Wohin schlussendlich die berufliche Reise gehen wird, lässt der 38-Jährige zurzeit noch offen. Ziemlich klar ist aber, dass Sport, insbesondere der Fussball, ein zentrales Element in seinem Leben bleiben wird. Dank eines soliden «Ausbildungsrucksacks» ausserhalb des Sports, seiner sportlichen Erfolge, des Status als Führungsspieler, der nun abgeschlossenen Ausbildungen als Fussballtrainer oder seiner Eloquenz und seiner analytischen Fähigkeiten sowie eines angeborenen Pragmatismus bringt Beni Huggel allerdings beste Voraussetzungen mit, auf verschiedenen beruflichen Tätigkeitsfeldern zu reüssieren. Das sportliche Palmarès des Mittelfeldspielers ist beeindruckend. Er absolvierte für den FC Basel von 1998 bis 2005 und von 2007 bis 2012 insgesamt 403 Spiele. Mit dem FCB wurde er siebenmal Schweizer Meister und fünfmal Cupsieger. In der Deutschen Bundesliga lief er von 2005–2007 für Eintracht Frankfurt 68-mal auf. Er ist 41-facher schweizerischer Nationalmannschaftsspieler, nahm an zwei EM- und einer WM-Endrunde teil und wurde 2010 zum Schweizer Nationalspieler des Jahres gewählt. Nach Beendigung seiner aktiven Karriere 2012 wurde der Münchensteiner Trainer-Assistent der U-21 des FCB, betreute von 2013 bis 2014 dessen U-14, danach von 2014 bis 2015 die U-16 des FC Luzern und ist seit Mai 2015 Trainer des FC Black Stars.
Im Interview mit dem «Geschäftsführer» spricht Beni Huggel über die Zeit nach seiner aktiven Karriere, über seine Zukunft, seine Arbeit beim FC Black Stars, seine Tätigkeit beim Fernsehen und seine eigene Firma «Beni Huggel bewegt».
«Geschäftsführer»: Waren Sie gut vorbereitet für das Leben nach dem aktiven Fussball, und wie gross war die Umstellung?
Beni Huggel: Natürlich war die Umstellung gross und bedeutete einen markanten Einschnitt in meinem Leben. Als Berufssportler wird man vor allem über seine Leistung definiert, und rund um einen herum wird alles organisiert, damit man diese Leistung erbringen kann. Fällt dieser Leistungsanspruch weg, verändert sich vieles, auch der eigene Körper. Das kann man nicht planen, sondern muss es erleben und aktiv angehen. Ich war relativ gut auf diesen Zeitpunkt vorbereitet, machte mir viele Gedanken und freute mich auf die Zeit nach dem aktiven Fussball. Zudem konnte ich dank eines Anschlussvertrags als Nachwuchstrainer beim FCB – wofür ich sehr dankbar bin – diesen Übergang sanft gestalten und meine Trainerkarriere starten, was für mich eine gute Option für die Zukunft war, da mich die Trainerlaufbahn interessierte. Dass ich zudem dank meiner Tätigkeit als Experte und Co-Kommentator beim Schweizer Fernsehen weiterhin in der Öffentlichkeit präsent bin, trägt natürlich zusätzlich dazu bei, dass ich nicht in Vergessenheit gerate (lacht)!
Haben Sie einen genauen Plan, wohin Ihr beruflicher Weg führen soll?
Einen Generalplan gibt es nicht. Ich habe nun soeben ein weiteres Stück der Trainer-Ausbildung mit dem UEFA A-Diplom abgeschlossen und lasse die Zukunft auf mich zukommen. Natürlich habe ich eine grosse Verbundenheit mit dem Fussballsport, aber Fussball ist auch ein grosses Business mit vielen Unwägbarkeiten, und ich sehe mich immer noch mitten in einem Lernprozess. Eine Trainerkarriere lässt sich schwer planen, man muss Schritt für Schritt gehen, Chancen schaffen und dann auch nutzen.
Ist Ihr Engagement beim FC Black Stars ein Teil dieses Lernprozesses?
Auf jeden Fall ist die Verpflichtung beim FC Black Stars Basel ein guter Start für mich. Ich kann einerseits quasi berufsbegleitend meine Trainerausbildung abschliessen und kann gleichzeitig praktische Erfahrungen in einem 1.-Liga-Club sammeln. Das Team – mit einigen Spielern mit FCB-Vergangenheit – verfügt über eine gute Qualität, und ich bekomme die Möglichkeit und die Zeit, die Mannschaft weiterzuentwickeln und ihr ein Gesicht zu geben. Ziel ist es, in die Aufstiegsspiele zu kommen, wobei die Entwicklung einer Aufstiegsmannschaft Zeit und Anstrengung braucht.
Was sind Sie für ein Trainer? – Fussballlehrer, Taktikfuchs, Schleifer oder Sozialarbeiter?
(lacht) Wahrscheinlich von allem etwas. Primär stehen für mich die Spieler im Vordergrund. Die Mischung ist entscheidend. Manchmal muss man die Spieler fordern und unter Druck setzen. Genauso wichtig ist es, Streicheleinheiten zu verteilen und einen Spieler in den Arm zu nehmen. Empathie ist wichtig, und ich selbst – man sieht es mir vielleicht nicht an – war als Spieler nicht unsensibel und hätte mir damals als Spieler bei einigen Trainern mehr Lob erhofft. Heute spüre ich, dass es Lob und Kritik braucht.
Lob hört man von vielen Seiten über Ihre Auftritte als Experte und Co-Kommentator bei TV SRF – wie sind Sie zu diesem Engagement gekommen?
Als mein Rücktritt als Spieler bekannt wurde, haben sich die Verantwortlichen von SRF sofort bei mir gemeldet und mir ein Engagement als Fussballexperte angeboten. Offenbar war man von meinem sprachlichen Ausdrucksvermögen, meinen analytischen Fähigkeiten und meiner Präsenz vor der Kamera angetan.
Seit August haben Sie mit Ihrer eigenen Firma «Beni Huggel bewegt» ein weiteres berufliches Standbein – um was geht es?
«Beni Huggel bewegt» bietet Personaltraining für aktive, sportliche Menschen, welche gesund und leistungsfähig den Alltag meistern wollen, an. Dieses Personaltraining ist vor allem für Menschen gedacht, welche einen Ausgleich zu ihren beruflichen Tätigkeiten suchen. Dies nach der Erkenntnis, dass wer sich bewegt, sich auch besser konzentrieren kann. Dann unterstütze ich ambitionierte Fussballer, Hobby- sowie Leistungssportler darin, ihr persönliches Leistungsvermögen zu verbessern. Ein weiteres Angebot von «Beni Huggel bewegt» ist ein spezifisches Aufbautraining für sportbegeisterte Menschen im Anschluss an die Rehabilitation nach Sportverletzungen.
Ihre Angebote sind auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Kunden massgeschneidert?
Das ist richtig. Nach der ersten Kontaktaufnahme wird ein Check-up-Formular ausgefüllt und dann eine Standortbestimmung vorgenommen. Basierend darauf wird gemeinsam ein Trainingsziel festgelegt und mit den gesammelten Informationen ein individuelles Trainingsprogramm zusammengestellt. Gemäss den Trainingszielen wird die Leistungsverbesserung dokumentiert und sichtbar gemacht. Wichtig dabei: Meine Trainings haben auch eine mentale Komponente. Es muss Spass machen, und ich kann daher meinen Kundinnen und Kunden zu sichtbaren und spürbaren Erfolgserlebnissen verhelfen.