«Persönlichkeit ist, was übrig bleibt, wenn man Ämter, Orden und Titel von einer Person abzieht.» Was hat diese Aussage von Wolfgang Herbst mit Führungsqualität und Unternehmensentwicklung zu tun? Folgender Beitrag beleuchtet, wie zeitgemässer Umgang mit Menschen zu gestalten ist und zukunftsorientierter Leadership funktioniert.
Damals, vor über 20 Jahren bei der Gründung von Intuition Management, war das Wort Intuition für viele – und ganz besonders im unternehmerischen Umfeld – ein «unbrauchbares» und oft kaum verstandenes Wort. Ist es heute anders? Vielleicht besser? Intuition löst zwar immer noch eine gewisse Skepsis in manchen Managerkreisen aus, dennoch wird der Kraft der Intuition, den intuitiven Wahrnehmungen und Entscheidungen, ein viel höherer Stellenwert eingeräumt als damals. Und genau diese neuen Verhaltensweisen und Fähigkeiten sind es, die wir in der Zukunft brauchen, um konstruktiv mit der zunehmenden Komplexität umgehen zu können.
Von Ko-Operation zur Ko-Kreation
Was ist gefragt in Unternehmen, in der Wirtschaft, in der Politik, in den Bildungsanstalten? Es leuchtet ein, dass in der Business-Welt Statistiken und Umsatzzahlen wichtige Parameter sind und Rationalität und Logik noch immer den Ton angeben. Aber um gute Resultate zu erzielen, braucht es auch mündige Menschen, die selbstsicher und frei ihre Inspiration leben können. Gefragt sind Mitarbeitende, die sich in ihrer Freiheit nicht gegenseitig einschränken, sondern miteinander ihre Kreativität, Inspiration und Weisheit vereinen. Daraus entsteht Ko-Kreation. Ganz besonders in Unternehmen ist Ko-Kreation der Schlüssel für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft. Wenn es einer Führungskraft, einem Wirtschaftsboss, einem Unternehmer, einem Mitarbeiter, einem Menschen gelingt, Passion und Inspiration im Unternehmen zu integrieren, dann entsteht Kreation.
Aber woher kommt diese Kreativität? Wir alle haben diese reiche Quelle in Form der drei Intelligenz-Ebenen – die kognitive, emotionale und intuitive Intelligenz – zur Verfügung. Diese drei, in Offenheit und im Einklang genutzt, geben uns Zugang zur vierten, der kreativen Intelligenz. Aus ihr lässt sich wirklich Neues kreieren. Mit dieser nicht fassbaren und doch so mächtigen Kraft kann sich jeder im Leben ganz vorne positionieren. Und damit ist nicht gemeint, das meiste Geld zu verdienen, sondern mit hoher Resilienz – sprich mit physischer und psychischer Widerstandsfähigkeit – aus der Quelle des Seins die Arbeit anzugehen und die Herausforderungen zu bewältigen.
Voraussetzung ist der Mut, sich seinen meist unbewussten Altlasten zu stellen, denn diese lassen Menschen in einer bestimmten, oft angstgesteuerten Art und Weise handeln. Wie beispielsweise zwei langjährige Kollegen, die durch die Interpretation des gegenseitigen Verhaltens kaum mehr in der Lage sind, ihre beiden voneinander abhängigen Abteilungen kongruent zu führen. Hier begleitet ein Coach einen ehrlichen und wertschätzenden Austausch von emotionalen Befindlichkeiten. Durch dieses Gespräch festzustellen, dass es viel mehr Verbindendes als Trennendes zwischen ihnen gibt, befreit, inspiriert und gibt neue Ideen im Sinne von Ko-Kreation. Und das beflügelt und inspiriert auch die anderen Mitarbeitenden.
