Die IGK widmet sich aber nicht nur der Wahrung, Pflege und Förderung der wirtschaftlichen Interessen des Detailhandels und des Gewerbes im Kleinbasel. Sie ist vor allem auch in der stadtbaslerischen Politik eine der einflussreichsten Vertreterinnen für die Interessen Kleinbasels insgesamt. Die IGK setzt sich ein für die Verbesserung der gesellschaftlich-sozialen Rahmenbedingungen sowie der Lebens- und Wohnqualitäten für das Kleinbasel oder fördert die kulturellen Institutionen und Traditionen des Kleinbasels. Seit rund vier Jahren ist Benny Zeuggin mit einem Arbeitspensum von 40 Prozent Geschäftsführer der IGK. Er ist ein «Kleinbasler Urgestein», war unter anderem zehn Jahre lang Spielchef bei der Ehrengesellschaft zur Hären oder gilt bei Fasnachtscliquen als gefragter Larvenbauer. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» spricht der ehemalige Banker über aktuelle Handlungsfelder der IGK und das sich verändernde Kleinbasel.
«Geschäftsführer»: Als Grossbasler habe ich den Eindruck, dass sich die IGK in letzter Zeit verändert hat?
Ihr Eindruck täuscht Sie nicht! Die IGK hat zum Beispiel seit Mai einen neuen Präsidenten, und der Vorstand hat sich erneuert. Mit einem neuen Internetauftritt präsentiert sich die IGK zudem noch näher bei den Mitgliedern und der Bevölkerung des Kleinbasels. Inhaltlich kann man festhalten, dass sich die IGK mit einem neuen Konzept noch stärker in Richtung einer KMU-Netzwerkorganisation entwickelt hat. Wir sind natürlich weiterhin für alle Belange der Bewohner des Kleinbasels da, bündeln aber unsere Aktivitäten etwas zielgerichteter. Im Vordergrund stehen dabei vier Grossanlässe: Im Januar findet jeweils als expliziter Netzwerkanlass der Neujahrsapéro für die Mitglieder statt, im Mai geht die GV mit einem attraktiven Rahmenprogramm über die Bühne, im Sommer besuchen wir gemeinsam das Tattoo, und im September wird die grosse Tischmesse im Volkshaus organisiert, welche sich sehr gut entwickelt hat und für Unternehmen aus dem Kleinbasel eine attraktive und vor allem kostengünstige Möglichkeit darstellt, ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.
Wie kommentieren Sie aus Sicht der IGK das Dauerthema «Clarastrasse», deren mangelnde Attraktivität von vielen beklagt wird?
Die IGK beschäftigt sich intensiv mit dem Thema und sucht zusammen mit den Behörden konkrete Lösungen, wobei weder wir noch der Staat natürlich gross auf private Liegenschaftsbesitzer einwirken können, wie sie ihre Liegenschaften nutzen wollen. Grundsätzlich streben wir eine Veränderung des Ladenmixes zwischen Clara- und Messeplatz an und führen entsprechende Gespräche. Daraus hat sich zum Beispiel nun ein interessantes Projekt ergeben, welches durchaus die Qualität als «Leuchtturmprojekt» für einen Neuanfang in der Clarastrasse hat. Die Rede ist von der Liegenschaft an der Clarastrasse 13, welche von der kantonalen Liegenschaftsverwaltung an eine Gemeinschaft, bestehend aus «Denkstatt», «Markthalle» und «Hinterhof», vermietet wird. Daraus soll eine vielversprechende Kombination aus Gastronomie und Läden entstehen, welche der Clarastrasse neue Impulse geben soll.
Ist denn ein einzelnes Projekt überhaupt in der Lage, der gesamten Strasse neue Impulse zu verleihen?
Das ist natürlich nur ein Anfang, der aber zeigen soll, dass es für private Hausbesitzer durchaus lukrativ sein könnte, grosse Mietflächen in kleinere Abschnitte zu unterteilen, um diese zu vernünftigen Mieten Geschäften, Gastrobetrieben und Dienstleistern anzubieten. Bereits gibt es einzelne kleine Läden mit innovativen Produkten und Dienstleistungen, die sich für einen Standort neben der Clarastrasse 13 interessieren oder sogar dort schon eröffnet haben. Innovative Startups mit jungen und kreativen Geschäftsideen erhöhen den Publikumsverkehr und locken auch während der grossen Messen Kundschaft an.
Tino Krattiger von der IG Rheingasse ist überzeugt, dass vor allem die «Bespielung» des öffentlichen Raums durch Gastronomieangebote dazu beigetragen hat, dass die Rheingasse aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist – teilen Sie diese Meinung?
Absolut. Gerade während der wärmeren Jahreszeit würden vielfältige Gastroangebote auf dem Boulevard eine enorme Belebung bringen. Zusammen mit einem interessanten Ladenmix sehe ich für die Clarastrasse durchaus interessante Perspektiven. Dies geschieht allerdings nicht von heute auf morgen. Ebenfalls wichtig ist, wie der Claraplatz sich entwickelt. Dieser wird natürlich zu einem grossen Teil durch die historische Kirche geprägt, welche in allfällige Überlegungen einbezogen werden muss. Genauso wie die geplante Tramlinie durch den Claragraben in Richtung Wettsteinplatz und Grenzacherstrasse – wobei man dort stattdessen an der Solitude eine S-Bahn-Station einrichten könnte. Dies alles hat städteplanerische Auswirkungen auf das gesamte Kleinbasel, und diese sind im Moment noch schwer einschätzbar. Ausserdem stehen weitere grössere Projekte an: Nächstes Jahr wird die Greifengasse neu gestaltet und übernächstes Jahr die Rosentalstrasse, an der dann auch räumliche Möglichkeiten geschaffen werden, um den öffentlichen Raum zu bespielen.
Kurzum: Das Kleinbasel verändert sich rasant?
Das ist der Fall, und nicht nur an den erwähnten Orten. Das Gebiet rund um die Klybeckstrasse ist in einem enormen Wandel. Kleine, neue Läden, Ateliers, Handwerks- und Kreativbetriebe schiessen regelrecht aus dem Boden und bieten eine Fülle an Angeboten und Dienstleistungen. Generell konstatiere ich im unteren Kleinbasel einen regelrechten Boom. Rund um die Kaserne, deren abschliessende Ausgestaltung ja auch noch nicht endgültig definiert ist, sind grosse Veränderungen im Gastro- und Vergnügungsbereich im Gange. Und vergessen wir nicht die Entwicklungen im ebenfalls zum Kleinbasel gehörenden Gebiet Kleinhüningen / Basel Nord mit der gesamten Hafeninfrastruktur. Sie sehen nur schon an dieser kleinen Auslegeordnung, dass der IGK die Themen für viele Jahrzehnte nicht ausgehen werden!