Crevetten, Gambas, Garnelen, Shrimps – viele Namen führen zum Leckerbissen, den Gourmets auch hierzulande zu schätzen wissen. Lange, umständliche Transportwege waren bis vor Kurzem noch der Preis für den maritimen Genuss. Doch dann brachte das Unternehmen SwissShrimp mit einer ungewöhnlichen Idee das Meer in die Schweiz. Mit nachhaltiger Produktion, höchster Qualität und einem brillanten Konzept überzeugt das junge Unternehmen täglich mit frischen Shrimps Made in Switzerland. Dass aus einer Vision ein erfolgreiches Unternehmen geworden ist, hat nicht zuletzt mit dem ERP-System tosca zu tun.
Es ist eine Start-up-Geschichte wie aus dem Bilderbuch. 2008 hat der gelernte Informatiker Thomas Tschirren aus dem solothurnischen Luterbach eine brilliante Idee für eine Schweizer Shrimps-Aufzucht. Eine Geschäftsidee war geboren, doch es vergingen nochmals fünf Jahre, bis die Idee zur Wirklichkeit wurde. Folgend ging es rasch und bereits 2015 meldet die Pilotanlage: Das funktioniert! Ein Jahr später fand man mit den Schweizer Salinen in Rheinfelden den idealen Standortpartner für die erste Schweizer Shrimpsfarm. 103 Aktionärinnen und Aktionäre glaubten an das Projekt und finanzierten den Bau, welcher 2018 eingeweiht wurde. Die ersten Shrimps-Larven
tauchten in das warme Schweizer Meerwasser ein und fühlten sich auf Anhieb wohl. Vom Konzept waren nicht nur die Gründer überzeugt, sondern auch Grossverteiler, Hotels, Restaurants und private Abnehmer.
AUF DER GRÜNEN WIESE BEGONNEN
«Es genügt nicht, einfach eine tolle Geschäftsidee zu haben», sagt Rafael Waber in seiner Funktion als Geschäftsführer und Marketingverantwortlicher. «Schon bald merkst du, dass es noch tausend andere Dinge gibt, um die du dich kümmern musst, wie zum Beispiel Infrastruktur, Geschäftsprozesse oder IT.» Die enge Verzahnung von Nachfrage, Produktion und Logistik mit einer flexiblen Unternehmenssoftware gehörte dabei von Anfang an zu den strategischen Erfolgsfaktoren. Dass die SwissShrimp AG mit ihrer Geschäftsidee auf der grünen Wiese beginnen konnte, war sicher ein Vorteil. Andererseits mussten alle Prozesse von Grund auf selbst entwickelt werden. Eine echte Herausforderung, denn ein vergleichbares Modell in der Schweiz gab es bis anhin nicht.
NACHHALTIGES GESCHÄFTSMODELL
Anstatt dass Shrimps über Zehntausende Kilometer transportiert werden, können Schweizer Kunden frisch gefischte Lecker bissen in bester Qualität direkt in Rheinfelden oder im Detailhandel einkaufen. Damit dies möglich ist, braucht es ein «lebendes» Lager in Form von nachwachsenden Lebensmitteln. Rasch zeigte es sich, dass das ERP-System tosca optimale Funktionen für die Bewirtschaftung bietet, und das Frischeprinzip ist dabei höchstes Gebot. Rafael Waber erklärt, was es damit auf sich hat: «Nach Bestell- und Zahlungseingang wird die exakte Anzahl gewünschter Shrimps am Folgetag geerntet, verpackt und in Spezialboxen verschickt.» Dank des On-Demand-Verfahrens gibt es kein Foodwaste und zudem sind die prämierten Versandboxen für die Wiederverwendung ausgelegt. Wer seine Box nicht retourniert, bezahlt eine zusätzliche Gebühr. Das Unternehmen ist zu Recht stolz auf das nachhaltige, einzigartige Geschäftsmodell, welches bei Fischfarmen aus aller Welt auf grosses Interesse stösst.
