Auf den ersten Blick ist der Bankenplatz Schweiz gut aufgestellt. Seit der Finanzkrise sind die Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen erhöht und andererseits der Anleger- und Kundenschutz gestärkt worden.
Was nach Business as usual tönt, ist es aber keineswegs. Die Digitalisierung hat den Markt fest im Griff. Smartphone-Banken schiessen wie Pilze aus dem Boden (die britische Neobank Revolut hat bereits 110’000 Kunden in der Schweiz), über Crowdlending-
Plattformen vergebene Kredite steigen rasch an (plus 40 Prozent im Jahr 2018 auf CHF 262 Mio.), und zunehmend tummeln sich Nicht-Banken im Bankgeschäft (Pensionskassen haben
ihr Hypothekarvolumen im Jahr 2017 um 16,8 Prozent ausgedehnt).
Auch die Kunden unserer Banken sind zunehmend in der digitalen Welt unterwegs und erwarten sichere Smartphone- Dienstleistungen und Open-Banking-Applikationen. Flexibilität, Komfort und tiefe Gebühren werden die zukünftige Entwicklung treiben. Smartphone-Banken richten sich zwar stark nach den digitalen Bedürfnissen der Kunden und verzeichnen eine rasche Zunahme von Kunden. Heute lassen sich aber nur wenige User den Monatslohn von ihrem Arbeitgeber auf eine App senden. Es sind weiterhin die traditionellen Banken, die höchstes Vertrauen ihrer Kunden geniessen.
Jedoch nimmt die Wettbewerbsintensität durch den Markteintritt von rein digitalen Playern spürbar zu. Der entsprechende Margenschwund wird zunehmend mit Skalierung und neuen Geschäftsideen kompensiert werden müssen. Paradoxerweise bieten gerade digitale Entwicklungen und das ausgezeichnete Fintech-Ökosystem die Grundlage für zukünftigen Erfolg, in einem anspruchsvollen Marktumfeld der Schweizer Banken.
Die verfügbaren Technologien erlauben es den Banken, ihre Innovationsfähigkeit zu erhöhen, die Kosten zu senken und so im Wettbewerb stärker aufzutreten. Besonders kleinere Institute können Skalennachteile durch Technologie reduzieren, ohne an Agilität einzubüssen. Nicht mehr die Grossen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.
Für die Schweizerische Bankiervereinigung sind digitale Innovationen für den nachhaltigen Erfolg zwingend. Durch ihren Beitrag für erstklassige Rahmenbedingungen sieht sie sich als Enabler zukunftsträchtiger Dienstleistungen. Vereinfacht werden sollen beispielsweise die Migration auf die Cloud als Infrastruktur für datengetriebene Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, Anwendungen im Bereich Open Banking oder die Tokenisierung von nicht bankfähigen Vermögenswerten. Auch der Bundesrat ist dabei. Er betont, dass er die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Ansiedlung und Weiterentwicklung von Fintech- und Distributed-Ledger-Technologie-( DLT)-Unternehmen schaffen will. Fintech-Firmen im Zahlungsverkehr können zudem bereits heute ein eigenes Girokonto bei der SNB halten.
Kooperationen zwischen Fintech-Unternehmen und Banken haben sich dabei bereits als gewinnbringende Strategie etabliert. Dabei bieten Startups einen idealen Rahmen zur Entwicklung und schnellen Umsetzung von neuen Geschäftsideen. Die Banken verfügen ihrerseits über das nötige Wissen im Bereich Regulierung oder der sicheren Verwahrung von Vermögenswerten und Daten. So können die komplementären Stärken beider Seiten optimal genutzt werden.
Die Kleinräumigkeit der Schweiz erlaubt es den Banken, sich auf der persönlichen Ebene ein detailliertes Bild der möglichen Kooperationspartner zu machen und Innovationen schnell umzusetzen. Die Herausforderung ist für Banken die gleiche wie für KMU. Matchentscheidend in der heutigen Welt sind nebst gutem Service vor allem Geschwindigkeit und Innovationen.