Auf dem Weg zur Inspiration
Motivation war gestern, Inspiration ist heute. Doch wie angehen? Der Begriff «In-Spirare» bedeutet hineinhauchen, hineinatmen. Inspiration setzt freiheitliches, selbstverantwortliches, mutiges Denken und Handeln im Zusammenspiel mit den eigenen geistigen Begabungen voraus. In einem Unternehmen ist viel Wissen und Erfahrung vorhanden. Es muss nur genutzt werden. Jedoch stossen bereits beim bewussten, selbstverantwortlichen Denken viele an Grenzen, denn Gedanken schwirren unkontrolliert durch das Gehirn. Sie kommen und gehen, wie sie wollen, und sind gesteuert durch unbewusste Altlasten oder nicht mehr zeitgemässe Gewohnheiten. Aber wie lassen sich konstruktive Gedanken produzieren, wenn das Individuum einerseits sowieso keine Kontrolle darüber hat und andererseits die innere Haltung destruktiv ausgerichtet und von Schuldzuweisung, Fehlerorientierung geprägt ist? Damit sich Inspiration und Kreativität im Unternehmen entfalten können, braucht es einen konstruktiven Umgang mit Fehlern – eine positive Fehlerkultur.
Intuitive Weisheit
Der Weg zu dieser Veränderung heisst Achtsamkeit. Achtsamkeit und Wahrnehmung anstelle von Beurteilung oder Verurteilung. Wissen ist, gut verknüpft mit intuitiver Weisheit, der Schlüssel zur konstruktiven Bewältigung der Komplexität. Pioniere, Erfinder, viele Unternehmer orientieren sich an dem, was sie gelernt haben, reichern es an mit Erfahrung und vervollständigen es mit ihrer Intuition. Hier können Organisationen lernen und ihre neue Orientierung hin zur Ko-Kreation ausrichten. Ein Bewusstseinsakt, der durch entsprechende Seminare und Coachings mit den Menschen in den Unternehmen geweckt werden kann. So entstehen durch achtsam und wertschätzend geführte Seminare Vertrauen und Verständnis, was zu einer inspirierenden Ko-Kreation führt.
Wenn das geschieht, dann führt der Weg automatisch von der Motivation zur Inspiration, weil die Menschen sich in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit ernst und wahrgenommen fühlen, sie vertrauensvoll ihre Ideen einbringen und sie ihren Inspirationen nachgehen können. Eine derart gelebte Kultur prägt ein dynamisches und zeitgemäss geführtes Unternehmen. Das ist menschorientiertes, menschenwürdiges, menschenförderndes und damit nachhaltig erfolgreiches, weises Unternehmertum.
Vom Manager zum Leader
Ohne Gefühle und emotionale Intelligenz ist keine Inspiration möglich. Oft herrscht jedoch der alte Glaube vor, nur mit Kopfarbeit liesse sich die Zukunft gestalten. Es gehört Mut dazu, auch die weichen Faktoren als Führungskraft anzusprechen, ernst zu nehmen und sie einem Unternehmen einzuhauchen – ihnen einen Platz zu geben, damit die Mitarbeitenden Grenzen aufbrechen und weit darüber hinaus gemeinsam kreativ werden können. Dazu gehört die Bereitschaft, etwas zu wollen, genauso wie die Fähigkeit, es zu können, und die Möglichkeit, es zu dürfen. Vonseiten der Führungskräfte wie vonseiten der Mitarbeitenden. Die Macht der Inspiration ist kraftvoll. Sie ist das Feuer des Lebens, denn sie kommt aus der inneren Quelle jedes Einzelnen. Jeder muss sich selber fragen, ob er motivierender Manager ist oder bereits ein inspirierender Leader. Menschorientierte Führung setzt ehrliche Arbeit an sich selbst voraus. Um ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu leiten und um die Komplexität zu bewältigen, ist nicht nur kognitives Denken gefragt, sondern auch emotionale und intuitive Intelligenz notwendig. Denn daraus entsteht Kreativität. Es ist Zeit, Leadership zukunftsgerichtet auszuüben – mit Mut zur Passion und Inspiration.