Schweizer Unternehmen setzen auch 2020 auf SAP-Software. Laut Investitionsreport 2020* der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) wächst auch in diesem Jahr wieder das Gesamt-IT-Budget sowie das für SAP-Investitionen. S/4HANA gewinnt als ERP-Lösung immer mehr an Bedeutung, bei den Platform-as-a-Service-Lösungen (PaaS) konkurrieren vor allem SAP und Microsoft Azure. Insgesamt bleiben die Schweizer hinsichtlich der Digitalisierungsbestrebungen in ihren Unternehmen zuversichtlich.
Trotz unsicherer Konjunkturaussichten steigen die IT-Budgets im kommenden Jahr in der Schweiz weiter an. Bei 47 Prozent der Befragten (DACH: 46 Prozent) des DSAG-Investitionsreports 2020 steigt das Budget. Durchschnittlich steigt es über alle Schweizer Unternehmen hinweg um zirka 3,5 Prozent (DACH: vier Prozent). 2019 gaben nur 31 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen an, dass das Budget steigt. Lediglich bei 24 Prozent sinkt das IT-Investitionsbudget (DACH: 19 Prozent), bei 29 Prozent bleibt es gleich (DACH: 35 Prozent). «Die Schweizer Unternehmen haben erkannt, dass sie Budget benötigen, um die Digitalisierung auszubauen, Effizienz zu steigern, Kosten zu reduzieren und Innovationen voranzutreiben», kommentiert DSAG-Ländervorstand Christian Zumbach.
SAP-Investitionen bleiben bei Unternehmen gesetzt
Diese Entwicklung bestätigt sich auch bei den SAP-Investitionen. Sie steigen bei 49 Prozent der Schweizer Unternehmen (DACH: 49 Prozent). «Das zeigt, dass die Schweizer Unternehmen SAP für ihre weiteren Vorhaben als gesetzt ansehen. Das neue SAP-Führungsduo hat erkannt, dass erfolgreiche und zufriedene Kunden wertvolles Kapital sind und das wirkt sich auch auf die Stimmungslage am Bestandskundenmarkt aus», erläutert Christian Zumbach. Das gilt jedoch nicht für alle Bereiche. Über alle befragten Branchen hinweg, sinkt das Budget bei 27 Prozent der Befragten (DACH: 19 Prozent). Insbesondere bei produzierenden Unternehmen sinkt das Budget. Das gaben 39 Prozent der Befragten (DACH: 24 Prozent) an. Ein Grund könnte hierfür die wirtschaftliche Entwicklung sein, die zum Beispiel die Zulieferer für die Automobilindustrie vorsichtiger in die Zukunft schauen lässt.
Aufklärung zu S/4HANA zahlt sich aus
Schweizer Unternehmen planen ihre zukünftige IT-Landschaft verstärkt mit S/4HANA als ERP-Lösung. Lediglich etwas mehr als ein Viertel (DACH: 35 Prozent) sieht noch «hohe und mittlere» Investitionen für die Business Suite vor. Gleichzeitig steigt die Investitionsbereitschaft für S/4HANA. Wollten hier 2019 noch 42 Prozent (DACH: 42 Prozent) investieren, ist es in diesem Jahr bereits die Hälfte der Befragten (DACH: 52 Prozent). Einen Grund dafür sieht Christian Zumbach in der verbesserten Aufklärungsarbeit von DSAG und SAP: «Die S/4HANA-Welt ist komplex und die Anwender brauchen Unterstützung auf dem Weg zum intelligenten Unternehmen. Deshalb haben wir in der Schweiz im vergangenen Jahr auch eine eigene Arbeitsgruppe für dieses Thema gegründet. Sicherlich hat sich auch der eine oder andere, der vorher noch zögerlich war, jetzt für S/4HANA entschieden, weil die Berater inzwischen mehr Erfahrung mit S/4HANA-Einführungen haben.»
