Nahe des Stadtzentrums von Basel, in Pratteln, steht das hochmoderne, nach ISO /ICE 27001:2013 zertifizierte, energieeffiziente Colocation Center der ColoBâle AG. Bei einem Besuch der 2 000 m2 grossen Anlage begründet Stefan Mayer, Geschäftsführer des ColoBâle, warum wertvolle Daten in einem Datacenter am sichersten aufgehoben sind.
Interview mit Stefan Mayer (CEO ColoBâle)
Datacenter sind im Trend. Wo liegen für Sie die zentralen Gründe?
Stefan Mayer: Nebst dem steigenden Datenvolumen in allen Branchen ist sicher der rasch voranschreitende technische Fortschritt einer der Hauptgründe. IT-Infrastrukturen sind zum erfolgsrelevanten Faktor geworden. Die Systeme müssen stets auf dem neuesten Stand gehalten werden und sind deswegen dauernd im Umund Ausbau. Schnell nutzbare Expansionsoptionen, wie sie in einem Colocation Center geboten werden, sind eine kosteneffektive Lösung.
Der Betrieb eines eigenen Rechenzentrums ist doch aus Kostengründen für ein KMU gar nicht tragbar.
Richtig. Ein eigenes Rechenzentrum lohnt sich in der Regel für kleine Unternehmen nicht. Die Anfangsinvestitionen sind sehr hoch. Denken Sie beispielsweise nur an die eigene Notstromversorgung oder die redundante Kühlung. Genau aus diesem Problem heraus hat sich das Colocation-Modell entwickelt – mehrere Akteure schliessen sich zusammen und profitieren von Skalen- und Synergieeffekten. Das ist auch die Ausgangsidee, die hinter den Colocation Centern steht, wie sie auch wir vertreten.
Da habe ich eine Frage zur Begriffsklärung. Sind Colocation Center eher für kleine Unternehmen und Datacenter für grosse Konzerne geeignet?
Nein. Ein Colocation Center ist ebenso ein Datacenter. Colocation bedeutet in erster Linie die Wahl eines externen Standorts für die IT-Infrastruktur. Dabei bleibt die IT-Abteilung des Kunden weiterhin autonom. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass in einem Colocation Center mehrere Kunden mit unterschiedlichen Bedürfnissen eingemietet sind. Lassen Sie mich zur Verdeutlichung einen historischen Vergleich ziehen …
… Ich bitte darum.
Vor der Erfindung des Kühlschranks stand in fast jedem Dorf ein Kühlhaus. Die einzelnen Familien hatten ein Fach zur Verfügung, um ihr Gefriergut aufzubewahren. Auf die heutige Zeit übertragen macht das ColoBâle eigentlich nichts anders, denn jeder kann sich bei uns ein Fach mieten, um seine Daten sicher zu lagern. Früher konnten sich nicht alle einen Kühlschrank leisten, heute kann sich nicht jeder eine Notstromversorgung leisten. So einfach ist das.
Springen wir in die Praxiswelten von KMU-Verantwortlichen. Oft steht da noch der Server in der Besenkammer. Meist herrschen dort tropische Temperaturen. Können Sie das Bild vervollständigen?
Ja, dem kann ich mich anschliessen. Die Datenvolumen wachsen, und die Besenkammern werden immer wärmer. Dadurch kommt es vermehrt zu Systemfehlern und -abstürzen. Kommen dann auch noch – wie im letzten Sommer – vermehrt Stromausfälle der lokalen Energiedienstleister hinzu, stehen die Unternehmen vor einem Problem. Denn die individuellen Notstrom-Lösungen halten die Stromzufuhr gerade mal für eine Viertelstunde aufrecht. In der Praxis dauern aber Stromausfälle meist einiges länger, und die IT-Infrastruktur kollabiert. Die Folge sind immense Gewinneinbussen, weil beispielsweise Kundenbestellungen nicht bearbeitet werden können oder der Zugriff auf wichtige Daten nicht möglich ist. Gleichermassen ist die Problematik bei der Kühlung; übliche Klimageräte stossen viel zu schnell an Grenzen. Das sind die Gründe, warum auch die Verantwortlichen von kleinen Unternehmen zu uns kommen. Man ist bei uns standortunabhängig, Klimatisierung und Stromversorgung sind gewährleistet, die Daten liegen zentral und sicher. Zusätzlich bietet das ColoBâle weitere Dienstleistungen rund um das Thema Daten.
Zum Beispiel …
Als neutrales Datacenter fungieren wir als Marktplatz für sehr unterschiedliche ICT-Dienstleister. Diese sind bei uns alle lokal verankert, was wiederum den Vorteil bringt, dass die entsprechenden Ansprechpersonen vor Ort sind. Die Abhängigkeit von einzelnen Carrier kommt nicht vor, so profitieren unsere Kunden also auch von der direkten Vergleichbarkeit.
Sie selbst stellen aber nur den Raum mit seiner Infrastruktur zur Verfügung?
