Seit 1. Juli 2012 ist Massimo Ceccaroni Nachwuchschef des FC Basel. Damit kehrte eine Persönlichkeit zum FCB zurück, der bei den Fans Kultstatus genoss. 2002, mit dem ersten Titelgewinn des FC Basel nach 22 Jahren und dem gleichzeitigen Double, beendete Massimo Ceccaroni seine Karriere beim Stadtclub, wo er sich mit 451 Wettbewerbsspielen in der ersten Mannschaft zum Rekordspieler der Vereinsgeschichte machte.
Vor allem seine Loyalität zum rotblauen Stadtclub, dem er seit seiner Juniorenzeit bis zum Ende seiner aktiven Karriere die Treue hielt sowie seine geradlinige und integre Persönlichkeit liessen Massimo Ceccaroni in die Herzen der Basler und Baslerinnen wachsen. Nach seiner Aktivzeit beim FCB übernahm der gelernte Speditionskaufmann die Geschäftsleitung bei der ABT Bodenbeläge
AG. Aufs Fussballspielen mochte er dennoch nicht ganz verzichten, zuerst als Spieler und Assistenztrainer beim SC Dornach, dann ab Saison 2005/06 zunächst als Spielertrainer beim BSC Old Boys und ab Saison 20007/08 als Trainer.
Nun leitet der heute 45-Jährige die schweizweit führende Nachwuchsabteilung des FCB, die dank dem neuen Campus noch besser strukturiert sein wird, derzeit über ein Netto-Budget von rund 5 Millionen Franken verfügt und über 60 vollamtliche oder nebenamtliche Mitarbeitende beschäftigt.
Im Interview mit dem «Geschäftsführer» spricht Massimo Ceccaroni über die Ausbildungsphilosphie des FCB, seinen Führungsstil oder die Bedeutung des kürzlich eröffneten Campus für die Nachwuchsarbeit des FCB.
«Geschäftsführer»:
Was sind Ihre hauptsächlichen Aufgaben als technischer Leiter der Nachwuchsabteilung des FCB?
Massimo Ceccaroni:
Meine Tätigkeiten erfolgen in enger Absprache mit dem Vorstand, insbesondere mit Adrian Knup, dem Vize-Präsidenten und Nachwuchs-Verantwortlichen. Ich unterstütze und begleite die Trainer der Nachwuchsabteilung auf und neben dem Platz bei ihrer Arbeit. Dabei gilt es vor allem auch, den Trainern Hilfestellungen in Bezug auf die Umsetzung der FCB-Spielphilosophie zu geben. Ein zentrales Thema meines Jobs ist die Karriereplanung unserer begabten Spieler sowie der Kontakt zu ihremfamiliären und beruflichen, beziehungsweise schulischen Umfeld. Darüber hinaus bin ich verantwortlich für die Zusammenarbeit mit den regionalen Vereinen im Nachwuchsbereich, insbesondere auch für die Partnerschaft mit Clubs wie Concordia oder Old Boys sowie den Vereinen im Kanton Solothurn, eine Partnerschaft, die übrigens vom Schweizerischen Fussballverband subventioniert wird. Somit haben die begabtesten Spieler der erweiterten Region die Möglichkeit, sich Perspektiven beim FCB zu schaffen. Unser Ziel und Anspruch ist es, Spieler auf internationalem Niveau auszubilden.
Wie sieht die FCB-Ausbildungsphilosophie aus?
