Dies hatte unter anderem die Verankerung der heroingestützten Behandlung im Jahr 2008 im Betäubungsmittelgesetz zur Folge. Heute gibt es in der Schweiz 23 derartige Behandlungszentren. Wie Otto Schmid, Leiter des Behandlungszentrums «Janus» und des Ambulanten Dienstes Sucht für Methadon-Behandlung an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, im Gespräch mit dem GESCHÄFTSFÜHRER ausführt, gilt «Janus» als Vorzeigeprojekt der fortschrittlichen baslerischen Drogenpolitik und entstand als Reaktion auf die offene Drogenszene im Kleinbasel Anfang der 1990er-Jahre. 1994 sprach der Grosse Rat einen Kredit von 1,2 Millionen Franken für das ambulante Angebot eines Behandlungszentrums, welches die Vergabe von pharmazeutischem Heroin in einer krankenkassenpflichtigen Therapie anbot. Im Laufe der 20 Jahre wurden im « Janus» rund 700 Patienten behandelt, zurzeit sind 160 Menschen in Behandlung.
GESCHÄFTSFÜHRER: Wie fortschrittlich war vor 20 Jahren der Entscheid, eine Institution wie «Janus» ins Leben zu rufen beziehungsweise die heroingestützte Behandlung einzuführen?
Otto Schmid: Aufgrund der offenen Drogenszene, der HIV-Problematik oder der Beschaffungskriminalität in den 1990erJahren waren die Ängste in der Bevölkerung und in der Politik gross. Es ist unter anderem Persönlichkeiten wie dem damaligen Regierungsrast Hans-Jörg Schild oder dem Drogendelegierten Thomas Kessler zu verdanken, dass sich die Einsicht durchsetzte, dass mit Repression die Drogenproblematik nicht zu lösen war. Generell lässt sich sagen, dass dank «Janus» die Mortalitätsrate einer ganzen Bevölkerungsgruppe gesenkt und für die Patienten ein Stück weit die Lebensqualität erhöht werden konnte.
Der Heroinkonsum in der Schweiz hat abgenommen – weshalb braucht es das Behandlungszentrum «Janus» immer noch?
Es stimmt, die Zahl der Heroinkonsumenten in der ganzen Schweiz nimmt ab, dennoch sind im «Janus» meist immer noch alle Plätze belegt. «Die Behandlungen im ˈJanusˈ braucht es, denn Heroinabhängige leiden an einer chronischen Krankheit. Heroinabhängige sind in der Regel vor 20 und mehr Jahren mit der Droge in Kontakt gekommen, sind frühzeitig gealtert und haben bereits mit 50 Jahren Krankheiten, die sonst erst mit 70 Jahren auftreten. Im ˈJanus ˈ geht es deshalb nicht nur um die Abgabe von Heroin, sondern auch um eine weitergehende medizinische, psychologische und soziale Betreuung. Um es deutlich zu sagen: Es ist unrealistisch, die Abhängigen von den Drogen wegzubringen. Es kann nur unser Ziel sein, dass die Betroffenen ihr Leben wieder selbst bestimmen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
Wie sieht die Zukunft von «Janus» aus?
Damit das Ambulatorium auch für kommende Drogenprobleme gerüstet ist, soll ein Kompetenzzentrum für alle Abhängigkeitserkrankungen geschaffen werden. Deshalb ist geplant, dass «Janus» mit dem Ambulanten Dienst Sucht der UPK fusioniert.