von Alessandro Bee
Der neu gewählte Präsident der USA, Donald Trump, hat im Wahlkampf immer wieder betont, dass er die US–Wirtschaftspolitik komplett anders ausrichten werde als seine Vorgänger. Die USA sind der zweitwichtigste Exportmarkt der Schweiz – hinter Deutschland – und die künftige Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik ist daher entscheidend für Schweizer Exportunternehmen. Was bedeutet Trump nun für Schweizer Firmen?
Die Wahl von Donald Trump hatte einen unmittelbaren Einfluss auf den Aussenwert des Schweizer Frankens. Gegenüber dem erstarkten US-Dollar gab er zwar leicht nach, doch ist der Schweizer Franken gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit Mitte 2015 gefallen. Die Anleger suchen in Zeiten politischer Unsicherheit den sicheren Hafen Schweizer Franken auf. Die Aufwertung wäre noch stärker ausgefallen, hätte die Schwei-zerische Nationalbank nicht interveniert. Das Chief Investment Office von UBS Wealth Management erwartet, dass die Nationalbank weiterhin bereitsteht, um mit Devisenmarktinterventionen eine massive Aufwertung unserer Währung zu verhindern. Eine Abschwächung der Währung ist erst zu erwarten, wenn sich die Unsicherheit gelegt hat. Das kann dauern.
Donald Trump hat Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen angekündigt. Diese Massnahmen dürften – falls sie tatsächlich -realisiert werden – der US-Wirtschaft in den nächsten Jahren einen Wachstumsschub verleihen. Davon können auch Schweizer Firmen profitieren. Allerdings wird sich das Wachstum auf die US-Bauindustrie und den inländischen Konsum konzentrieren. Damit kommen nur Schweizer Exportfirmen dieser Sektoren zum Zug.
Die Schweizer Ausfuhren in die USA sind von der Pharmaindustrie dominiert. Diese ist heute für 45 Prozent der Schweizer US-Exporte verantwortlich. Die Regulierung des US-Gesundheitsmarktes ist für die hiesigen Pharmafirmen deshalb entscheidend. Unter einer demokratischen Führung wären die Einschränkungen bedeutend grösser gewesen, als unter der jetzt gewählten Regierung. Trump möchte zwar weite Teile der von Barack Obama eingeführten Krankenversicherung rückgängig machen, die den Mengenumsatz der Medikamente stützte, doch werden dafür unter Trump die Pharmafirmen wahrscheinlich in der Preisgestaltung freier bleiben.
Die grösste Gefahr für Schweizer Unternehmen geht indes von Donald Trumps Protektionismus aus. Aufgrund der starken Verzahnung auf allen Ebenen – Warenhandel, Dienstleistungen und Direktinvestitionen – mit der US-amerikanischen Wirtschaft ist die hiesige Wirtschaft anfällig für eine protektionistischere US-Wirtschaftspolitik. Darunter kann nicht zuletzt auch die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft leiden. Mit dem Zugang zum US-Markt sichern sich Schweizer Unternehmen auch Zugang zu Technologien, in denen die USA führend sind.
Eine protektionistische Haltung des neuen US-Präsidenten dürfte auch global den Freihandel unter Druck setzen. Damit könnten sich nicht nur die Export-Aussichten Schweizer Unternehmen in den USA eintrüben, sondern Schweizer Ausfuhren könnten global leiden. Dies dürfte sich auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Im Gegensatz zu vielen anderen Industrienationen konnte die Schweiz in den letzten 15 Jahren die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie stabil halten. Das war nur dank des Erfolgs von exportstarken Branchen möglich. Käme der Freihandel unter Druck, dürfte die Beschäftigung in diesen Branchen massiv leiden, was letzten Endes auch den Wohlstand in der Schweiz empfindlich treffen würde.
Weitere Informationen:
www.ubs.com