Die Pro Innerstadt, Ende der 1970er-Jahre zuerst als lose Vereinigung entstanden, ist ein Verein, in dem Basler Detaillisten, Gastro- und Kulturbetriebe und Dienstleister zusammengeschlossen sind und der sich die Erhaltung und Weiterentwicklung der Attraktivität der Basler City als Erlebnis- und Einkaufsort auf die Fahne geschrieben hat. Er zählt heute rund 300 Mitglieder. Damit sich Basel als grösstes Erlebnis- und Einkaufszentrum der Region behauptet, ergreift die Pro Innerstadt Massnahmen für ein besseres Stadtbild, sie betreibt im Interesse ihrer Mitglieder unter anderem aktiv Werbung sowie Öffentlichkeitsarbeit und führt ebenso Weiterbildungs- und Informationsanlässe durch. Die Pro Innerstadt vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Behörden und arbeitet mit Organisationen ähnlicher Richtung zusammen. Eine Erfolgsgeschichte ist zudem der Pro-Innerstadt-Bon, der jährlich einen Umsatz von rund neun Millionen Franken generiert. Dieses Jahr feiert der Bon seinen 40. Geburtstag, Anlass für die Pro Innerstadt, dazu die ganze Bevölkerung zu einem einmaligen und in Basel einzigartigen Anlass einzuladen. Unter dem Titel «White Dinner Basel» werden am Freitag, 11. September 2015, ab 19.30 Uhr 10’000 Gäste festlich in Weiss gekleidet gemeinsam in der Basler Innenstadt dinieren. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» verrät Balthasar Settelen mehr über das «White Dinner Basel», vor allem aber spricht er über sein neues Amt als Präsident der Pro Innerstadt und wo er Handlungsfelder ortet.
«Geschäftsführer»: Werden Sie als Präsident etwas weniger zurückhaltend als Ihre Vorgängerin mit den Medien und der Öffentlichkeit kommunizieren?
Balthasar Settelen: Zuerst einmal möchte ich Miriam Blocher für ihre ausgezeichnete Arbeit danken. Unter ihr sind neue Strukturen in der Pro Innerstadt verwirklicht worden, in deren Zug auch mit Mathias F. Böhm ein vollamtlicher Geschäftsführer eingesetzt worden ist. Miriam Blochers Intention war es, dass Mathias F. Böhm in der Öffentlichkeit quasi als operativ tätiger «Mister Pro Innerstadt» wahrgenommen wird, was so auch gelungen ist. Dementsprechend agierte sie mehr im Hintergrund und war bewusst kommunikativ nicht so präsent. Ich persönlich werde mich diesbezüglich stärker einbringen und den Geschäftsführer unterstützen.
Die Pro Innerstadt hat seinerzeit das neue Verkehrskonzept für die Innenstadt unterstützt, nun – nach Inkrafttreten – gehört die Pro Innerstadt zu den Kritikern. Weshalb der Meinungswandel?
Wir haben die Haltung, dass mit einer Fussgängerzone und einem vernünftigen Verkehrskonzept die Attraktivität der Innenstadt gesteigert werden kann, nicht geändert. Die Betonung liegt aber auf dem Begriff «vernünftig»! Vor allem kritisieren wir die Umsetzung durch Politik und Verwaltung. In anderen Städten schafft man bei vergleichbaren Projekten zuerst die Voraussetzungen, und erst wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, wird umgesetzt. Basel tickt aber offenbar diesbezüglich wirklich anders. Anstatt Parkhäuser an der Peripherie zu bauen, werden einfach Strassen gesperrt und Parkraum ersatzlos gestrichen. Oder denken Sie an die völlig praxisfernen Lösungen für die Zufahrtsbewilligungen oder zentrale Parkuhren, welche nur mit Kleingeld gefüttert werden können. Immerhin konnten nun dank der Intervention von Pro Innerstadt, dem Gewerbeverband und anderen Institutionen gewisse Verbesserungen erreicht werden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht und man auch den Konsumenten, welche mit dem Auto unterwegs sind, entgegenkommt. Sonst werden immer mehr Kunden der Innenstadtgeschäfte wegbleiben.
Was schlagen Sie vor?
Als Anreiz könnte man zum Beispiel in den jetzt schon vorhandenen Parkhäusern die erste Stunde gratis parkieren. Wenn man schon den ÖV subventioniert, wäre es sicherlich legitim, auch den Individualverkehr zu unterstützen, damit potenzielle Innenstadt-Kunden nicht auf Einkaufsmöglichkeiten mit genügend Parkplätzen ausserhalb der Stadt ausweichen. Grundsätzlich sollte sowieso jeder Konsument selber entscheiden können, mit welchem Verkehrsmittel er einkaufen geht.
Abends ist die Innenstadt teilweise sehr unbelebt, um es vorsichtig auszudrücken – müssten die fixen Ladenöffnungszeiten nicht definitiv fallen?
Der Souverän hat ja entsprechende Regelungen mehr als einmal verworfen. Dennoch bin ich dezidiert der Meinung, dass jeder Geschäftsinhaber seinen Laden dann geöffnet haben soll, wenn er glaubt, Kundschaft zu haben. Deshalb bin ich generell gegen ein Ladenschlussgesetz.
Wie kommentieren Sie die Zunahme von Ladenschliessungen in der Innenstadt?
Jede Schliessung ist ein Verlust. Wir bedauern dies natürlich. Insgesamt registrieren wir aber auch eine Zunahme von attraktiven Einkaufsmöglichkeiten in den Quartieren. Zurück aber zur angesprochenen Problematik: Der starke Franken, und damit der einhergehende Einkaufstourismus in den Euroraum, oder hohe Mieten werden ja als Hauptgründe für diese Schliessungen genannt. Die Pro Innerstadt hat diesbezüglich naturgemäss wenige Einflussmöglichkeiten. Als Institution können wir aber darauf hinarbeiten, dass das «Produkt» Innenstadt als gesamtes für die Kundschaft und die Besucher attraktiv ist. Dazu gehören auch Gastro-, Kultur- und Freizeitangebote, welche das Einkaufen zum Erlebnis machen. Dies entbindet aber die Unternehmen nicht, ihrerseits sich zu bewegen und zum Beispiel auf veränderte Konsumgewohnheiten – Stichwort Online-Handel – einzugehen. Die Pro Innerstadt ist sich dieses strukturellen Wandels bewusst, und wir thematisieren dies auch verstärkt gegenüber unseren Mitgliedern.
Dieses Jahr feiert der Pro-Innerstadt-Geschenkbon sein 40-Jahr-Jubliäum, was am 11. September mit dem «White Dinner Basel» gefeiert wird. Um was geht es genau?
Unter dem Titel «White Dinner Basel» treffen sich auf dem Marktplatz, der Mittleren Brücke, in der Greifen- und der Eisengasse 10’000 Gäste und dinieren gemeinsam, ganz in Weiss gekleidet, an 1 250 festlich gedeckten Tischen. Jeder Gast, der im Vorfeld seinen nummerierten White-Dinner-Stuhl für je Fr. 40.– gekauft hat, bringt Speisen und Gedeck selbst mit. Mit dem Anlass möchte Pro Innerstadt Basel Fr. 100’000.– zugunsten des Basler Spendenparlaments für Projekte in Basel generieren.