Sie basiert auf einem dualen System, das heisst sportliche und schulische, beziehungsweise berufliche Ausbildung werden gleichzeitig gefördert. Im Mittelpunkt stehen dabei die persönliche und charakterliche Entwicklung der Spieler. Wenn man zum Beispiel einen Blick in die Charta des FC Basel wirft, dann sieht man, dass es uns um weit mehr geht, als einfach gute Fussballer auszubilden. Eltern sollen wissen, dass wir uns der grossen Verantwortung bewusst sind, wenn ihre Kinder bei uns zu Fussballern ausgebildet werden. Erfahrungsgemäss schaffen es nur wenige Spieler, dereinst als Profis viel Geld zu verdienen. Abgesehen davon, dass eine Sportlerkarriere nur wenige Jahre dauert. Dementsprechend liegt uns die schulische und berufliche Ausbildung genauso am Herzen. Ich führe deshalb zwei Mal pro Jahr Gespräche mit Eltern,
Schulen und Lehrern und treffe dabei Zielvereinbarungen. Dadurch können wir auf Entwicklungen, die sich naturgemäss bei jungen Menschen ergeben, eingehen und entsprechend darauf einwirken. Wir verstehen Sport auch als Lebensschule und vermitteln das den Spielern.
Wie viele Spieler schaffen denn den Sprung vom Talent zum Stammspieler in der ersten Mannschaft?
Das lässt sich nicht einfach so voraussagen. Unser konkretes Ziel ist es, pro Jahr etwa zwei Spieler aus der U21 in die erste Mannschaft zu integrieren. Wichtig dabei ist uns natürlich auch deren regionale Verankerung, damit sich die Fans mit dem FCB identifizieren können.
Welche Rolle spielt nun der neu eröffnete FCB-Campus für die Nachwuchsarbeit?
Hier finden wir nicht nur optimale Trainingsbedingungen vor, die Trainer verfügen auch über modernste wissenschaftliche Möglichkeiten, um zum Beispiel Laufwege oder Pulsschläge der Spieler zu messen. Weil alles an einem Ort konzentriert ist, kann schnell und effizient kommuniziert werden und die individuelle Schulung der Spieler ist markant optimiert worden. Ich habe bei einigen Grossclubs in Europa entsprechende Einrichtungen besucht und kann sagen, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, dass Gigi Oeri und andere Begeisterte dieses Projekt hier möglich gemacht haben.
Bei allen FCB-Mannschaften wird nach dem gleichen Spielsystem gespielt – wie sieht dieses System aus?
Systeme ändern sich natürlich immer wieder und richten sich nach dem, was vor allem hier in Europa gelebt und gespielt wird. Zurzeit verfolgen wir ein System mit vier Verteidigern, vier Mittelfeldspielern und zwei Stürmern. Dabei versuchen wir, nach der Balleroberung so schnell wie möglich in den offensiven Raum zu gehen. Wenn wir in der gegnerischen Hälfte den Ball verlieren, muss der Ball so schnell wie möglich wieder zurückerobert werden. Aufgrund dieser Vorgaben wird trainiert. Dieses System erfordert körperlich starke, schnelle und taktisch intelligente Spieler.
Und solche Spieler hat der FCB im Nachwuchsbereich?
Im Defensivbereich und bei den Mittelfeldspielern sind wir sehr stark. Etwas schwieriger gestaltet sich die Situation bei den Stürmern. Da könnte ich mir durchaus vorstellen, etwas breiter aufgestellt zu sein. Man muss einfach klar sehen, dass es kein Patentrezept oder eine Garantie gibt, dass junge talentierte Spieler auch tatsächlich à la longue Erfolg haben. Mache Spieler sind mit 16 absolut top, aber dann entwickeln sie sich nicht entsprechend weiter. Andere sind eher Spätzünder und brauchen mehr Zeit, bis sie reif genug sind. Das zu erkennen und entsprechend zu begleiten, das gehört zu unseren Aufgaben. Es kommt auch vor, dass wir realistisch mit den elterlichen Ambitionen umgehen, respektive diesbezüglich korrigierend einwirken müssen.
Sie sind daran, die Uefa-Pro-Lizenz für Trainer zu erlangen – ist damit zu rechnen, dass Massimo Ceccaroni irgendwann auch einmal einen grossen Club trainiert?
Das ist eigentlich nicht meine Ambition. Aber ich denke, es ist gerade für einen Nachwuchsverantwortlichen enorm wichtig, auf dem neusten Stand zu sein, und mit Berufskollegen Meinungen auszutauschen. Und durch diese Ausbildung kann ich das erreichen.