstützung durch den Verkäufer, via ein sogenanntes Verkäuferdarlehen. Diese Option kann eine Lösung sein, um den Verkaufsprozess mit der bevorzugten Käuferin zu ermöglichen, indem sie für Käuferinnen und Käufer mit begrenztem Zugang zu traditionellen Finanzierungsquellen eine Brücke bildet.
Die Nachfolgeplanung und der Unternehmenskauf sind komplexe Prozesse, die eine gründliche Vorbereitung und eine systematische Herangehensweise erfordern. Sowohl für Firmeneigentümer als auch für potenzielle Käuferinnen und Käufer bietet die Schweizer KMU-Landschaft spannende Chancen. Durch eine realistische Einschätzung des eigenen Unternehmerprofils, eine durchdachte Auswahl des richtigen Unternehmens und eine solide Finanzierungsstrategie können diese Chancen erfolgreich genutzt werden. Die Schlüssel zum Erfolg liegen in der frühzeitigen Planung, dem offenen Dialog und der Bereitschaft, sowohl Risiken als auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden.
BDO bietet sowohl der Verkäuferschaft als auch der Käuferschaft eine ganzheitliche Beratung und lehrreiche themenbezogene Anlässe an – ein Gesamtpaket.
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