von Eylem Yornik, Gründerin von Melye Beauty Salon Basel
Als ich im Oktober 2019 die Türen meines Melye Beauty Salons in Basel öffnete, war ich voller Vorfreude auf die Selbstständigkeit. Doch drei Jahre später kam eine neue Dimension hinzu: die Geburt meines Sohnes. Plötzlich stand ich nicht nur vor der Herausforderung, ein Unternehmen zu führen, sondern auch vor der Frage, wie ich meine Rolle als Mutter mit meiner Leidenschaft für Beauty vereinen könnte. Heute, mit einem zweijährigen Sohn und einem Salon, der florierender denn je ist, weiss ich: Es ist möglich, beides zu leben – wenn man bereit ist, sich auf einen Weg voller Lernprozesse, Kompromisse und kleiner Wunder einzulassen.
Der Spagat zwischen Terminen und Kinderlachen
Die ersten Monate nach der Geburt meines Sohnes waren eine Zeit der Extreme: auf der einen Seite die unbändige Freude über mein Kind, auf der anderen die Sorge, mein Business zu vernachlässigen. Wie soll ich Termine koordinieren, wenn der Schlafmangel mich tagsüber in ein Zombiedasein zwingt? Wie reagieren Kundinnen, wenn ich plötzlich weniger verfügbar bin? Und vor allem: Würde ich jemals wieder das Gefühl haben, beiden Welten gerecht zu werden?
Schnell merkte ich: Der Schlüssel liegt nicht darin, alles perfekt zu machen, sondern Prioritäten zu setzen – und diese konsequent zu leben. Mein Wochenrhythmus wurde zum Fundament. Dienstags, donnerstags, freitags und samstags bin ich voll für den Salon da und konzentriere ich mich auf meine Kundinnen, entwickle neue Konzepte und sorge dafür, dass jedes Detail stimmt. Montags, mittwochs und sonntags dagegen gehört meine Zeit ausschliesslich meinem Sohn. Diese klare Trennung gibt mir und meiner Familie Sicherheit.
Natürlich kollidieren die Welten manchmal. Es gab Tage, an denen mein Sohn krank wurde, während eine Stammkundin ihren Wimperntermin wahrnehmen wollte. Oder Momente, in denen ich beim Sandkastenbauen plötzlich eine Rechnung im Kopf durchging. Doch ich lernte, dass Flexibilität und Offenheit die grössten Verbündeten sind. Mein Mann, der im Marketing arbeitet, springt ein, wenn ich beruflich gebraucht werde. Umgekehrt nehme ich meinen Sohn manchmal mit in den Salon. Diese Mischung aus Struktur und Spontaneität macht meinen Alltag aus – und zeigt mir immer wieder: Kinder und Karriere sind kein Entweder-oder.
Die unsichtbaren Hürden
Viele denken, die grösste Herausforderung sei das reine Zeitmanagement. Doch die wahren Stolpersteine liegen tiefer. Da sind die gesellschaftlichen Erwartungen: die stille Kritik, wenn man als Mutter «zu viel» arbeitet, oder das Vorurteil, man sei als Unternehmerin «nicht voll bei der Sache», sobald das Kind da ist. Solche Kommentare prasselten auch auf mich ein – selbst von Menschen, die es gut meinten.
Hinzu kam der innere Konflikt: das schlechte Gewissen, wenn ich meinen Sohn wegen eines wichtigen Termins in der Kita liess, oder das Gefühl, im Salon nicht präsent genug zu sein, weil ich nachts mehrmals aufstand. Irgendwann begriff ich, dass diese Schuldgefühle niemandem nutzen – schon gar nicht meinem Kind. Statt mich in Selbstzweifeln zu verlieren, begann ich, offen über meine Situation zu sprechen. Mit Kundinnen, die selbst Mütter sind. Mit meinem Mann, der mich emotional und praktisch unterstützt. Und mit meiner Mitarbeiterin, die mir den Rücken freihält.
