Die Digitalisierung bringt in vielen Branchen neuen Chancen – so auch in der Logistik. Es lassen sich Prozesse optimieren und Informationen schneller austauschen. Damit das funktioniert, müssen unterschiedliche Teilnehmer zusammenkommen und zusammenarbeiten. Wir stellen eine unabhängige Schweizer Onlineplattform vor.
Im Zuge der digitalen Transformation unserer Wirtschaft wächst die Bedeutung von Intermediären, die als zentrales Bindeglied mehrere Firmen oder Gruppen über digitale Plattformen miteinander verbinden. Im Gegensatz zu traditionellen, bilateralen Geschäftsbeziehungen unterstützen Plattformen standardisierte Interaktionen zwischen sehr vielen Akteuren und können dadurch Effizienz und Transparenz steigern sowie Transaktionszeit und -kosten senken. B2B-Plattformen lassen sich zudem relativ einfach mithilfe von Schnittstellen in bestehende IT-Landschaften integrieren. Sie bieten KMU die Chance, ohne hohe Investitionen auf den «digitalen Zug» aufzuspringen und von den Vorteilen zu profitieren.
Die Schweiz hat früh das Potenzial der Plattformökonomie erkannt. Mit der Gründung der efreight AG im Juli 2017 hat die Digitalisierung, insbesondere in der Luft- und Seefrachtabwicklung, an Schubkraft gewonnen. Aktionäre sind die Logistik-Branchenverbände IG AirCargo Switzerland und SPEDLOGSWISS sowie der Swiss Shippers’ Council (SSC) und der Verein Netzwerk Logistik (VNL). Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat die Entwicklung der internetbasierten B2B-Transaktions- und Informationsplattform massgeblich mit einer Teilfinanzierung unterstützt.
Digital multi-modal
Sämtliche Teilnehmer der Logistikkette, wie Industrie, Handel, Logistikdienstleistern und Zollagenten, sowie die Verkehrsträger Lkw, Bahn, Schiff und Flugzeug können von der Digitalisierung profitieren. Die efreight AG bietet ihnen die Möglichkeit, sich weltweit zu vernetzen. Ausserdem können sie Informationen, Statusmeldungen sowie Fracht- und andere Begleitpapiere im gesamten Transport-Prozess elektronisch austauschen beziehungsweise Papierdokumente durch PDFs oder Daten ersetzen. Das macht den elektronischen Datenaustausch schneller und sicherer. Dank Statusrückmeldungen können die Nutzer den Verlauf von Sendungen weltweit in Echtzeit überwachen. Ausserdem lassen sich mehrfache Datenerfassungen entlang der gesamten Transportkette und Fehler, wie sie bei einer manuellen Dateneingabe häufig vorkommen, vermeiden. Die gespeicherten Daten ermöglichen zudem umfangreiche Auswertungen über Verspätungen, Fehlleistungen und Ähnliches sowie anschliessende Optimierungen. Qualitätsmanagement und Dienstleistungsqualität verbessern sich.
Akzeptanz steigt
An die 400 Anwender auf allen Kontinenten arbeiten bereits auf der efreight-Plattform. Zu den aktiven Nutzern gehören Schweizer Lebensmittelhersteller, Detailhändler, Chemie- und Pharmaunternehmen sowie über 50 Spediteure weltweit und einige namhafte Fluggesellschaften.
Seit Kurzem wickelt auch die Coop-Genossenschaft ihre internationalen Gütertransporte über die Transaktionsplattform ab. In einem ersten Projektschritt richtete die Genossenschaft eine Schnittstelle zwischen dem firmeneigenen SAP-System zur efreight-Plattform für die Transportaufträge und Status-Rückmeldungen ein. Und sie integrierte die ersten Dienstleister für Strassentransporte in Europa. Diese Projektphase konnte im Sommer abgeschlossen werden.
In einem zweiten Schritt werden nun die Dienstleister mit den Containernachläufen ab der Bahn, dem Rhein und der Strasse von den europäischen Löschhäfen, weitere Spediteure im Europa-Verkehr sowie die Less-than-Container-Load-(LCL-)Transporte aus dem Fernen Osten mit der Plattform verknüpft. In der letzten Projektphase sollen auch die Perishables-Transporte wie Früchte und Gemüse und die damit verbundenen Dienstleister in das System integriert werden.
«Mithilfe der efreight-Plattform können wir unsere durchgängigen Transportprozesse effizienter und transparenter steuern und überwachen», sagt Stefan Bauer, Leiter Internationale Transporte bei der Coop-Genossenschaft in Basel. «Die Plattform bietet Schnittstellen zu allen Verkehrsträgern. Automatische Status-Updates erlauben uns, schneller auf Transportverzögerungen zu reagieren. Die Nachvollziehbarkeit der gesamten Transportkette hilft uns, unsere Lieferqualität vom ausländischen Lieferanten bis in unsere Verteilzentralen weiter zu verbessern», ergänzt er.
Hoher Sicherheitsstandard
Die vertraulichen Daten der Supply-Chain-Partner sind bei der Weiterleitung und Speicherung auf einem geschützten Rechenzentrum jederzeit vor unerlaubten Zugriffen, zum Beispiel durch Mitwettbewerber, geschützt. Des Weiteren garantiert efreight den Nutzern eine hohe Verfügbarkeit des Systems ohne Störungen. Zahlreiche zusätzliche Funktionen für beispielsweise Buchungen, Gefahrgut-Deklarationen, Berechnungen des CO2-Ausstosses, Erfassung und Weiterleitung von Fotos, Temperaturmessungen und Zolldeklarationen erhöhen die Attraktivität.
Wichtig für den Erfolg von efreight ist, dass sie als glaubhafte, neutrale Transaktionsplattform zuverlässig und seriös arbeitet. Es gibt inzwischen eine Vielzahl digitale Plattformen weltweit, von denen viele von einzelnen Unternehmen und Kooperationen betrieben werden. Efreight agiert in der Schweiz als neutraler Anbieter. Die Kostenstruktur ist auch für KMU interessant.