Gute Fragen stehen am Anfang eines Kongresses: Wohin entwickelt sich der Immobilien- und Küchenmarkt? Wie wachsen die Offline- und die Online-Welten zusammen? Stehen wir vor einem Neustart von Ökonomie und Gesellschaft? Versprechen einfache Prinzipien mehr Erfolg als gängige Management-Praktiken? Die Antworten zu diesen Fragen gleichen nicht geradlinigen Wegen, sondern sind oft verschlungen und widersprüchlich.
Shopping Queen und Business Woman
Schon der Eröffnungsslogan des Küchenkongresses «Shopping Queen 3.0 – Wie tickt der Konsument von morgen?» verdeutlicht diese These. Es gibt dabei zentrale Widersprüche. Das Eröffnungsbild, welches die Gäste zu sehen bekamen, zeigte eine Frau, die sich mit einem Notebook in der Hand auf Küchengerätschaften räkelte. Auf der einen Seite sah man die attraktive Hausfrau der Fünfzigerjahre, die ganz in ihrer Rolle aufging. Auf der anderen Seite dämmerte es vermutlich nicht nur dem Autor dieser Zeilen, dass dieses klassische Rollenbild heute in der Minderheit ist. Frauen haben heute Doppelbelastungen, wie Karriere und Kinder zu meistern – manchmal sind sie sogar Alleinerziehend, und auch Männer haben im stressigen Alltag immer weniger Zeit und wollen daher in erster Linie eine Küche haben, die unterstützt und Zeit abnimmt.
Familienmodelle durch die Jahrzehnte
Der Referent Roger Spindler ist Trendforscher und knüpfte hier unter seinem Titel «Matrix des Wandels – neue Märkte, neue Achtsamkeit, neue Herausforderungen» an. Er verglich die Familienstrukturen der letzten Jahrzehnte. Um 1900 stand die Grossfamilie mit fünf und mehr Kindern im Vordergrund, Kleinfamilien spielten kaum eine Rolle, und dann gab es noch einige Aussenseiter wie alleinstehende Witwen. 1961 hatte die Kleinfamilie mit einem oder zwei Kindern den dominanten Platz eingenommen. Singles und kinderlose Paare spielten eine untergeordnete Rolle. Die Multi-Familie prägt das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts. Die Familienstruktur fächert sich auf. So gibt es jetzt zunehmend Alleinerziehende mit Kindern. Die Patchworkfamilie des Jahres 2015 führt zu einer noch grösseren Zahl von Familienstrukturen. Es gibt Mehrgenerationen-Familien, nomadische Haushalte und Homosexuelle, die Familien gründen. In erster Linie gibt es aber mehr Haushalte mit älteren Menschen.
Was heisst dies nun für die Verantwortlichen der Küchenhersteller? Sie müssen sich heute auf sehr viel mehr Herausforderungen und unterschiedliche Lösungen einlassen. Es gibt nicht mehr die zentralen Modelle wie Gross- oder Kleinfamilie mit ihren einheitlichen Wünschen, die dann nur noch von der Grösse her angepasst werden müssen. In erster Linie erfordert aber eine alternde Gesellschaft passende Küchenlösungen. Das Thema Internet der Dinge in der Küche wird dann erfolgreich sein, wenn es hier altersgerechte Lösungen bietet. Sonst bleibt der «intelligente Kühlschrank» ein Nischenprodukt oder Spielerei für Technikbegeisterte.
Trends im Immobilienmarkt
Daneben ging es auch um einen finanziellen Ausblick. Fabio Guerra von Wüest & Partner referierte unter dem Titel «Die Entwicklung des Immobilien- & Küchenmarktes bis 2019». Der Immobilienmarkt war jetzt einige Jahre im Aufwärtstrend. In einigen städtischen Kernlagen und Metropolen gab es sogar exorbitante Steigerungen. Durch den Anlagenotstand an den Finanzmärkten drohen hier sogar Blasenbildungen. Im Durchschnitt beruhigt sich aber die Situation. Nach ungebremsten Preisanstiegen bis 2014 ist eine Abflachung der Tendenz zu beobachten. In gewissen Regionen und Segmenten ist ein Rückgang der Preise zu erwarten. Die Haupttreiber der Preise im Immobilienmarkt schwächen sich auf hohem Niveau ab. Sehr tiefe Hypothekarzinsen, Nachfragewachstum durch Zuwanderung und Anlagedruck bleiben marktbestimmend. Das Angebot an Wohnungen nimmt in allen Marktsegmenten jedoch zu. Dies und ein allgemein hohes Preisniveau bremsen eine weitere Preiserhöhung. Solche Rahmenaussagen brauchen Küchenhersteller, um verlässlich planen und entwickeln zu können. Im Folgenden stellen wir drei Preisträger vor:
2. DIE OFFENE
Diese offene Küche ist kommunikationsfreundlich und schlicht. Sie ermöglicht einen ergonomischen Arbeitsablauf und garantiert bei jeder Tätigkeit den freien Blick über den Essraum sowie den schönen Zürichsee. An warmen Tagen lassen sich die Gartentür und die Fensterfassade barriere- und fugenfrei in den Boden versenken – Küche und Esszimmer verschmelzen mit dem Outdoor-Bereich. Der «Travertin Dunkel»-Boden zieht sich dann übergangslos bis zur Wiese und zum Steg am Bootshaus hinaus. Dieser Boden, der Kubus mit seiner anthrazitfarbenen Glasabdeckung, die mooreichenen Möbelfronten von bulthaup bis hin zum farblich abgestimmten Rolloschrank geben dieser Küche bei jedem Licht einen sinnlich-harmonischen Zauber.
Mit der renommierten Innenarchitektin Naomi Hajnos wurde ein einzigartiges Raumkonzept entwickelt, das Kochen, Essen, Wohnen und Schlafen miteinander harmonisch verbindet. Die Küche, welche erst auf den zweiten Blick als Küche erkennbar sein soll, überrascht mit raffinierten Einbauten und Details. Die furnierten Fronten in sägeroher Räuchereiche mit schlichter Textur sind mit Natureffektlack überzogen. Die Abdeckung ist aus Silestone Nebula Dreis Suede gefertigt, darüber thront die spezielle Glasrückwand – ein Sandwich aus Glas mit lichtdurchlässiger Stoff-Mittellage. Ein Überraschungseffekt für Gäste ist das Barkarussell, welches aus der Glasrückwand herausgedreht und separat ausgeleuchtet werden kann – eine Eigenkonstruktion aus Holz und Metall. Das Innenleben dieser edlen Küche,
Silber: Die Lebensmittel-Bühne, Späti Innenausbau AG, 4512 Bellach/Atelier oï
Bronze: Die Offene, Wiesmann Küchen AG, 8008 Zürich
Silber: Die Grosszügige, Rolf Zürcher AG, 8808 Pfäffikon
Bronze: Die Sinnliche, Bulthaup Stilhaus, 4852 Rothrist/Colette Lang Interior
Die Gegensätzliche, Orea AG, 6037 Root (Kategorie «Bester Küchenumbau 2015»)