Ja. Der Vorteil für den Kunden besteht darin, dass er klein anfangen kann (z.B. 1/4-Rack), dementsprechend weniger zahlt, aber die Möglichkeit hat, mit seinem Erfolg problemlos zu wachsen. Bei Grosskunden sieht das etwas anders aus. Hier liegt der Fokus auf der Redundanz. Oftmals betreiben Grossunternehmen an ihrem Hauptsitz ein eigenes Datacenter und führen eine parallele Dateninfrastruktur bei uns im ColoBâle.
Weiss ich als Kunde, wo meine Daten konkret liegen?
Sicher. Swissness ist im Zeichen der Datenskandale ein grosses Thema. Wir sind ein Schweizer Unternehmen mit klaren Strukturen. Und da der Kunde seine Daten auf seinem eigenen IT-Equipment verwaltet und nur er Zugang hat, kann die Frage, ob die Daten ins Ausland gelangen könnten, klar mit NEIN beantwortet werden.
Reicht das Versprechen, einen sicheren Betrieb zu führen, aus, wenn es um die Auslagerung von unternehmenskritischen IT-Systemen geht?
Wir sind uns der Verantwortung bewusst und wissen, dass Outsourcing immer auch Vertrauenssache ist. Das ColoBâle orientiert sich am Leitsatz, dem Kunden den höchstmöglichen Industriestandard zu bieten, daher geniesst ein richtig gelebtes Qualitäts-Management bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Um dieses Bestreben zu unterstreichen, haben wir den ISO/ICE-27001:2013-Standard erfolgreich umgesetzt. Diese Zertifizierung bestätigt, dass das ColoBâle den Aufbau eines Informationssicherheits-Managementsystem ISMS im Sinne der ISO-Normreihe erfolgreich abgeschlossen hat und die Abläufe, die Auswahl von geeigneten und angemessenen Sicherheitskontrollen zum Schutz aller Daten konform mit den vorgegebenen Normen sind.
Die Daten sicher zu bewahren bedeutet immer eine doppelte Sicherung. Habe ich das richtig verstanden?
Genau. Alle Lösungen und die Infrastruktur sind redundant vorhanden. Das betrifft die Stromversorgung, die Kühlung, Brand- und Sicherheitssysteme. Bei einem Systemausfall springt sofort das zweite System in die Lücke. Gleichzeitig werden alle Experten alarmiert und agieren schnellstmöglich vor Ort. Effiziente Kühlung ist ein Muss. Brandbekämpfung mittels CO2 Inergen. Sichereren Zugang organisieren.
Die Center sind Stromfresser. Ich versuche, den Einwand zu konkretisieren. Professionelle Datacenter-Anbieter gehen von einer weitgehenden Auslastung des Datacenters aus. Dagegen werden unternehmenseigene Datacenter mit Blick auf Expansion angelegt, um eine Erweiterung in fünf Jahren zu vermeiden. Das führt dazu, dass die Anlage für den aktuellen Bedarf völlig überdimensioniert ist, und oftmals bleibt die Auslastung über die gesamte Nutzungsdauer hinter den Erwartungen zurück. Damit sind die Kosten zu hoch. Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor?
Ja, da bin ich bei Ihnen. Allerdings bauen wir unser Datacenter modular auf. Wir haben ein Gebäude zur Verfügung, welches wir schrittweise ausbauen können. Das heisst, wir suchen immer die optimale Auslastung, haben aber gleichzeitig noch Luft nach oben. Der überwiegende Anteil des Stromverbrauches betrifft die Systeme der Kunden. In den Centren mutiert Strom in Wärme, und diese wird wieder abgeführt. Hier setzen wir an. Es gilt, den PUE-Wert (Power Usage Efficiency) möglichst tief zu halten, d.h. zwischen einem Wert von 1.1 und 1.3.
Und das heisst praktisch?
Wir nutzen die Abwärme und kühlen auch bei mittleren Temperaturen mit Aussenluft. Unser System ist so ausgelegt, dass die Kühlung optimal eingestellt ist und nicht über das Ziel hinausschiesst.
Können wir noch einen Blick in die Zukunft wagen. Welche zentralen Trends sehen Sie, und wie wollen Sie sich in diesen positionieren?
Wir müssen die technologische Entwicklung im Auge behalten. Es wird immer dynamischer, und die Volumen nehmen zu. Vermehrt werden Unternehmen nach Aussenlösungen suchen, bei denen sie dennoch autark operieren können. Das betrifft weltweit operierende Konzerne, aber auch ganz kleine Unternehmen. Um auf die dynamischen Kundenbedürfnisse individuell eingehen zu können, setzen wir bei unseren Dienstleistungen auf Qualität und Flexibilität. So können auch kleine Unternehmen mit geringem Budget sicher sein, dass sie nur das bezahlen, was sie benötigen.
Weitere Informationen:
ColoBâle AG
Zurlindenstrasse 29
CH-4133 Pratteln
Telefon +41 (0)61 599 66 33
[email protected]
www.colobale.ch