Mit Mut zur Lücke
Eines der wichtigsten Learnings meiner Reise ist: Niemand schafft das allein. Hinter jeder erfolgreichen Mutter steht ein Netzwerk aus Menschen, die sie tragen. Für mich sind das vor allem drei Säulen:
Erstens mein Mann, der nicht nur mental, sondern auch praktisch anpackt. Als Marketingexperte bringt er beruflich frischen Wind in den Salon, privat übernimmt er die Vaterrolle mit einer Gelassenheit, die mich oft staunen lässt. Zweitens mein Team: eine loyale Mitarbeiterin, die den Salon an meinen freien Tagen mit Herzblut führt, und Stammkundinnen, die Verständnis zeigen, wenn ich mal «Mamapausen» einlege. Drittens die Akzeptanz, dass nicht alles perfekt sein muss. Mein Salon ist kein steriles Luxusstudio, sondern ein Ort, an dem sich Frauen wohlfühlen – auch wenn im Hintergrund mal ein Kinderlachen zu hören ist.
Ein prägendes Erlebnis hatte ich letztes Jahr: Mein Sohn erkältete sich schwer, genau, als ich einen grossen Kundentermin hatte. Statt zu canceln, bat ich meinen Mann, ihn für zwei Stunden zu nehmen, und erklärte der Kundin die Situation. Ihre Reaktion? «Ich bewundere Sie – machen Sie sich keinen Stress.» Diese Empathie zeigte mir: Authentizität verbindet.
Was ich anderen Müttern mitgeben möchte
Wenn ich heute Frauen treffe, die unsicher sind, ob sie Kind und Karriere vereinen können, erzähle ich keine Erfolgsstorys. Stattdessen teile ich, was mir geholfen hat – und was ich anders machen würde:
Grenzen sind Freundinnen, keine Feinde
Früher dachte ich, Flexibilität sei das A und O. Heute weiss ich: Klare Regeln entlasten. Ob feste Arbeitszeiten, handyfreie Familienmomente oder die Entscheidung, bestimmte Aufgaben abzugeben – Grenzen schützen vor Überforderung.
Perfektion ist der falsche Massstab
Es gibt Tage, an denen ich meinem Sohn Fertigpizza serviere, während die Buchhaltung wartet. Und das ist okay. Kinder lernen so, dass das Leben bunt und nicht perfekt ist – und dass auch Mama nicht alles kann.
Investiere in Beziehungen
Meine Stammkundinnen sind nicht nur Kundinnen, sondern oft auch Vertraute. Indem ich ehrlich über meine Herausforderungen spreche, schaffe ich Verbundenheit. Gleichzeitig pflege ich Freundschaften mit anderen Müttern, die ähnliche Wege gehen. Dieser Austausch gibt Kraft.
Vertraue deiner Intuition
Als ich nach der Geburt meinen Arbeitsrhythmus anpasste, warnten einige vor Umsatzeinbussen. Doch das Gegenteil passierte: Durch die klare Struktur wurde ich produktiver, und meine Kundinnen spürten, dass ich präsenter war. Manchmal weiss man einfach, was richtig ist – selbst, wenn es gegen konventionelle Ratschläge geht.
Mutterschaft und Leidenschaft bereichern sich
Als ich den Melye Beauty Salon gründete, wollte ich Frauen helfen, sich selbstbewusst und schön zu fühlen. Heute, als Mutter, verstehe ich diesen Auftrag tiefer: Es geht darum, vorzuleben, dass man Träume nicht begraben muss – selbst wenn das Leben neue Kapitel schreibt.
Ja, der Balanceakt ist anstrengend, und ja, es gibt Tränen. Aber es gibt auch diese magischen Momente: Wenn mein Kleiner voller Stolz zu mir hinaufblickt oder eine Kundin mir dankt, weil sie sich durch mein Beispiel ermutigt fühlt, ihren eigenen Weg zu gehen.
Melye Beauty Salon
Güterstrasse 300
4053 Basel
www.melyebeauty.ch