Laut DSAG-Investitionsreport haben knapp ein Viertel der Schweizer Umfrageteilnehmer (DACH: 13 Prozent) noch keine Entscheidung hinsichtlich S/4HANA getroffen. 2019 waren das noch 28 Prozent. Insgesamt elf Prozent (DACH: zehn Prozent) haben S/4HANA bereits im Einsatz. Das sind fast viermal so viele wie 2019. In den nächsten drei Jahren wollen 29 Prozent (DACH: 40 Prozent) umsteigen. Präferiert wird von den Schweizer Unternehmen bei der Einführung der Brownfield-Ansatz. Bei diesem wird von einem vorhandenen ERP-System auf S/4HANA migriert. Die Brownfield-Migration setzt eine hohe Stammdatenqualität voraus und kann zum Beispiel hinsichtlich der Analyse der Eigenentwicklungen Fallstricke bereithalten.
Schweizer sind der Cloud gegenüber aufgeschlossen
Die strategische Ausrichtung von SAP hin zu einem stärkeren Cloud-Geschäft ist nicht neu. «Als DSAG ist es unsere Aufgabe, hier Grenzen aufzuzeigen, denn die Cloud ist noch nicht für jeden Bereich und jede Branche geeignet», ordnet Christian Zumbach ein. Laut Investitionsreport planen Schweizer Unternehmen für die folgenden SAP-Cloud-Lösungen «hohe und mittlere» Investitionen:
- SuccessFactors: 18 Prozent (DACH: 14 Prozent)
- SAP Analytics Cloud: 19 Prozent (DACH: 13 Prozent)
- Ariba: elf Prozent (DACH: acht Prozent)
- C/4HANA: elf Prozent (DACH: elf Prozent)
- Integrated Business Planning: acht Prozent (DACH: sieben Prozent)
- Concur: acht Prozent (DACH: sieben Prozent)
Mittlere Investitionen sehen jeweils drei Prozent der Schweizer Unternehmen für Qualtrics, Fieldglass und SAP Jam vor (DACH: jeweils ein Prozent).
Die grössten Bedenken hinsichtlich der Cloud haben die öffentliche Verwaltung, die Gesundheitsbranche und die Fertigungsindustrie. «Die Anwender benötigen mehr Erklärung, belastbare Roadmaps und frühere Informationen. DSAG und SAP stehen hierzu in einem konstruktiv-kritischen Dialog im Sinne der Anwender», so der DSAG-Ländervorstand.
DSAG bei Applikations-Plattformen gut aufgestellt
Beim Thema Applikations-Plattformen kristallisieren sich Microsoft Azure und die SAP Cloud Platform als klare Favoriten der Schweizer Unternehmen heraus. Danach gefragt, inwieweit verschiedene Applikations-Plattformen als Platform-as-a-Service-Lösungen (PaaS) für die DSAG-Mitgliedsunternehmen relevant sind, antworten 29 Prozent (DACH: 24 Prozent) mit Microsoft Azure, 21 Prozent mit der SAP Cloud Platform (DACH: 14 Prozent). Acht Prozent (DACH: acht Prozent) nannten Amazon Web Services, 8 Prozent (DACH: sieben Prozent) eigene PaaS-Lösungen und sechs Prozent (DACH: sieben Prozent) andere PaaS-Anbieter. Ein Grund könnte sein, dass Unternehmen Microsoft Azure vorrangig zur Digitalisierung einsetzen und die SAP Cloud Platform eher als Plattform für Lösungen von SAP. «Die Ergebnisse überraschen nicht. Die DSAG hat sich schon vor einiger Zeit der Hyperscaler angenommen, um ihre Mitgliedsunternehmen bestmöglich zu unterstützen», fasst Christian Zumbach zusammen.
Fortschritt bei der digitalen Transformation
Neben einzelnen Produktbereichen erfasst die Umfrage auch den Status quo der Unternehmen bei der digitalen Transformation – unabhängig von und ohne direkten Bezug zu SAP. Die Schweizer Unternehmen fühlen sich bei der digitalen Transformation gut aufgestellt. Während im vergangenen Jahr noch 71 Prozent der Befragten ihr Unternehmen als «nicht sehr weit» bei der digitalen Transformation einschätzten, sind das in diesem Jahr nur noch 61 Prozent (DACH: 63 Prozent). «Genauso erfreulich ist es, dass mehr als ein Drittel der Befragten ihr Unternehmen als «weit» bei der digitalen Transformation bewerten. Das sind noch mal 10 Prozent mehr als im vergangenen Jahr», so Christian Zumbach. Im gesamten DACH-Raum sind es 32 Prozent und drei Prozent schätzen ihr Unternehmen sogar als «sehr weit» einschätzen.
