Mit der Corona-Pandemie ist die Digitalisierung endgültig in der Bildung angekommen. Dozierende, Lehrer/innen und Bildungsfachleute machen sich nun digital fit, um auf die Unterrichtsformen der Zukunft nicht den Anschluss zu verlieren.
Ausgiebig wurde im Frühling 2020 darüber debattiert, als die meisten Lehrpersonen auf einmal auf Digitalunterricht umsatteln mussten. Dass der virtuelle Unterricht mittlerweile keine Überbrückungslösung darstellt, sondern kurz- bis mittelfristig fest zu den Anwendungs- und Umsetzungskompetenzen der Lehrpersonen gehören wird, ist nunmehr allen in der Branche klar. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Andrang für Weiterbildungen in dieser Richtung spürbar ist. Ausserdem wurde in den letzten Monaten die Büchse der Pandora bezüglich des Digitalen Unterrichts (und generell des digitalen Wissenstransfers) endgültig geöffnet. Die Pandemie war ein Katalysator, und die Weiterbildungsinstitute und -Anbieter mussten nachziehen. So war es nur logisch, dass der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB früh und der Situation entsprechend reagiert hat: Die Zulassungsbedingungen für das SVEB-Weiterbildungszertifikat «Lernprozesse digital unterstützen» wurden angepasst. Der Ansatz: Lernprozesse verändern sich nicht unbedingt grundlegend. Aber man kann – ja man muss als Lehrperson diese in der heutigen Zeit digital unterstützen können.
Dass die Schweiz in der Digitalisierung Nachholbedarf hat, zeigt sich in der aktuellen Pandemie deutlich. Bund und Kantone, aber auch viele Branchen, wurden vor knapp einem Jahr auf dem linken Fuss erwischt. Auch Schulen und Bildungsanbieter auf allen Stufen standen plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen – galt es doch innerhalb von wenigen Tagen auf den Fernunterricht umzustellen. Die Corona-bedingten Herausforderungen erweisen sich aber gerade in der Erwachsenenbildung als Katalysator für die Digitalisierung und Virtualisierung. Dass die Zeit reif ist, zeigt folgende Aufzählung:
Erstens: Die Technik ist vorhanden
Handys, Tablets und Laptops öffnen bereits seit einiger Zeit den Zugang zu einer neuen Welt voller Lernsoftware und -apps. E-Learning ergänzt den traditionellen Unterricht. Diese Möglichkeiten gilt es nun gekonnt und methodisch durchdacht einzusetzen. Lehrpersonen stehen vor der Herausforderung, sich für diese neue Realität fit zu machen. Dies bedingt einerseits den Willen, sich digital weiterzubilden, andererseits auch das Bewusstsein, dass es nicht mehr nur genügt, die Lerninhalte mit analogen Methoden weiterzugeben.
Zweitens: Neue Lernsettings passen zum Zielpublikum
Die junge Generation, welche nun in die Erwachsenenbildung drängt, ist mit den neuen Technologien aufgewachsen und setzt diese wie selbstverständlich ein. Ein E-Learning über das Smartphone während der Bahnfahrt, der Austausch in der Gruppe mit anderen Kursteilnehmenden über eine Applikation Applikation, eine Frage an den Kursleitenden über den Klassenchat – dies sind nur einige Beispiele. Demgegenüber müssen sich viele Dozierende, Lehrer/innen und Bildungsfachleute wohl eher noch zu den «digitalen Dinosauriern» zählen.
Drittens: Support für die Digitale Fitness
Der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB hatte bereits vor Corona auf die mangelnden digitalen Kompetenzen in der Bildung reagiert. Vor über zwei Jahren wurde das Weiterbildungszertifikat «Lernprozesse digital unterstützen» entwickelt. Dieses vermittelt die erforderlichen Kompetenzen für eine moderne Unterrichtsgestaltung. Die Teilnehmenden werden befähigt, im eigenen Fachbereich digital gestützte Lernprozesse didaktisch zu planen, umzusetzen und zu reflektieren. Daniel Herzog, Mitglied der Schweizerischen Kommission Ausbildung der Ausbildenden (SK AdA) und CEO der Lernwerkstatt Olten sagt: «Es war ein Glücksfall, dass das Weiterbildungsangebot noch vor der Pandemie entwickelt worden ist. So konnte die sofort entstandene hohe Nachfrage nach digitalen Kompetenzen schnell befriedigt werden.» Auf die Fragen nach der Besonderheit des Angebots meint Herzog: «Wir bei der Lernwerkstatt Olten vermitteln einfache und sofort umsetzbare Tools, Lernsettings und Apps – und dies Device- und Betriebssystemunabhängig. Die Teilnehmenden müssen dabei keine teure Software beschaffen.»
Viertens: Zulassung ausgeweitet
Um mehr Bildungsfachpersonen den Zugang zum SVEBWeiterbildungszertifikat «Lernprozesse digital unterstützen» zu ermöglichen hat der SVEB die Zulassungsbedingungen jetzt erweitert. Das SVEB-Zertifikat ist nicht mehr eine zwingende Voraussetzung. Zugelassen werden neu auch Personen, welche eine Ausbildung oder Weiterbildung in Erwachsenenbildung abgeschlossen haben, welche im zeitlichen Umfang mindestens einem SVEB-Zertifikat entspricht. Zudem müssen diese Personen über ein Praxisfeld verfügen.
Fünftens: Die Zukunft ist hybrid
Ausbildende wird es auch zukünftig brauchen. Face to Face-Settings sind in Anbetracht der sozialen Bedürfnisse der Menschen für den Lernerfolg von hoher Wichtigkeit. Die nahe Zukunft wird aber hybrid. Hybrider Unterricht kombiniert die Vorteile des Präsenzunterrichts und des Distance Learnings. Teilnehmende sind ganz nach ihren Bedürfnissen live im Seminarraum dabei, oder Sie beteiligen sich aktiv via Videokonferenzsystem am Unterricht. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Unterrichtsform in Zukunft durchsetzen wird. Was aber sicher ist: Lehrpersonen müssen sich jetzt zwingend weiterbilden, um im digitalisierten Ausbildungsmarkt der Zukunft zu bestehen.
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