Als der Basler Regierungsrat am 15. Juli 1916 der Durchführung einer Mustermesse zustimmte, wurde der Grundstein für die heutige, international erfolgreiche Unternehmensgruppe MCH Group gelegt. Das Unternehmen feiert deshalb nicht nur die 100. Muba, sondern gleichzeitig den 100. Geburtstag der Unternehmensgruppe sowie das Gründungsjahr des modernen Messewesens in der Schweiz. Das dreifache Jubiläum steht unter dem Motto «100 Jahre Zukunft», was den Pioniergeist und die Innovationskraft der MCH Group seit ihrer Gründung als Schweizer Mustermesse vor 100 Jahren versinnbildlicht.
Zahlreiche Aktivitäten kennzeichnen dieses Jubiläumsjahr. Diesbezügliche Informationen gibt es auf www.100jahrezukunft.ch. Zu den Höhepunkten der Feierlichkeiten gehören die Herausgabe des Jubiläumsbuches «Im Takt der Zeit – von der Schweizer Mustermesse zur MCH Group», in der auf vielfältige Art und Weise die spannende Geschichte der Mustermesse und der MCH Group dargestellt wird, sowie die Eröffnung der Plakatausstellung «100 Jahre Muba: eine plakative Zeitreise» Anfang März 2016. Zum «offiziellen» Auftakt des Jubiläumsjahres wird natürlich die 100. Muba vom 15. bis 24. April 2016 als eine ganz besondere Messe mit einem speziellen Eröffnungsanlass sowie zahlreichen Jubiläums-Aktionen und -Attraktionen zelebriert.
Im Interview spricht René Kamm, CEO der MCH Group, darüber, was ihm persönlich das Jubiläum bedeutet, was ihn an der 100-jährigen Geschichte der Messe besonders beeindruckt hat, was man aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen kann oder wo er weitere Wachstumspotenziale für die MCH Group sieht.
«Geschäftsführer»: Was bedeutet es für Sie persönlich, ein Unternehmen zu leiten, das 100 Jahre Geschichte, insbesondere natürlich auch Basler Geschichte, geschrieben hat?
René Kamm: Es bedeutet mir sehr viel. Ein 100. Geburtstag ist natürlich immer etwas Besonderes. Noch mehr als das Jubiläum an sich bedeutet mir allerdings die Tatsache, dass das «Geburtstagskind» die «Mustermesse» – und damit unsere heutige MCH Group – ist. Die Messe gehört zu Basel wie die Fasnacht und der FCB. Sie hat in den letzten 100 Jahren die Entwicklung dieser Stadt und Region mitgeprägt, und Basel zählt heute zu den führenden internationalen Messeplätzen. Darüber dürfen wir uns alle freuen.
Die 100 Jahre werden ja in einem Jubiläumsbuch dokumentiert. Ich nehme an, auch für Sie gab es während der Entstehung dieses Buches einiges neu zu entdecken – was hat Sie am meisten in der Entwicklung dieser 100 Jahre des Unternehmens beeindruckt oder/und ist Ihnen besonders aufgefallen?
Da gäbe es tatsächlich vieles aufzuzählen. Zuerst einmal der Pioniergeist und die Weitsicht der Gründer der «Mustermesse» – ich zweifle daran, dass ein derart grosser «Wurf» heute noch so einfach zu realisieren wäre … Dann die grossen Diskussionen um die Öffnung der «Mustermesse» für ausländische Ausstellungsgüter und schliesslich auch Aussteller. Die Verselbstständigung der Uhren- und Schmuckmesse und die Gründung der Art Basel waren natürlich ebenfalls entscheidende Meilensteine für die weitere erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens und den internationalen Stellenwert des Messeplatzes Basel. Und natürlich ist auch die jüngere Geschichte des Unternehmens bemerkenswert – vom Zusammenschluss der Messe Basel und der Messe Zürich im Jahr 2001 bis zur heutigen, global tätigen Live-Marketing-Unternehmensgruppe.