Dass die Schweizer Unternehmen ein gutes Gefühl hinsichtlich ihres Status der digitalen Transformation haben, sieht der DSAG-Ländervorstand auch im anhaltenden Engagement der Interessenvertretung und SAP begründet. «Gemeinsam haben wir für die Anwender im vergangenen Jahr viel erreicht, zum Beipsiel einen weiteren Meilenstein bei der indirekten Nutzung, von dem unsere Mitgliedsunternehmen auf ihrem Weg in die digitale Welt profitieren», so Christian Zumbach. Auf Drängen der SAP-Anwender bietet SAP Kunden mehrere Optionen an, um die indirekte Nutzung, also den Zugriff von Drittsystemen auf SAP-Anwendungen, adäquat abzubilden und zu verrechnen. Zu einem atmenden, in beide Richtungen skalierbaren Lizenzmodell, das sich am Business-Nutzen orientiert, befindet sich die DSAG bereits in konstruktiv-kritischem Dialog mit dem Software-Hersteller.
Für die digitale Transformation fehlen Ressourcen
Befragt nach den Hindernissen für die digitale Transformation nannten 69 Prozent (DACH: 77 Prozent) der Schweizer Umfrageteilnehmer fehlende Ressourcen im eigenen Unternehmen und auf Beraterseite. Bei dieser Frage war eine Mehrfachauswahl möglich. Weitere Hemmschuhe sind für 61 Prozent fehlendes Know-how (DACH: 60 Prozent), 60 Prozent unternehmensinterne Gründe (DACH: 56 Prozent), und für 55 Prozent eine aufwendige Integration (DACH: 68 Prozent). 60 Prozent (DACH: 47 Prozent) sehen einen fehlenden Business-Case als Hindernis an, um die digitale Transformation umzusetzen. Fehlende Technologien hingegen werden nur von 35 Prozent (DACH: 29 Prozent) als Hinderungsgrund angegeben. «Kritisiert werden seitens der Anwenderunternehmen eher teils fehlende Funktionalitäten der neuen Lösungen», sagt Christian Zumbach. Das gab die Hälfte der Befragten an (DACH: 45 Prozent).
Fazit
Am Schweizer Markt sieht es für SAP gut aus – so das Fazit des DSAG-Investitionsreports 2020. Laut Umfrage ist die Schweiz dem deutschsprachigen Ausland bei der Einführung von S/4HANA weiter leicht voraus. Dennoch ist auch hier noch Luft nach oben. Deshalb wünscht sich die Anwendervereinigung für ihre Mitglieder von SAP noch mehr Unterstützung und klare Definitionen der Produktlandschaften für die unterschiedlichen Unternehmensszenarien sowie das nötige Rüstzeug für die Migration. «Die Digitalisierung schreitet bei den DSAG-Mitgliedsunternehmen weiter voran, die Zahl der realisierten S/4HANA-Projekte wächst – insgesamt sind die Schweizer Unternehmen auf einem sehr guten Weg», fasst DSAG-Ländervorstand Christian Zumbach zusammen.
Beim Thema Cloud ist die Akzeptanz innerhalb der Schweizer Unternehmen grösser als im deutschsprachigen Ausland. «Insgesamt ist die Schweiz der Cloud gegenüber aufgeschlossen. Doch die Präferenz liegt ganz klar so, dass Anwender ihre Daten der Cloud-Lösungen im eigenen Land halten wollen», so Christian Zumbach. Daher wäre es aus Sicht der DSAG wünschenswert hier gemeinsam mit SAP entsprechende Lösungen zu erarbeiten. Beide Parteien befinden sich dazu bereits im Dialog.
*Erhebungsgrundlage der Umfrage
Die DSAG hat im Dezember 19/Januar 20 eine Online-Umfrage zu geplanten Investitionen für das Jahr 2020 ausschliesslich bei SAP-Anwenderunternehmen im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Pro Unternehmen wurde nur eine Person befragt. 288 CIOs und Vertreter von DSAG-Mitgliedsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen an der Umfrage teil. Knapp die Hälfte der Teilnehmer kommt aus Unternehmen mit einer Grösse zwischen 500 bis 2‘500 Mitarbeitern. Aus der Schweiz nahmen 38 Unternehmen teil.