Konkrete Angebote und die Medien vermitteln uns das Gefühl, dass die Digitalisierung klassische Banken überflüssig machen und wir alle unsere Finanzgeschäfte zukünftig direkt,
ohne Banken, erledigen werden. Machen die grossen Tech-Companies oder Fintech-Start-ups wie Revolut und N26 mit eigenen Zahlungssystemen die Banken überflüssig? Sind die Banken zu schwerfällig, um mit den schnellen Fintech-Start-ups mithalten zu können? Werden unsere Finanzplätze harte Zeiten erleben oder gar untergehen?
Dass sich die Bedürfnisse der Kunden bezüglich der Services, die sie von Banken
erwarten, immer mehr verändern, ist klar. Aber ebenso klar ist, dass sich in Zeiten, wo vieles in Bewegung ist, sich auch unrealistische Erwartungen entwickeln, nicht zuletzt genährt von den Versprechungen einzelner Player, die einfach mal alles kostenlos anbieten.
Logisch wünschen sich die Kunden auch von ihren traditionellen Finanzdienstleistern alles jederzeit und kostenlos. Aber wir alle wissen: Langfristig gibt es keinen «free lunch».
In diesem Zusammenhang erlebe ich die Schweizer Banken als realistisch und trotzdem engagiert. Sie machen ihren Kunden attraktive, aber nicht völlig absurde Angebote. Das ist den Schweizer Grossbanken im Vergleich zu ihren Pendants in den Nachbarländern bisher recht gut gelungen. TWINT ist ein Beispiel, wie die Schweizer Banken gemeinsam etwas auf die Beine gestellt haben, das bereits zwei Jahre nach dem Start zum führenden mobilen Zahlungssystem der Schweiz geworden ist. Die Nähe zu den Kunden, die Nähe zum Handel und der Einbezug von bereits 74 Banken hat bewirkt, dass man nicht lamentieren muss, sondern die Kundenbedürfnisse antizipieren kann und etwas wagen muss. TWINT ist das einzige mobile Zahlungssystem, das sich direkt mit dem Bankkonto verknüpfen lässt, also das Bankkonto im Smartphone, das über die Plattformgrenzen hinweg ziemlich allen Zahlungsformen gegenüber offen ist, zum Beispiel bei Zahlungen von einem Smartphone
zum anderen in Sekundenbruchteilen oder aber auch beim Zahlen an Orten, wo gar kein elektronisches Terminal steht, zum Beispiel bei bereits 90’000 Parkplätzen oder in über 600 Bauernhofläden.
Dieses Beispiel zeigt, dass veränderte Kundenbedürfnisse grosse Chancen für Fintech-Unternehmen ermöglichen. Die Fintech-Unternehmen können sich auf eine Dienstleistung fokussieren und diese schnell marktfähig machen. TWINT hat genauso angefangen. Da war die Idee des Portemonnaies im Smartphone. Die Umsetzung hat Mut und Freiraum gebraucht. Und die Schweizer Banken haben mitgezogen und haben diese Entwicklung rasch ihren Kunden zur Verfügung gestellt. Dieser Weg war am Anfang mit vielen Stolpersteinen übersäht, aber schon zwei Jahre nach Start entwickelt sich TWINT mit bereits 1.6 Millionen Usern und drei Millionen Transaktionen pro Monat zur klaren Nummer 1 im Mobile Payment.
TWINT ist auch ein gutes Beispiel für ein kooperatives Modell der Entwicklung von Fintech. Die Banken wie auch ein junges Fintech-Unternehmen brauchen letztlich einen intensiven Kundenfokus. Mit den Schweizer Issuer-Banken leben wir als TWINT genau eine solche Kooperation. Da die Kundenbeziehung bei der Bank bleibt, vertraut der Konsument der neuen Dienstleistung von der ersten Minute an. Und: Die Bank kann ihre Kundenbeziehung
weiterpflegen und TWINT erreicht durch die Kooperation einen einfachen und raschen Marktzugang. So ist es gelungen, eine Innovation des bargeldlosen Bezahlens in der Breite anzubieten.