Das Jubiläum steht unter dem Motto «100 Jahre Zukunft». Dabei soll nicht nur auf die Vergangenheit zurückgeblickt, sondern auch in die Zukunft vorausgeschaut werden, um weiterhin Geschichte zu schreiben – was kann man aus der Geschichte lernen und wie soll denn diese Zukunft aussehen?
Die 100-jährige Geschichte ist unter anderem davon geprägt, dass die Verantwortlichen immer in die Zukunft geschaut haben. Das heisst, dass sie fähig und bereit waren, Veränderungen zu antizipieren und mitzumachen, alte Zöpfe abzuschneiden – auch wenn das vielleicht wehgetan hat – und neue Wege zu gehen. Diese Fähigkeit und Bereitschaft müssen wir beibehalten. Denn unsere Zukunft wird von noch stärkeren Veränderungen geprägt sein, als dies in unserer Vergangenheit gewesen ist – denken wir zum Beispiel an die weiter rasant fortschreitende Digitalisierung.
Die MCH Group ist nicht nur das führende Messeunternehmen in der Schweiz, mit der Art Basel in Miami Beach und Hongkong sowie mit zahlreichen Dienstleistungen ist man auch ein wichtiger internationaler Player – gibt es noch Expansionsmöglichkeiten im In- sowie im Ausland, will man das, oder steht nun eine Konsolidierungsphase an?
Ja, wir wollen noch weiterwachsen und sehen durchaus auch weitere Wachstumspotenziale. In der Schweiz sind diese aus verschiedenen Gründen allerdings sehr beschränkt. Wir sehen unsere Potenziale vor allem in drei Bereichen: erstens im weiteren Ausbau unserer internationalen Marktposition in Branchen, in denen wir bereits eine starke Position haben, allen voran im Kunstmarkt. Zweitens in der Erweiterung unserer Angebote an individuellen Dienstleistungen im Bereich Live Marketing, unseren sogenannten «Live Marketing Solutions», wie zum Beispiel Consulting, Event Management und Standbau; und schliesslich drittens im Auf- und Ausbau unserer digitalen Angebote als Ergänzung und Erweiterung des «Live-Marketing-Geschäfts».
Die MCH Group hat immer wieder Bekenntnisse zum Standort Basel abgegeben – gilt dies auch weiterhin, auch wenn – wie wir das z. B. im Verlauf des Prozesses zum Neubauprojekt immer wieder erlebt haben – nicht gerade immer wirtschaftsfreundliche Stimmungen das politische Klima in Basel beeinträchtigen?
Ja, die MCH Group bekennt sich zum Standort Schweiz und Basel – auch wenn wir uns hier tatsächlich in verschiedener Hinsicht optimalere Rahmenbedingungen wünschen würden. Dieses Bekenntnis zu unseren Standorten ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns primär auf internationaler Ebene und in Standort-unabhängigen Geschäftsbereichen weiterentwickeln müssen. Oder umgekehrt: Die notwendige internationale Ausrichtung ändert nichts am grundsätzlichen Bekenntnis zu unseren heutigen Standorten.
Die 100. Muba soll vom 15. bis 24. April 2016 als eine ganz besondere Messe mit einem speziellen Eröffnungsanlass sowie zahlreichen Jubiläums-Aktionen und -Attraktionen zelebriert werden – welche Zukunft sehen Sie für «die Mutter aller Messen»?
Natürlich ist die heutige Muba nicht mit der Muba vor 30 oder 50 Jahren oder gar mit der ursprünglichen Mustermesse vergleichbar. Und sie wird die Zukunft unseres Unternehmens natürlich weit weniger stark prägen, als sie dies in der Vergangenheit getan hat. Unser Ziel ist es, dass sie auch in Zukunft eine attraktive Plattform sein wird, die Menschen anspricht und zusammenbringt, ein Ort, an dem die Faszination am Informieren, Vergleichen, Anfassen, Ausprobieren und auch am Kaufen erlebt wird. Dafür wird sie weiterhin ihre Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft unter Beweis stellen müssen.