Wir verbringen den Grossteil der Woche am Arbeitsplatz. Da ist es nur natürlich, dass gerade das Mittagessen zum Arbeitstag gehört. Gleichzeitig liegt eine ökologische und nachhaltige Lebensweise im Trend und wirkt sich auch auf die Ernährung aus. Theoretisch wissen wir, wie man sich gesund ernährt: Dennoch finden wir bei der Arbeit nur selten Gelegenheit, uns an die guten Vorsätze zu halten. Stattdessen ist Fast Food in die Büros eingezogen und droht, sich im Alltag einzunisten.
Nur grosse Arbeitgeber verfügen über eine Kantine und sind damit eher die Ausnahme in der Schweiz: Immer öfter bringen die Mitarbeiter Essen mit oder essen in der Mittagspause auswärts. Dabei birgt die zweite Option auch Risiken. Ein schnelles Sandwich zwischen zwei Besprechungen oder der Gang zur Pommesbude um die Ecke haben kaum Vorteile ausser den paar Schritten, die dabei gemacht werden. Diese können aber auf keinen Fall die eingenommenen Kalorien und den Mangel an Vitaminen und Nährstoffen ausgleichen. Es scheint die beste Lösung, selbst etwas zur Arbeit mitzubringen. Vorgekochtes vom Vortag, ein gesundes Sandwich mit Vollkornbrot und in jedem Fall mehrere Portionen Obst und Gemüse. Das setzt Eigeninitiative, Können und Zeit voraus, die viele Arbeitnehmer nicht haben. Entgegen den verlockenden Versprechungen von Kochshows und Foodblogs ist gesunde Ernährung noch immer mit einem Aufwand verbunden, der oftmals den Zeitrahmen und die Fertigkeiten des Publikums übersteigt. Statt selbst zubereiteten Gerichten wird dann doch schnell eine Tüte vorgewaschener Salat geöffnet und mit einem Fertigdressing garniert. Salat ist schliesslich gesund, oder?
Diese Situation fordert auch Angebote der Arbeitgeber, denn das Wohlbefinden der Angestellten trägt massgeblich zur Effizienz am Arbeitsplatz bei. Wer mittags so fettig isst, dass der Döner ihm schwer im Magen liegt, ist kaum noch leistungsfähig. Die herkömmliche Kantine ist da eine bequeme Variante. Wer hier bei den Beilagen
auf Pommes oder Kroketten verzichtet und häufiger zum Salat mit Essig-Öl Dressing greift, kann sich ohne viel Aufwand ein gesundes Mittagessen zusammenstellen. Auch das Fleisch kann ein- bis zweimal pro Woche durch Fisch ersetzt werden. Doch nicht jedes Unternehmen verfügt über eine eigene Kantine. Gerade kleinere Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter anderweitig versorgen.
Ein einfaches Angebot ist der klassische Obstkorb, an dem sich die Kollegen bedienen können. Fünf Portionen Obst oder Gemüse werden als Tagesmenge empfohlen. Egal ob von einem externen Anbieter geliefert oder selbst organisiert, hier gilt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Ein Obstkorb ist eine gute Ergänzung zur Ernährung und kann zu einer bewussteren Verpflegung anregen. Zugreifen muss der Mitarbeiter noch selbst.
Dieses Prinzip hat unter Anderem Felfel ausgebaut: Am Arbeitsplatz wird ein Kühlschrank installiert, der von Felfel-Mitarbeitern täglich mit frischen, abwechslungsreichen Speisen aufgefüllt wird. Dabei kann auf verschiedene Ernährungskonzepte eingegangen werden, egal ob vegetarisch, vegan oder traditionell. Auch Snacks und Desserts stehen im Kühlschrank bereit. Es ergibt sich damit eine Mischung zwischen den Möglichkeiten, das Mittagessen selbst mitzubringen und dem Essen in der Kantine: Zwar muss nicht selbst gekocht werden, doch die Auswahl findet individuell statt. Die in recycelbaren Behältern verpackten Speisen regen zum Zusammensitzen an. Gesichert ist der Kühlschrank mit einem Schloss, das sich per Chip öffnen lässt. Dieser Chip ist gleichzeitig das Bezahlmittel, von dem die Kosten für das jeweilige Gericht abgebucht werden. Felfel setzt im Sinne der heutigen Zeit auf regionale Produktion in Familienbetrieben und Nachhaltigkeit, kann also bei vielen Abnehmern punkten.
Snacks und Süssspeisen sind gerade im Büroalltag gefährliche Verführungen. Ein Stück Schokolade zur Belohnung nach einem anstrengenden Meeting oder ein paar Guetzli gegen den kleinen Hunger sind willkommene Seelentröster. Zusätzlich lassen sie sich einfach in der Schreibtischschublade lagern und sind immer schnell zur Hand. Wer besonders in Stresssituationen zu Süssigkeiten greift, kann mit etwas Kreativität auf andere Rituale ausweichen: Ein kurzer Spaziergang, eine Hand voll Nüsse oder eine kurze Meditationseinheit können genauso entspannend wirken.
Doch um eine gesunde Ernährung zu ermöglichen, muss der Arbeitgeber nicht unbedingt auf externe Anbieter zurückgreifen: Oft hilft es bereits, einen Kühlschrank, eine Mikrowelle oder im besten Fall eine kleine Küchenecke mit Herd bereitzustellen, die das Mitbringen sowie Zubereiten von Speisen ermöglichen. Auch diese Variante kann für den Zusammenhalt der Mitarbeiter förderlich sein: Wer nicht jeden Abend vorkochen mag, kann sich zum Beispiel mit Kollegen zu einer Koch-Gruppe zusammentun. Dabei kocht eine Person gleich für mehrere andere mit. Im besten Fall muss der Einzelne auf diese Weise nur einmal die Woche für ein gesundes Essen sorgen, die Gruppe bekommt jedoch jeden Tag ein frisches, ausgewogenes Mittagessen.
Supermärkte und Lieferdienste haben in diesem Zustand eine Marktlücke mit Verkaufspotenzial entdeckt. Bei Migros bequem online bestellen und die gewünschten Produkte nach Hause oder in die Firma liefern lassen ist kein Problem mehr. Lieferdienste wie Lieferando bringen fertige Gerichte direkt ins Büro. Auch hier ist es möglich, gesunde Optionen zu finden: Reis mit Gemüse, Vollkornsandwiches oder Obstsalate. Doch die Entscheidung fällt schwer, wenn Burger, Schnitzel und Co. ebenfalls zur Auswahl stehen und dabei noch so gut aussehen.
Am Ende des Tages ist gesunde Ernährung eine individuelle Angelegenheit. Sich an aktuellen Trends zu orientieren ist nicht für jeden das Richtige, ein Quinoasalat oder eine Poke Bowl führen nicht auf magische Weise zum Erfolg. Denn was für den einen Körper passt, muss nicht unbedingt gut für den anderen Körper sein. Es gilt, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und die eigenen Gewohnheiten zu beobachten. Mit etwas Eigeninitiative ist es möglich, sich so zu organisieren, dass die Ernährung über den ganzen Tag ausgewogen ist. Vom Unternehmen muss dieser Aufwand ermöglicht werden. Übrigens: Eine ausgewogene Ernährung bedeutet keinesfalls strenge Regeln und Verzicht. Ab und an ein Stück Schokolade oder ein Stückchen Kuchen heben nicht nur den Zuckerspiegel, sondern auch die Laune.
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