von Dr. Christian Zeyer
Diese Frage höre ich immer wieder: «Kann ich es mir leisten, mich um ein Thema wie Nachhaltigkeit oder Klimawandel zu kümmern?» Das wirtschaftliche Umfeld ist auch ein Jahr nach dem Entscheid der Nationalbank noch ein schwieriges. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass dieser Gedanke zu kurz greift. Sicher ist es so, dass Investitionen zum Beispiel in Energieeffizienz kurzfristig einen grösseren Aufwand bedeuten. Sehr oft rentiert sich eine solche Investition jedoch, wenn man die Überlegung ganzheitlich anstellt. Dabei gilt es, vier Gedanken etwas weiterzuverfolgen.
Zum Ersten steht die heute übliche Abschreibungspraxis oft in einem schlechten Verhältnis zur Realität. Häufig wird mit zu hohen internen Zinssätzen gerechnet. Geld ist heute günstig – es ist der ideale Moment für Investitionen. Ausserdem wird mit zu kurzen Abschreibungszyklen gerechnet. Beispielsweise sind in der Industrie viele Elektromotoren weit über 20 Jahre im Einsatz. Gleichzeitig weiss man, dass sich der Mehrpreis für effizientere Motoren bei der Neuanschaffung oft innerhalb von ein bis zwei Jahren amortisiert. Sogar der Ersatz von Motoren rechnet sich innerhalb weniger Jahre. Viele kleine, aber wirkungsvolle Massnahmen wären heute rentabel, wenn man eine korrekte Berechnung der «total cost of ownership» durchführen würde.
Zum Zweiten – und dies gilt insbesondere für die Neuanschaffung von grossen und komplexen Anlagen – scheuen sich viele Betreiber davor, während des gesamten Lebenszyklus einer Maschine Verbesserungen an der Anlage vorzunehmen. Wer je eine Produktionsanlage betrieben hat, der versteht, was ich meine. «Never touch a running system» gilt eben nicht nur für die ICT. Deshalb lohnt es sich, bei der Anschaffung heute schon zu überlegen, wie lange die neue Anlage in Betrieb sein wird. Dabei gilt es, auch zukünftige Entwicklungen einzubeziehen. Was, wenn in 20 Jahren der Ausstoss von CO2 kräftig besteuert wird und die Anlage dann immer noch in Betrieb ist? Das Risiko solcher Mehrkosten geht voll zu Lasten des Betreibers. Effiziente Anlagen sind daher eine Art Versicherung gegen steigende CO2– und Energiepreise. Die Anschaffung einer neuen Anlage ist deshalb der richtige Moment, um ernsthaft über Klimafragen nachzudenken.
Der dritte und vierte zu beachtende Aspekt betrifft eher die Firmenkultur. Ausgewiesene nachhaltige Produktion wird am Markt kaum höhere Preise bringen, sie hilft aber, ein Produkt gegenüber Konkurrenten zu differenzieren. Kostengünstig kann dieses ein Unternehmen nur erreichen, wenn sie bezüglich Ökologie am Ball bleibt. Denn es gilt für Investitionen in Effizienz den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Also braucht es eine Technologiebeobachtung und ein Energiemonitoring – damit man rechtzeitig feststellen kann, was ansteht. Viertens zeigt sich heute immer mehr: Im «War for Talents» gewinnen Firmen, bei denen Nachhaltigkeit einen grossen Stellenwert hat. Denn vor allem die Angehörigen der Generation Y legen darauf grossen Wert.
Trotzdem mag sich mancher Unternehmer die Frage stellen, ob er denn in der Lage sei, die notwendigen Investitionen zu stemmen. Jedoch: Es ist gar nicht in jedem Fall unbedingt notwendig, diese Investitionen selber zu tätigen. Alternativen bestehen durchaus. Zum Beispiel kann Energieeffizienz auch in Zusammenarbeit mit einem Performance Contractor realisiert werden. Damit bleibt Ihnen als Unternehmer die Zeit, sich um Ihre Kernkompetenz zu kümmern: die optimalen, nachhaltig besten Produkte für den Markt zu produzieren.
Weitere Informationen: www.swisscleantech.ch