von Dr. Axel Müller
Angesichts eines bevorstehenden Anstiegs der Krankenkassenprämien greift der Preisüberwacher Stefan Meierhans im Interview mit der Sonntagszeitung vom 10. Juli 2016 erneut unverhohlen die Generika-Industrie wegen angeblich zu hoher Preise an. Es ist an der Zeit, die Institution wie auch die Person des Preisüberwachers ernsthaft in Frage zu stellen.
Mit seiner Position steht er nämlich alleine da, führt doch selbst der Krankenkassenverband santésuisse den Kostenanstieg im Gesundheitswesen auf mehr Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen zurück. Die konstant sinkenden Generikapreise sind nicht die Kostentreiber im Schweizer Gesundheitswesen. Im Gegenteil – unsere Generika sind zu billig. Das findet auch der Journalist Ralph Pöhner in seinem Beitrag in «Die ZEIT»: «Gerade bei gängigen Heilmitteln ist nicht der zu hohe, sondern der tiefe Preis das Problem. Preisüberwacher Stefan Meierhans, Konsumentenschützerinnen oder Krankenkassen veröffentlichen unentwegt Zahlen und Studien, welche die Schweiz als Arzneimittel-Luxusinsel erscheinen lassen. Aber wer dann in die Apotheke geht und einen Blutdrucksenker benötigt, der merkt: Er bezahlt weniger als vor zehn Jahren.»
Welcher Schaden richtet das Generika-Bashing an? Die undifferenzierte Forderung des Preisüberwachers nach immer tieferen Generikapreisen kann nicht aufgehen – neben den Herstellern müssen Grossisten und Apotheker verdienen. Hierzu kommen noch weitere Kosten wie für Bewilligungen durch Swissmedic (Schweizerisches Heilmittelinstitut). Schon heute liegen bei einigen Generika die vom BAG (Bundesamt für Gesundheit) akzeptierten Preise unter den Herstellungskosten. Als Konsequenz daraus trennen sich die Hersteller von sich nicht rentierenden Medikamenten und konzentrieren sich auf spezialisierte und sehr teure Mittel. Unter den daraus resultierenden Versorgungsengpässen, beispielsweise bei essentiellen Medikamenten wie Antibiotika, haben Ärzte und vor allem Patienten zu leiden. Mit seinen populistischen Forderungen fördert der Preisüberwacher die Gefahr, dass sich Generikahersteller aus dem Land verabschieden. Die Schweizer sollten sich ernsthaft fragen: «Wollen wir wirklich Verhältnisse, wie sie häufig im europäischen Ausland vorzufinden sind, wo nur tiefe Preise und nicht Qualität zählen?»
Offensichtlich will der Preisüberwacher die Einführung des Referenzpreis- beziehungsweise Festbetragssystems unterstützen, welches momentan vom Bundesrat geprüft wird. Dabei gäbe es bei der Einführung dieses auf dem Billigstprinzip basierenden Systems in der Schweiz nur Verlierer: Ärzte und Apotheker würden entmündigt, denn sie müssten jeweils das billigste Arzneimittel verschreiben beziehungsweise abgeben, welches ihnen die Krankenversicherung erlaubt. Die grossen Verlierer aber wären die Patienten, die mit häufigen Medikamentenwechseln konfrontiert wären. Gerade bei älteren Patienten droht die Gefahr einer Übermedikation. Aufgrund der mangelnden Rentabilität ist eine Reduktion der Anbieter im Markt und damit Versorgungsengpässe zu erwarten. Wir sollten nicht falschen Argumenten folgen, ohne sie zu hinterfragen. Am Schluss bleibt ein Scherbenhaufen.
Zudem ist die Kritik an Generika einfach unverständlich, sollten doch die patentfreien Qualitätsarzneimittel eigentlich als die besseren Medikamente angesehen werden, da sie im Vergleich zu den älteren Originalen mit zum Teil moderneren Methoden entwickelt und hergestellt werden und oft eine verbesserte Galenik aufweisen. Und das noch zum günstigeren Preis! Mit Einsparungen von einer Milliarde Franken pro Jahr leisten Generika heute schon einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Kostenanstiegs im Gesundheitswesen. Statt Generika laufend zu attackieren, wäre es gesünder, sie umfassend zu fördern.
Weitere Informationen:
www.intergenerika.ch