Im Jahr 2002 in Großbritannien gegründet, ist Watchfinder & Co. heute die erste Adresse für den Kauf, Verkauf und Umtausch von gebrauchten Luxusuhren. Von aktuellen Bestsellern und Kultklassikern bis hin zu Vintage und limitieren Auflagen hat Watchfinder Tausende Modelle von mehr als 70 verschiedenen Luxusmarken im Portfolio. Unser Gespräch mit Arjen van de Vall, CEO.
Mit Showrooms und Boutiquen in vielen angesagten Metropolen, darunter Zürich, München, Mailand, Paris, London und New York, ist Watchfinder nicht nur online vertreten. Alle gebrauchten Luxusuhren werden von einem Team von Uhrmacherexperten in Europas größtem unabhängigen Servicezentrum sorgfältig geprüft, authentifiziert, und vorbereitet. Das Servicezentrum ist von 19 der weltweit führenden Uhrenherstellern akkreditiert.
Prestige Business: Herr Van de Vall, 2013 öffnete die erste Watchfinder Boutique ihre Türen in der Londoner Royal Exchange. Heute verfügt das Unternehmen über 20 Showrooms und Boutiquen in Großbritannien, den USA, Frankreich, Deutschland, Hongkong, Italien und der Schweiz sowie über 37 Web-Domains. Was für ein unglaubliches Wachstum! Inwiefern hat die Übernahme von Watchfinder durch Richemont im Jahr 2018 eine Rolle bei Ihrer internationalen Expansion gespielt?
Arjen Van de Vall: „Ich würde sagen, dass die Übernahme ein wahrer Katalysator für unsere Internationalisierung war. Die Vorteile der Eingliederung in das Richemont-Ökosystem und die damit verbundenen Möglichkeiten sind enorm – vor allem aus operativer Sicht. Die Zugehörigkeit zur Gruppe hat uns so viele Türen eröffnet; wir haben nicht nur eine physische Präsenz in sechs neuen Märkten aufgebaut, sondern konnten auch bahnbrechende Einzelhandelspartnerschaften mit sehr renommierten Einzelhändlern wie Nordstrom, Bongénie Grieder, Printemps, und Rinascente eingehen – das war für uns enorm wichtig. Richemont hat uns in unserem Bestreben, ein wahrer Global Player zu werden, unglaublich unterstützt.“
Aufgrund seines Erfolgs ist Watchfinder natürlich immens gewachsen. Hat dies neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder neue Berufe geschaffen, die Sie sich vor ein paar Jahren nicht hätten vorstellen können?
„Wir sind hier bei Watchfinder ein sehr menschenorientiertes Unternehmen. Das ist etwas, auf das wir sehr stolz sind und das immer im Mittelpunt unseres Geschäfts stehen wird. Obwohl wir bereits 2002 als digitales Unternehmen gestartet sind, ist unser Data-Science-Team noch relativ neu. Wir haben erkannt, dass wir durch die Nutzung von Daten, Dinge tun können, die wir sonst nicht tun könnten. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Einkaufsabteilung und die Art und Weise, wie wir die Angebotspreise für jede Uhr festlegen. Früher mussten wir dazu eine Kalkulationstabelle verwenden und einer unserer erfahrenen Mitarbeiter musste manuell einen Preis für jede Uhr festlegen. Heute berücksichtigen wir zahlreiche (interne und externe) Daten aus den letzten 20 Jahren, um das optimale Angebot zu ermitteln. Somit sind heute 80 % aller von uns verschickten Angebote vollständig automatisiert – das ist etwas völlig Neues, das wir nicht vorhersehen konnten.“
Können Sie uns erklären, wie Sie den Wert der Uhr, die Sie verkaufen, ermitteln? Auf welche Kriterien / Daten achten Sie, um sicherzustellen, dass Sie immer wettbewerbsfähige Preise anbieten können?