VOM AUFZUCHTBECKEN INS ERP-SYSTEM
Ein wesentlicher Anteil an diesem Erfolg gebührt nicht zuletzt dem ERP-System tosca, denn somit sind sämtliche Prozesse digital unterstützt. Raffinierte Funktionen sorgen für reibungslose, effiziente Arbeitsabläufe und gewährleisten einen durchgängigen Informationsfluss. Das hat laut Rafael Waber zwei besondere Vorteile. «Einerseits hilft uns tosca, alle benötigten Informationen zusammenzuhalten und transparent zu arbeiten. Andererseits können wir dadurch unsere Prozesse stark vereinfachen und automatisieren.» Dieses «Vereinfachen und Automatisieren» zieht sich wie ein digitales Mantra durch das Start-up, denn damit verbunden sind kostengünstige Strukturen und eine hohe Kundennähe. Und darüber hinaus Wettbewerbsvorteile, welche für innovative Unternehmen von grosser Bedeutung sind.
OPTIMAL ABGESTIMMTES LÖSUNGSKONZEPT
Gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz und den Projektspezialisten von dynasoft wurde ein Lösungskonzept entwickelt, welches optimal auf das Geschäftsmodell abgestimmt ist. Der Fokus liegt auf den Bereichen Multichannel-Sales und Kommissionierung / Logistik. Die Rückverfolgbarkeit von Chargen spielt wie überall in der Nahrungsmittelindustrie eine zentrale Rolle. Bestellungen treffen sowohl über den Webshop als auch per E-Mail, EDI und gar per Fax ein. Automatisierte Schnittstellelen sorgen dafür, dass alles in tosca landet. Das ERP-System ist die zentrale Plattform, über welche die Prozesse gesteuert werden. Dazu zählt auch der integrierte Webshop. Je nach Bestelleingang werden hier die Termine für die Auslieferung oder Abholung gesteuert. Zu den Highlights gehört nicht nur das ausgeklügelte Zusammenspiel zwischen Kunden-, Versand- und Zahlungsart, sondern auch die direkte Einbindung, wo jeder online gefüllte Warenkorb sofort als Auftrag ersichtlich ist. «Die Verbindung von ERP / PIM / E-Commerce bildet die Grundlage für unser Geschäftsmodell. Es deckt sämtliche Prozessschritte von der Bestellung bis zur Auslieferung und zur Rücksendung der Frischebox ab», erklärt Rafael Waber.
DIE DEVISE: EINFACH, ABER EFFEKTIV
Egal, ob ein grosses Detailhandelsunternehmen per EDI (Elektronischer Datenaustausch) bestellt, ein Hotel für seine Küche oder eine private Person für ein Fest – jeder Auftrag wird mit grösster Sorgfalt ausgeführt. Dies beginnt bereits beim weitgehend automatisierten Wareneingang. Die bestellten Mengen werden in einem der 16 Aufzuchtbecken geerntet und über die an tosca angebundene Waage handsortiert. Anschliessend werden die Versandboxen mit einem GTIN-Code (Global Trade Item Number) ausgezeichnet und einer kundenspezifischen Etikette versehen. Das effektive Gewicht wird zurückgemeldet und die Charge eingescannt. Zusammen mit dem Lieferschein geht die Sendung anschliessend auf die kurze Reise zu den Empfängern. Einfach und effektiv, sagt Rafael Waber. «Auch wenn der Prozess im Detail sehr komplex ist, muss das Handling für unsere Benutzer einfach sein. Für uns war es daher von Anfang an wichtig, dass die Interaktion mit dem System auf ein Minimum reduziert wird.»
OFFEN FÜR DIE DIGITALE ZUKUNFT
Die Kunden schätzen zudem auch die geniale Verpackung. Und zwar so sehr, dass diese schon fast Kultstatus hat. Rafael Waber schmunzelt: «Sinn unserer Box mit den Kühlelementen ist es, diese nach Erhalt zu retournieren, damit sie wiederverwendet werden kann. Oft finden unsere Kunden aber so sehr Gefallen daran, dass sie die Box behalten.» In diesem Fall schreitet die Gebindeverwaltung vom System ein und stellt das Verpackungsmaterial in Rechnung. Dies ist bei Weitem nicht die einzige Funktion, welche man zu schätzen weiss. «Der Appetit kommt quasi beim Essen», meint Rafael Waber. Bereits steht der Ausbau des Angebots mit ergänzenden Zusatzprodukten im Raum. «Das ERP-System haben wir bereits, und es steht für die Verwirklichung weiterer Ideen zur Verfügung», fügt er hinzu.