Die Verunsicherungen und Debatten über Vorsorgelösungen im Rahmen von KMU kommen nicht zur Ruhe. Das liegt an der sprunghaften, oft externen, wirtschaftlichen Entwicklung, deren Ausschläge immer heftiger nach unten und nach oben zeigen, aber auch an der Vielfalt der Angebote, die häufig sehr verwirrend sind. Welches ist nun die richtige Lösung für mich, oder kommt ein Wechsel in Betracht? Diesen Fragestellungen widmen wir uns auf den nächsten Seiten. Neben grundsätzlichen Überlegungen gibt es dazu auch praktische Tipps.
Beginnen wir mit der Basis der Schweizer Vorsorge, den drei Säulen. Das Schweizer Rentensystem gilt im europäischen Raum als vorbildlich, da es auf drei Säulen seine Risiken verteilt und öffentliche Umlageverfahren und eher private Kapitaldeckung kombiniert. Die Alters- und Hinterlassenen-Vorsorge (AHV) richtet sich nach dem Umlageverfahren aus. Die beiden anderen Säulen sind durch Kapital gedeckt, sowohl die berufliche Vorsorge (BVG) wie die freiwillige, steuerlich geförderte, private Vorsorge.
In Europa koexistieren verschiedene Typen von Rentensystemen, die das Ziel der Lebensstandardsicherung im Alter durch einen jeweils unterschiedlichen «public-private mix» in der Altersvorsorge zu erreichen versuchen. Das Schweizer Modell gilt dabei als vorbildlich, da seine Grundlagen auf öffentlichen und privaten Schultern lasten, die auch als einigermassen ausgewogen gelten. Das kann man nicht von jedem anderen europäischen Land behaupten.
Druck von beiden politischen Seiten
Trotzdem gibt es in der Schweiz mediale und politische Debatten über die Stabilität der drei Säulen. Zwar ist das im internationalen Vergleich Jammern auf hohem Niveau, trotzdem ist die Verunsicherung der Arbeitgeber und der Mitarbeiter mit Händen zu greifen. Von der eher bürgerlichen politischen Seite hagelt es dabei Argumente, die in Richtung der Überalterung unserer Gesellschaft gehen. Aufgrund des demographischen Wandels würden Milliarden Franken von Jung zu Alt umverteilt. Aber auch externe Krisen spielen dabei eine Rolle. Was ist mit der demographischen Kurve und deren Auswirkungen auf die Renten? Wie kann man externe Störungen wie die der Finanzkrise abfedern? Sind Sammelstiftungen doch auch nur Anleger, die Fehler machen? Diese Fragen sollten auch den Anbietern nüchtern präsentiert werden.
Von eher linker politischer Seite droht Altersarmut aus der umgekehrten Perspektive. Jüngere Reformen, vor allem die Aufwertung des Äquivalenzprinzips, seien eine Gefahr. Mit dem Äquivalenzprinzip besteht eine Abhängigkeit zwischen Leistung und Preis. Wer eine höhere Leistung haben möchte, muss dafür mehr zahlen. Der Ausbau der privaten/betrieblichen Altersvorsorge zulasten der staatlichen Rentenleistungen erhöht, im Rahmen dieser Sichtweise, perspektivisch das Risiko von Altersarmut für atypische Erwerbsbiographien, die ja immer mehr zunehmen. Wer hat heute noch die gleiche Arbeit, mit der er vor Jahrzehnten in das Berufsleben eingestiegen ist?
Das ist aber eher eine gesellschaftliche Auseinandersetzung, die noch einige Abstimmungen mit sich bringen wird. Auf jeden Fall stellt sich auch von dieser Seite keine Ruhe ein, die unterschiedlichen Modelle der Vorsorgelösungen eigentlich brauchen.
Den Rahmen betrachten
Darüber hinaus stellt sich den Verantwortlichen die praktische Frage, wie sie ihren Vorsorgerahmen gestalten sollen. Nicht selten bekommt man dann noch heisse Tipps, eine ganz andere Lösung zu wählen und den Anbieter neu zu wählen. Bestehende Strukturen und Beziehungen werden zunehmend kritisch infrage gestellt.
Vor allem Klein- und Mittelbetriebe suchen daher nach neuen Möglichkeiten, wie sie ihre Personalvorsorge sicher und effizient gestalten können. Vor Schnellschüssen sei aber gewarnt. Es muss immer um eine professionelle und passende Beratung gehen. Die beiden folgenden Interviews zeigen in diesem Sinne Wege zu einer optimalen und effektiven Personalvorsorge auf.
An dieser Stelle sei nur noch darauf verwiesen, dass es wichtig ist, in welchem Rahmen die Anbieter agieren. Oft bestehen Abhängigkeiten zu Geldinstituten oder Versicherungen. Solche wirtschaftlichen Beziehungen engen den Bereich der möglichen Vorsorgestrategien ein. Sie sind oft an Gegengeschäfte und mit Krediten verknüpft und damit häufig kurzen Zeitzyklen unterworfen. Demgegenüber ist die Personalvorsorge eine An-¬
gelegenheit mit einer sehr langfristigen Perspektive. Vermeintliche finanzielle Schnäppchen können sich längerfristig ins Gegenteil verkehren. Diese Anstrengungen, den Anbieter genauer unter die Lupe zu nehmen, kann den Unternehmensverantwortlichen niemand abnehmen.