Das Tiroler Kristallhaus hat zuletzt schwierige Zeiten durchlaufen. Der neue CEO setzt nun verstärkt auf Diamanten aus dem Labor sowie Sammlerstücke in limitierter Auflage.
«Kristalle machen Spass», sagt Alexis Nasard. Für den neuen Chef des österreichischen Kristallherstellers Swarovski steht die Marke für «Freude und Selbstdarstellung», wie das Online-Portal «Women’s Wear Daily» berichtet. «Luxus muss nicht ernst sein», befindet Nasard in seinem ersten Interview, seit er im Juli die Leitung des 127-jährigen Traditionshauses übernommen hat. Er ist der erste Chief Executive Officer beim Tiroler Kristallkonzern, der nicht einer der Gründerfamilie entstammt.
Früher CEO bei Bata
Nasard ist fest entschlossen, die «starke Persönlichkeit» der Marke zu nutzen, um das Unternehmen durch seine nächste Phase zu führen. «Ich bin ein Markenmensch und habe mit Hunderten von Marken gearbeitet, Charakter ist essentiell», erklärt er. Vor seinem Wechsel zu einem der grössten Luxus-Unternehmen in Familienbesitz arbeitete er unter anderem 17 Jahre bei Procter & Gamble, sechs Jahre bei Heineken und fünf Jahre als CEO des Schweizer Schuhmachers Bata, aber auch als Senior Business Advisor beim Beratungsdienstleister McKinsey.
Beim Kristallhersteller, der zuletzt schwierige Zeiten durchlaufen hat, soll Nasard das Geschäft hochfahren und wieder für Gewinne und mehr Umsatz sorgen. Im Zuge der Corona-Krise hat das Luxushaus herbe Rückschläge und Einschnitte einstecken müssen, darunter ein Personalabbau am Unternehmenssitz in Wattens sowie einen Umsatzeinbruch.
Neue Schmuckkollektion
Nasard ist bestrebt, wichtige Initiativen für das Unternehmen weiterzuentwickeln und auszubauen. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt an wichtigen Standorten in den USA wird das Unternehmen im Laufe des nächsten Jahres unter anderem seine Schmuckkollektion Swarovski Created Diamonds in 200 Geschäften in den USA und in Kanada sowie ab November auf seiner Online-Plattform einführen.
Seit 2016 bietet das Kristallhaus im Rahmen des Business-to-Business-Portfolios im Labor gezüchtete Diamanten an, und Nasard sieht die Entwicklung hin zu edlem Schmuck als eine natürliche Entwicklung für die Marke.
Was Chanel und Nike vereint
Die Markteinführung in diesem Herbst umfasst vier Serien von Ohrringen, Ringen, Halsketten und Armbändern mit Swarovski Created Diamonds, die aus 14-karätigem Gold und Sterlingsilber gefertigt sind. Nasard merkt an, der Erfolg dieser Kollektionen bei den amerikanischen Konsumenten habe die Erwartungen übertroffen. «Wir sind stolz darauf, hochwertigen Schmuck mit im Labor gezüchteten Diamanten anbieten zu können, die mit Ausnahme ihrer Herkunft zu 100 Prozent mit im Bergbau geförderten Diamanten identisch sind».
Im Rahmen des «Creators Lab» präsentiert Swarovski zudem Sammlerstücke in limitierter Auflage, die in Zusammenarbeit mit weltweit angesehenen Marken entstehen. Auch diese Initiative ist Nasard besonders wichtig. «Diese kreativen Kooperationen sind eine natürliche Entwicklung für uns und bauen auf einem Erbe auf, das bis in die Zeit zurückreicht, als die Verwendung von Swarovski-Kristallen in der Mode eine echte Revolution darstellte». Darunter versteht er Partnerschaften, die mit Grössen wie Chanel und Christian Dior begannen und zum Beispiel mit Nike fortgesetzt wurden.
Wachstumsmarkt USA
Swarovskis grösste Märkte sind die USA mit einem Anteil von 18 Prozent am Umsatz, gefolgt von China mit 12 Prozent sowie Grossbritannien und Italien mit 7 bzw. 5 Prozent. Nasard sieht ein grosses Potenzial auf dem US-Markt und plant, sich noch stärker auf diese Region zu konzentrieren.
Der CEO lehnte es ab, Umsatzzahlen zu nennen, sagte aber, dass das Umsatzwachstum im Jahr 2022 im niedrigen zweistelligen Bereich liege und dass der Gewinn im Vergleich zu 2021 um 70 Prozent gestiegen sei. «Das ist ein gutes Momentum für das Geschäft, und wir erhöhen die Produktion um 50 Prozent.»
Quelle: Finews.ch