„Unser Know-how, das richtige Inventar zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Preis zu kaufen, ist die Grundlage unseres Erfolgs. Ursprünglich haben wir uns die uns angebotenen Uhren angeschaut und bewertet ‚Haben wir diese schon einmal gekauft?‘, ‚Haben wir sie schon einmal verkauft?‘, ‚Und wenn ja, zu welchem Preis?‘. Auf dieser Grundlage würden wir dann ein Angebot erstellen. Dieser Prozess hat sich inzwischen erheblich weiterentwickelt – heute schauen wir uns unsere Transaktionsdaten der letzten 20 Jahre an. Wir schauen uns auch unsere Konkurrenten und den breiteren Markt an. Was kaufen sie? Was bieten sie an? Wie sieht ihr Bestand aus und wie schnell verändert er sich? Und dann schauen wir uns unseren eigenen Bestand an. Alle diese Faktoren helfen uns, unsere Kaufangebote und Verkaufspreise zu bestimmen.
Unser nächstes Ziel ist es, die Zukunft vorhersagen zu können und nicht nur zu verstehen: ‚Wenn wir die Uhr heute kaufen, wie können wir sie morgen, nächste Woche oder nächsten Monat verkaufen‘, sondern: ‚Wenn wir sie heute kaufen, wie wird sich der Preis dieser Uhr in den nächsten 12-24 Monaten entwickeln?‘ An diesem Punkt sind wir angelangt, und in dieser Hinsicht haben Technologien und Daten eine große Rolle gespielt. Aber letztendlich kommt der Erfolg von unseren Einkaufteams.“
Wie zertifizieren Sie, dass die von Ihnen verkauften Uhren keine Fälschungen sind? Welche Verfahren gibt es und wie funktionieren sie?
„Das ist eine großartige Frage! Watchfinder hat die letzten 20 Jahre damit verbracht, sich einen Ruf aufzubauen, der auf Vertrauen und Glaubwürdigkeit beruht, daher liegt uns dies sehr am Herzen. Bevor wir eine Uhr kaufen, wird sie von unserem Expertenteam inspiziert und authentifiziert. Ich würde sagen, der Authentifizierungsprozess ist teils Kunst, teils Wissenschaft. Es gibt viele Anhaltspunkte, die wir nutzen, um festzustellen, ob ein bestimmtes Modell echt ist oder nicht. Wir öffnen auch die Rückseite des Gehäuses, um zu prüfen, ob alle Teile echt sind. Unser Team ist sehr erfahren.
Es ist unglaublich wichtig für uns, den Trends immer einen Schritt voraus zu sein – die gefälschten Uhren werden immer besser und sind immer schwerer zu erkennen. Wir prüfen derzeit, wie uns die Technologie bei der Echtheitsprüfung besser unterstützten kann, und wir arbeiten auch eng mit Richemont zusammen, um NFTs in das Unternehmen zu integrieren, damit die Eigentumsverhältnisse nachvollzogen werden können.“
Wo sehen Sie Watchfinder in den nächsten 20 Jahren?
„Es ist unglaublich schwierig vorherzusagen, wo wir in 20 Jahren stehen werden, aber ich würde sagen, dass wir eine globale Reichweite und Kundennähe auf allen wichtigen Märkten haben. Unser langfristiges Ziel ist es, ein Unternehmen zu schaffen, das nicht nur für die nächsten 20 Jahr existiert, sondern eine Langlebigkeit und langfristige Bedeutung hat. Deshalb konzentrieren wir uns jetzt darauf, die Säulen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, dieses Ziel zu erreichen.
Und das ist es, was ich an Richemont wirklich schätze – wie die Gruppe sich als Hüterin der Maisons versteht und immer an die nächste Generation denkt. Es ist unglaublich, dass man einen Horizont haben kann, der über das hinausgeht, was man heute, morgen, nächsten Monat oder nächstes Jahr tut.“