1920 gründeten die Gebrüder Franz und Karl Tiefenbacher eine kleine Schuhreparatur- und Masswerkstatt. Bereits zwei Jahre später folgte der Einstieg in den Schuhverkauf. 1930 wurde dann das Geschäftshaus in Dietikon gebaut, in welchem sich auch heute noch der Hauptsitz und die Verwaltung befinden. 1955 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und die Übernahme durch die zweite Generation. Jetzt begann der Ausbau. Filiale um Filiale wurde eröffnet, wobei man sich auf das Limmattal, Raum Zürichsee und die Kantone Aargau und Thurgau konzentrierte. 1970 erfolgte die Eröffnung der Filiale im Shoppi Spreitenbach, dem ersten Einkaufscenter der Schweiz.
Nach dem Einstieg der 3. Generation im Jahre 1995 entwickelte sich eine neue Dynamik und man eröffnete auch Filialen in der Zürcher City, Baden und St. Gallen.
Bild:Original Geschäftsanzeige – Bild einer Filiale von heute
Sie haben die Firma 1998 zusammen mit Ihrer Schwester von Ihrem Vater übernommen. Wie haben Sie einen reibungslosen Übergang sichergestellt?
Es ist nicht so, dass ich 1998 einfach als CEO begonnen habe. Mein Einstieg erfolgte 1995 nach einem intensiven Traineeprogramm in der Fremde. Ich war für ein renommiertes Unternehmen des Schuheinzelhandels tätig und habe da meine ersten Sporen abverdient. Ich konnte Eindrücke sammeln, wie das Geschäft läuft. In den ersten zwei Jahren im Familienunternehmen war ich dann vor allem in den Bereichen Einkauf, Marketing und Standortentwicklung aktiv, und erst nach gut drei Jahren habe ich das Geschäft zusammen mit meiner Schwester übernommen. Viele konstruktive – zum Teil kontroverse – Gespräche haben ich und meine Schwester mit unserem Vater geführt, wir haben uns aneinander gerieben und so die Basis für einen reibungslosen Übergang erarbeitet. Vertrauen auf beiden Seiten wurde aufgebaut und man kam zum Schluss, dass es auch in Zukunft erfolgreich „laufen“ kann.
Es fällt auf, dass die Firma in gleichem Tempo weiter expandiert. Folgen Sie einem «Masterplan» oder nimmt man Gelegenheiten wahr oder ist es ein Mix aus beiden?
Ich möchte dies nicht expandieren nennen. Wir streben ein gesundes Wachstum an, welches der Stärkung des Unternehmens dient. Es ist tatsächlich ein Mix. Wir wissen, in welchen Gebieten wir uns verstärken wollen und nehmen da Gelegenheiten wahr, z.B. auch mit der Übernahme von erfolgreichen Fachgeschäften ohne familieninterne Nachfolge. Es ist nicht unser primäres Ziel, auf der grünen Wiese neue Geschäfte zu eröffnen.
Ihr Ziel ist also nicht einfach, um jeden Preis zu wachsen. Sie sind mit 31 Filialen und 190 Mitarbeiter nicht ein Kleinbetrieb, aber im Vergleich zu den grossen Playern im Markt ein «kleiner Fisch». Wie können Sie sich da behaupten?
Wenn man das global bzw. national sieht, stimmt die Aussage. Wir sehen es aber regional und lokal. Vor Ort müssen wir erfolgreich sein! Hier sind wir ein starker Player als Fachhändler mit der nötigen Kompetenz in Beratung und Service sowie im Sortiment. Die grossen Schuhhändler im tiefen Preisbereich sind heute immer mehr Logistiker, die Bedeutung des Produktes «Schuh» nimmt dort immer mehr ab. Wir müssen einen anderen Weg gehen und stellen nach wie vor den für unsere Kundinnen und Kunden funktionell richtigen und modisch passenden Schuh in den Mittelpunkt unserer Tätigkeit.
Was hat sich verändert, seit Sie die Firma 1998 übernommen haben?
Der Wettbewerb ist viel intensiver geworden. Seit ich die Firma übernommen habe, sind mehr als die Hälfte der Schuhfirmen vom Markt verschwunden. Entweder wurden die Firmen aufgelöst oder übernommen. Weiter hat sich die Standortsuche an tollen Lagen, vor allem in Innenstädten, enorm erschwert. Die teilweise horrenden Mieten können sich oft nur noch grosse internationale Ketten leisten und dann ist neu der online Handel hinzugekommen sowie – was wir seit dem Absturz des Euro vor drei Jahren sogar noch stärker spüren – der Einkaufstourismus.
Es fällt auf, dass Sie sich mit guter Qualität und im mittleren Preissegment einen Namen geschaffen haben. Sie verzichten bewusst auf Billigschuhe! Ist Ihr Image als «Fachgeschäft» ein Erfolgsfaktor oder getrauen sich gerade dadurch viele Kunden nicht in den Laden, weil man den Eindruck hat, dass Sie teurer sind?
Nein, wir sind lokal gut verankert und man kennt uns. Wir verkaufen gute Schuhe und keine Luxusartikel, unser Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Unser Erfolgsfaktor ist das Image als Fachgeschäft mit qualitativ hoch stehenden, modischen und/oder funktionellen Produkten und guter Beratung. Was wir auch pflegen und fördern.
Wie sehen Sie die Zukunft?
Aufgrund der grossen Veränderungen in den letzten 20 Jahren kann ich Ihnen nicht sagen, wie unser Business morgen aussehen wird. Wir müssen uns anpassen, uns weiterentwickeln, Kundenbedürfnisse analysieren und befriedigen. Wenn uns das gelingt, dann bin ich sicher, dass wir uns auch in Zukunft als Fachgeschäft erfolgreich behaupten können. Ich bin davon überzeugt, das mir die Arbeit in dieser interessanten Branche mit ihren attraktiven, modischen Produkten auch in Zukunft viel Spass machen wird.